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Loreley.

Fürst Oktavian von Nornenstein hielt in Baden bei Wien wahrhaft fürstlichen Hof; sein Palais war jedem Miethkutscher bekannt. Leon, der mit dem Bahnzuge hinaus fuhr, fand den Fürsten bereits daheim. Derselbe war in seinem eigenen Wagen vorausgeeilt. Die Säle waren prachtvoll erleuchtet, ein großer Theil der vornehmen Gesellschaft war bereits versammelt. Die Herrschaften waren sämmtlich in eigenen Equipagen gekommen; die plebejische Eisenbahn hatte nur Leon benutzt. Er fand sie alle hier versammelt, die alten Bekannten aus dem Konventikel zu Budapest, die Mitglieder der heiligen Liga, welche ihn früher einmal für den ihrigen, für ihren geistigen Kämpen gehalten, und die noch zur Stunde nicht weiß, woran sie mit ihm eigentlich ist.

Als Leon an die Garderobe kam, eilte ihm Wendelin in Person entgegen, seine Ueberkleider in Empfang zu nehmen. Das Lächeln des alten Burschen gab Leon zu erkennen, daß er die Gnade habe, sich seiner zu erinnern.

»Monsieur Wendelin,« sprach Leon mit freundschaftlicher Vertraulichkeit zu dem getreuen Diener, »ich habe da ein Täschchen bei mir, welches ich nicht zu Hause lassen konnte. Ich möchte es gerne irgendwo an eine sichere Stelle hinterlegen.«

»Oh ich bitte ergebenst, wollen die Gnade haben, mir zu folgen.«

Wendelin bugsirte den neuen Gast unter Anwendung aller möglichen Attitüden der ehrerbietigsten Bücklinge und Verbeugungen in ein kleines dunkles Gemach. Daselbst stand eine Werthheim-Kasse. Wendelin schloß dieselbe auf. Hier wird das Täschchen vollkommen sicher aufgehoben sein.

In dem Schranke lagen, wohlgeordnet, Packete der verschiedensten Münz- und Notensorten: Dukaten in Rollen, preußische Thalerscheine, und Cheks. Der das Zimmerchen bewohnt, ist ohne Frage ein Herr!

Leon öffnete mit dem kleinen Schlüssel, den er an der Uhrkette trug, das Täschchen, steckte von dem Geldpacket, welches er hineingelegt hatte, einen Betrag zu sich und verschloß hierauf das Täschchen wieder; er versuchte, ob es auch wohl versperrt sei, dann legte es Wendelin in den Tresor, schloß die eiserne Thür des Schrankes ab und überreichte Leon den Schlüssel. »So! Hier könnte Cartouche selber die Finger nicht daran legen.«

Leon dankte für die Gefälligkeit, steckte den Schlüssel zu sich und machte sich weiter keine angelegentlichere Sorge mehr, als endlich mit seinen Handschuhen fertig zu werden, die sich durchaus nicht zuknöpfen lassen wollten.

Im Salon war die Gesellschaft mittlerweile bereits sehr zahlreich geworden. Leon suchte den Herrn des Hauses auf, dieser nahm die nächstbeste Gelegenheit wahr, ihn dem Nächstbesten vorzustellen, der ihm eben in den Handbereich kam, war zufällig ein böhmischer Kavalier – und überließ es dann den Beiden selber, sich mit einander zu unterhalten; er aber eilte in sein Cabinet und klingelte seinem Kammerdiener.

»Wendelin, verstehst Du Dich auf's Stehlen?«

»Sonderbare Frage!«

»Der Herr, der soeben gekommen ist, hatte eine Handtasche bei sich.«

»Er hat sie mir in Verwahrung gegeben; ich habe sie in den Werthheim-Schrank gesperrt und ihm den Schlüssel übergeben.«

»Aber Du hast den zweiten Schlüssel und kannst also zu der Tasche gelangen.«

»Jawohl.«

»Die Tasche selber ist ebenfalls gesperrt; indeß – Du wirst sie wohl offen zu kriegen wissen?«

»Ich sage nicht nein.«

»In dem Täschchen steckt ein nach Paris adressirtes Schreiben, mit dem amtlichen Reichsinsiegel geschlossen. Du wirst die Geschichte wohl zu öffnen wissen, ohne das Siegel zu verletzen?«

