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Fußschweiß.

1.

Ein junger Herr, 18 Jahre alt, klagt sein Elend: »Von Jugend auf hatte ich beständig starken Fußschweiß. Man machte sich nichts daraus, weil ich im Ganzen gesund, wenn auch immer etwas schwächlich war. Vor zwei Jahren hörte der Fußschweiß von selbst auf, und von da an stellte sich bald schwaches Kopfweh ein. Dasselbe steigerte sich so sehr, daß ich meine Studien nicht weiter fortsetzen konnte; weil ich nun bei Ärzten keine Hilfe gefunden, möchte ich den Versuch machen mit der Wasserkur.«

Wie ist dieser Fall zu beurtheilen, und wie kann geholfen werden? Von Jugend auf hatte das Kind keine guten Säfte, mithin auch kein gutes Blut. Daß sich durch die Jahre der ganze Zustand immer mehr verschlimmerte, ist begreiflich. Es müssen somit die schlechten Säfte ausgeleitet und besseres Blut bereitet werden. Dazu ist hauptsächlich nöthig, daß der ganze Körper und alle seine Theile gekräftigt werden. Der Student bekommt 1) jeden Tag zweimal einen Oberguß und zweimal einen Knieguß, 2) täglich sechs bis acht Wachholderbeeren zu essen. So acht Tage lang; dann 3) jeden Tag ein Halbbad und täglich zweimal einen Oberguß; die Wachholderbeerenkur wird fortgesetzt in gleicher Weise. In drei Wochen war das ganze Aussehen frisch und gesund, die abgestandene graue Gesichtsfarbe verschwunden, das Kopfweh hatte gänzlich aufgehört. Während der Kur hat der Student besonders geklagt über den schlechten Geschmack, den er immer im Gaumen habe. Er sei so schlecht und übelriechend wie der Fußschweiß gewesen; er hat auch recht viel ekelhaften Schleim ausspucken müssen – ein Beweis, daß die faulen Stoffe aufgelöst und ausgeleitet wurden. Um den jungen Körper zu festigen und vor dem alten Übel zu bewahren, war weiter nothwendig, in der Woche drei, und später zwei Halbbäder zu nehmen, was auch die beste Wirkung hervorgebracht hat. Die Aufgießungen kräftigten den ganzen Körper und brachten mehr Wärme, so daß durch die Poren alles Schlechte ausströmen konnte. Die Wachholderbeeren bewirkten eine bessere Verdauung, Verbesserung des Blutes und der Säfte, und so wurde mit Hilfe des noch kräftiger wirkenden Halbbades die verlorene Gesundheit wieder hergestellt. Anstatt der Wachholderbeeren hätten in diesem Fall auch ausgereicht täglich eine Tasse Thee aus einer Mischung von Wermuth, Salbei und Fenchel.

2.

Ein Hausvater, 48 Jahre alt, erzählt: »Ich bin schon mehrere Wochen, ja Monate nicht mehr gesund, habe häufig Schwindel, fühle bald Enge in der Brust, bald ist der Unterleib so aufgetrieben, daß all' meine Kraft wie verschwindet. Öfters Appetitlosigkeit und manchmal wieder auf einige Zeit großer Hunger; kurz ich weiß nicht, wo es mir fehlt. Früher hatte ich mehrere Jahre lang starken Fußschweiß. Dieser ist ausgeblieben, und ich glaube, daß dort mein Übel angefangen hat.« Was ist hier zu thun?

Es ist kein Zweifel, daß der Fußschweiß die Ursache der Krankheit ist und sich im Innern an verschiedenen Stellen Anstauungen gebildet haben; deßhalb ist zuerst die Natur zu unterstützen, daß sie kräftiger wird und die faulen Stoffe auszustoßen beginnt; ebenso muß auf das Innere gewirkt werden. Deßhalb

1) täglich einen Oberguß und Schenkelguß,

2) den einen Tag einen Rückenguß, den anderen ein Halbbad und

3) jeden Tag zweimal jedesmal vier Minuten lang im Wasser gehen.

Nach innen: Täglich eine Tasse Thee von Schafgarbe, Salbei und Johanniskraut in drei Portionen zur Verbesserung des Blutes. So 14 Tage lang.

Diese Anwendungen wirkten sehr günstig, aller Schwindel war beseitigt, der Appetit gut. Nach 12 Tagen ist der alte Fußschweiß wieder eingetreten, obwohl der Kranke täglich barfuß im Gras gegangen ist.

Wieder ein Beweis, wie krank zurückgetretener Fußschweiß machen kann; welche Macht aber andererseits das Wasser auf den Körper ausübt bei entsprechender Anwendung. Zur Winterszeit hätte die Kur natürlich anders beschaffen sein müssen. Zur weiteren Kräftigung reichten aus in der Woche zwei bis drei Halbbäder und die eine oder andere Abhärtung.

3.

Ein Beamter litt an lästigem Fußschweiß, der ihm durch eine Verkältung ausblieb. Schon nach wenigen Tagen fühlte er den Unterleib stark aufgetrieben; auch auf der Brust wurde es ihm eng, im Kopf fühlte er Schwindel und Eingenommenheit.

Dieser Fall, weil es Winterszeit ist, kann geheilt werden, wie folgt:

1) In der Woche zweimal den spanischen Mantel, durch den die faulen Stoffe aufgelöst und aufgesaugt werden.

2) Zweimal in der Woche eine Ganzwaschung vom Bett aus dann wieder in's Bett, zur kräftigen Transspiration und Widerstandsfähigmachung der Haut.

3) In der Woche ein Halbbad von einer halben Minute, wodurch der ganze Körper gekräftigt und auf gute Transspiration hingewirkt wird.

In drei Wochen war der Kranke vollständig gesund, und es stellte sich während der Kur wieder schwacher Fußschweiß ein.

Weil aber der Fußschweiß auch eine Krankheit genannt werden kann, so ist auch diese zu heben, und zwar durch folgende Anwendungen:

1) In der Woche einmal den kurzen Wickel und

2) zwei- bis dreimal in der Woche ein Halbbad von einer Minute.



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