»Mir scheint es beinahe selber, als könnte ich das Kunststück fertig bringen.«

»Diese Depesche wirst Du mir Buchstaben für Buchstaben kopiren; aber achtsam, daß Du auch nicht ein Jota verfehlest, denn es ist eine Geheimschrift. Wenn Du damit zu Stande bist, wirst Du den Brief wieder schließen, sorgfältig, daß auch nicht das Geringste daran wahrzunehmen sei; dann legst Du die Depesche wieder in das Täschchen und dieses in den Schrank zurück.«

»Zu alldem ist nur Eines unumgänglich nothwendig: zwei Stunden Zeit, während welcher ich sicher bin, daß mir der Herr nicht auf den Hals kommt, um nach seiner Tasche zu sehen.«

»Dafür wird gesorgt sein.«

»Woran soll ich erkennen, daß ich ungestört an die Arbeit gehen könne?«

»Ich werde Dir sagen: »Geh' und setze im Spielzimmer den Taroktisch in Stand.«

»Soll besorgt werden.« Damit ging er – den Gästen Thee serviren.

*

Leon hatte sich gefaßt gemacht, daß man ihn ins Gebet nehmen, daß man auf alle mögliche Weise versuchen werde, wie etwas aus ihm herauszukriegen wäre von den gewichtigen Geheimnissen, welche ihm auf die Seele gebunden sind. – Er war im Irrthum gewesen.

Gegen alle Erwartungen schien sich Jedermann, mit dem er ins Gespräch gerieth, ihm gegenüber ostentativ einer vollkommenen Gleichgültigkeit gegen Alles zu befleißen, was Politik heißt. Die Leute thaten genau so, als ob sie fürchteten, ihrerseits von Leon ausgeholt zu werden.

(»Bravo!« sagte Leon zu sich selber; »auf diese Art ist mir ja die Arbeit der heutigen Nacht gar sehr erleichtert. Man hat hier in der That nichts Anderes zu thun, als sich zu amüsiren.«)

Er ging in den Tanzsaal hinüber. Sein Auge suchte die schöne Baronin Pompeja, die seines Wissens hier sein mußte. Sonst war es immer so leicht gewesen, sie zu finden. Wo der Schwarm am dichtesten ist, am lebhaftesten summt, dort thront sicherlich die Bienenkönigin. Von ihr aus fluthete Leben durch die Gesellschaft; ihre Witze, ihre pikanten Aperçus, zuweilen wohl auch eine etwas auffällige Extravaganz, elektrisirten die unter der Wucht ihres Pompes schwerfällig einherstolzirende und prunkende Menge der Ballgäste. Pompeja's ganze Erscheinung war in der Regel eine auffallende, ihr Geschmack in Toilettensachen sowohl, als in anderen Dingen kühn und unternehmend, bis hart an die Grenze der Möglichkeit. Ueberdies war Leon daran gewöhnt, daß Baronin Pompeja, wo immer er ihr auch begegnete, stets zuerst ihre Bekanntschaft mit ihm zu manifestiren und die Rechte der Freundschaft in Anspruch zu nehmen pflegte. Und nun mußte er heute förmlich auf Kundschaft ausgehen, bis er sie endlich in einer Nische sitzend fand, halb verborgen hinter der Armlehne des Sophas, in besten Ecke sie sich zurückgezogen hatte.

Baronin Pompeja wollte heute unbemerkt bleiben.

Sie trug ein Kleid von taubengrauer Seide, mit einfachem Spitzenbesatz, ohne jeden Blumenschmuck. Das schöne blonde Haar streng à la Amalasuntha, in einen einzigen Wirbel nach rückwärts zusammengefaßt, war blos mit einem Schildpatt-Kamm, von derselben blaßgelben Färbung wie das Haar selbst, aufgesteckt. Das Gesicht war bleich, der Blick theilnahmlos, abgespannt. Den Fächer hielt sie in der Hand, ohne ihn auch nur zu bewegen, um ja durch nichts zu verrathen, daß sie auf der Welt sei.

Der launenhaften, muthwilligen Fee, die sie sonst war, würde Leon unschwer fern geblieben sein, das trauernde Geschöpf aber in seiner Zurückgezogenheit muthete ihn unwiderstehlich an. Er wartete nur den Beginn des ersten Contretanzes ab. Er sah, wie Pompeja aller Welt Körbe gab; sie wollte nicht tanzen, er wußte auch den Grund leicht zu errathen. Sobald sie allein war eilte Leon auf sie zu.

Pompeja schien wie aus einem Traume zu erwachen, als Leon sie begrüßte. Und dann, als sie ihn erkannte, flammte die helle Freude in ihrem Gesichte auf. Sie reichte ihm die Hand. »Ah, Sie wußten mich also zu finden!«

»Sie spielen in der That Versteckens, Baronin. Sie tanzen ja nicht einmal.«

»Meine garde de dame, die Frau Generalin, tanzt an meiner Stelle, ich hüte ihr Bouquet.«

»Und Baronin haben sich hier ein ganzes Korbmagazin etablirt, aus dessen Vorrathe Sie die Bewerber um einen Tanz betheilen.«

»Ich bitte Sie um's Himmels willen, fordern Sie mich nicht zum Tanze auf; ich setze heute Jeden auf die Liste meiner Feinde, der mir das anthut.«

»Ich hatte auch gar nicht die Absicht, Baronin.«

»Ich wußte es ja! Sie haben mehr offenen Sinn, als irgend ein Anderer. Und überdies bestürmt man mich noch mit Fragen: Was fehlt Ihnen doch nur? Sie sind vielleicht krank? Was ist Ihnen denn widerfahren? Was mir widerfahren ist? Nichts weiter allerdings, als daß ich heute hier sein »muß«. Ich muß! Was will ich thun? Mein Vater befiehlt. Was versteht er auch davon? – Und da fragt man mich noch, was mir fehle? – Und sie wissen es doch alle ganz gut. Nur Sie allein fragen nicht danach, der Sie es allein nicht wissen.«

Mittlerweile war Leon von den tanzenden Paaren fortwährend bald gestoßen, bald mit der Schleppe beinahe niedergefegt worden; zuletzt bekam er bei einer tour de mains einen Stoß in den Rücken, daß seine Kniee wider die seiner schönen Dame stießen.

»Ach,« sagte Pompeja ärgerlich, »wir wollen ein anderes Plätzchen suchen! Hier stolpert ja alle Welt über uns. Damit stand sie auf, ließ das Bouquet ihrer garde de dame im Stich und verließ, Leon mit sich fortziehend, den Saal.

*

»Wendelin! Mach' doch im Spielzimmer den Taroktisch zurecht,« rief Fürst Oktavian seinem Kammerdiener zu.

*

Baronin Pompeja hatte sich von Leon auf die Veranda des Palais geleiten lassen. Daselbst setzte sie sich auf eine Bank und bat Leon, an ihrer Seite Platz zu nehmen. Es war ein lauschiges heimliches Plätzchen; das Licht der Lampen und Kronleuchter gedämpft durch das dichte Laubwerk der blühenden Tropenpflanzen; ein Liebespaar hätte kein passenderes Plätzchen wählen können. Hier belauschte sie Niemand. Aus den Sälen brauste die Tanzmusik herüber, vom Garten klang das Lied der Nachtigallen herauf, so oft das Rollen der Equipagen in den belebten Gassen für einen Augenblick nachließ.

»Sie sind der Meinung, ich leide; deshalb fragen Sie nicht, was mir fehle. Die da drinnen erkundigen sich Alle voll Theilnahme, eben weil sie wissen, daß ich nicht leide, sondern hasse! Und dazu machen Sie ein so unschuldiges Gesicht! Sie ahnen wohl gar nicht, daß der allererste Gegenstand meines Hasses Sie selbst sind.«

»Ich Baronin? Was habe ich denn gethan, was mir Ihren Haß zuziehen konnte?«

»Nicht was Sie gethan, sondern was Sie nicht gethan haben, davon ist die Rede. Wann haben Sie die Prinzessin Raphaela gesehen?«

»Zuletzt bei der Abgeordnetenwahl.«

»Als Sie Alienor Nornensteins Stelle einnahmen. – Warum haben Sie denn diese Stelle nicht ganz eingenommen?«

»Baronin!«

»Haben Sie damals nicht eine gestickte Fahne bekommen? Nun denn, Sie hätten auch die Hand haben können, die sie Ihnen reichte.«

»Sie sind sehr im Irrthum, Baronin.«

»Nein, ich irre nicht. Sie sind feig! Sie wissen Ihren Vortheil nicht wahrzunehmen! Man war stolz gegen Sie –? Du lieber Himmel, haben Sie denn nicht bemerkt, daß die Göttin gegen Jedermann freundlich, herzlich, herablassend und nur gegen Sie allein stolz ist? Weil sie bis über die Spitzen ihres schönen Haupthaares hinaus in Sie verliebt ist! Dieser Stolz ist nichts weiter als eine Maske, welche ihre vollständige Unterjochung verbergen soll. – Und Sie hatten nicht den Muth, das zu merken!«

»Die Prinzessin ist einem anderen Manne verlobt.«

»Der ihr ebenbürtig ist. Und Sie getrauten sich nicht, die Stelle jenes Anderen einzunehmen: Sie fürchteten sich, Sie trauten sich selber nicht zu, der Herr und Gebieter eines Weibes sein zu können, ob auch ihre Wiege unter einem fürstlichen Dache gestanden wäre. Und in Ihnen hasse ich nur die Feigheit des Mannes, – in der Prinzessin aber hasse ich die Energie des Weibes! Die schöne Prinzessin raisonnirte folgendermaßen: »Wähle ich Denjenigen, für den ich glühe, so wird er mein Herr, mein Unterjocher, – nehme ich dagegen den Anderen, den ich verlache, so habe ich an ihm einen Sklaven und ein Spielzeug. Ich will sie Beide behalten: den Sklaven für meinen Titel, den Eroberer für das Herz. Das wird wohl das Richtige sein.«

»Baronin, Sie begehen ein Unrecht an Ihrem eigenen Geschlechte!«

»Meine Anklage ist berechtigt gegen das ganze weibliche Geschlecht! Sagen Sie selbst: glauben Sie wirklich, daß es ein Weib auf der Welt giebt, die Alienor Nornenstein zu lieben vermöchte? Verstehen Sie wohl: zu lieben, glückselig zu sein in dem Gedanken an ihn? Sie glauben es nicht! Mit ihm prunken, ja – das ist ein Anderes, das ist denkbar. Sie sind auch wie besessen nach ihm aus! Aber die vornehme Dame hat nicht nur ihren Stolz, sie hat auch ihre Leidenschaft. Und beide lassen sich ganz gut mit einander vereinigen. Es ist schon dagewesen, daß man aus dem Namen »Alienor« – »Leon« gemacht hat. Es geht auch ohne Feuerwerk. – Und Ihnen sagt diese Rolle zu?«

Leon blickte der Baronin forschend ins Auge. »Ist das blos Komödie, oder ist wirklich Gefühl dahinter?«

»O, wir Frauen haben in dieser Richtung einen untrüglichen Instinkt. Sie sind in Raphaela ebenso verliebt, wie diese in Sie. Wenn Sie Ihnen gleichgültig wäre, würden Sie sie umschwärmen und ihr Kraft des Rechtes, welches Ihnen alte Bekanntschaft giebt, den Hof machen. Aber Sie fliehen sie, und eben dadurch verrathen Sie sich. Warum meiden Sie denn andere Frauen nicht? Mich zum Beispiel? Oder diese und jene? – Weil Sie uns nicht fürchten.«

»O, im Gegentheil, Baronin! Ich schwöre Ihnen: Sie fürchte ich so sehr, daß ich nur lieber gleich die Waffen strecken möchte.«

»Das wäre eine große Thorheit. Ich will doch aus Ihnen keinen Ehemann machen. Was würde ich denn mit Ihnen erreichen? Die Baronin eines armen Beamten, die sich selber ihre Kleider plättet! Nein, nein, an derlei Schwärmereien habe ich mich nicht gewöhnt. Meine stolze Seele könnte an eigener Glückseligkeit kein Genügen finden, – sie muß sich auch an fremdem Herzeleid weiden können. Nein, mein Herr: Fräulein von Falbenheim zählt Sie nicht unter ihre Schmerzen; aber, ob die Gemahlin Alienor Nornensteins der Gattin Leon Zarkany's nicht etwa Schmerz verursachen würde, das weiß ich in der That nicht.«

Das sah ganz so aus wie ein gefährliches Geständniß.

»Baronin, es ist niemals gut, einen Wechsel zu unterschreiben, und wäre es auf noch so lange Sicht. Einmal kommt die Verfallszeit doch.«

»Und dann?«

»Dann muß man bezahlen.«

»Und wer von uns Beiden ist der Schuldner des Andern?«

»Ich bin es, Baronin. Ich anerkenne es.«

»Für die Vergangenheit nicht. Mit dieser haben wir abgeschlossen; diesbezüglich ist Alles beglichen. Sie haben gethan, was ich gewünscht habe, und es hat damals Erfolg gehabt. Was aber die Zukunft betrifft, so sage ich Ihnen: Sie stehen wahrhaftig so tief in meiner Schuld, daß zur Stunde die Höhe noch Keines von uns Beiden zu ermessen vermag. – Wenn Raphaela von Etelvary den Fürsten Alienor heirathet, so bleibt mir keine andere Wahl, als in ein Kloster zu gehen.«

»Das ist extrem.«

»Jenun, es giebt allerdings auch noch ein anderes Extrem. Aber dazu besitze ich nicht Herzensgüte genug. Denn glauben Sie mir, es gehört ein engelgutes Herz dazu, sich als seinem Lebenszwecke der Aufgabe zu unterziehen, Anderen immer nur Freude zu bereiten, selber aber zum Entgelt Verachtung zu ernten. Doch – reden wir nicht davon. Wenn Sie es geschehen lassen, daß Alienor Nornenstein Raphaelen heirathet, so werde ich Sie hassen – wie nur ein Mädchen einen Mann hassen kann, dem sie einmal verrathen hat, daß sie ein Herz habe, und der – dieses Geständniß unbemerkt ließ.«

Leon thaute selbst hievon nicht auf. Vielleicht, wenn nicht ein anderes Bild seine Seele erfüllt hätte, wäre ihm der bizarre Einfall eines Weibes; »Sei mir behülflich, denjenigen zum Mann zu kriegen, den ich haben will, dann will ich Dich lieben« – verlockend genug erschienen. Doch nein, selbst dann nicht. Er kannte Pompeja als viel zu schlau, als daß er ihr das geglaubt hätte und er selber war gleichfalls viel zu schlau, um sich in einem solchen Spinnengewebe fangen zu lassen. Er ließ sich durch das Funkeln der verschiedenfarbigen schönen Augen die Phantasie nicht erhitzen. Er vergnügte sich an den lockenden Worten der schönen Lippen, er fühlte ihren warmen Athem wohlig sein Gesicht umwehen – aber er forschte nicht weiter.

»Nun, dann sprechen wir von etwas Anderem,« sagte Pompeja und zog ihre leichte Bajadère um den bloßen Hals. »Was meinen Sie wohl – werden wir heuer Krieg haben?«

»Ich wünschte, daß Friede bliebe, fürchte aber, daß es allerdings Krieg giebt; doch hoffe ich, daß wir davon verschont bleiben. Uebrigens sehe ich nicht in die Zukunft.«

»Ich meinerseits wünschte, daß es Krieg gebe, hoffe, daß mein Wunsch in Erfüllung geht, glaube zuversichtlich, daß dann auch wir mit dabei sein werden und werde die Zukunft allerdings vorhersehen.«

»Tragen Sie so sehr Verlangen, Baronin, Ihren Vater als Feldzeugmeister zu sehen?«

»Was soll mir das? Was kümmert mich der Krieg an sich! Ich habe nur einen Gedanken: Wenn überhaupt sichere Anzeigen vorhanden sind, daß unsere Monarchie bereit ist, sich in einen Krieg einzumengen, so ist unsere Aktion jedenfalls nur nach einer Richtung hin denkbar, nach jener, welche die Nornensteins auf den Fürstenstuhl ihrer Vorfahren zurückführt, welche die Projekte der heiligen Liga verwirklicht, die Projekte, für deren Gelingen in diesem Augenblick die Gesellschaft da drinnen betet und konspirirt. Sie glauben, die Leute tanzen und spielen: nicht doch, sie beten und konspiriren. – Blicken Sie doch nicht nach der Thür, es belauscht uns Niemand. Mein Vater sitzt am Taroktisch und man läßt ihn nicht aufstehen, obgleich man auf mich mit nicht geringerer Sorgfalt Acht hat, als die Juden auf Judith Acht hatten, als sie sie nach Holofernes' Haupt aussandten; die Chroniken machten hinterher der Heldin das Tête-à-Tête nicht zum Vorwurfe ... Im Gegentheil, man benannte die Stadt, die sie gerettet hatte, nach ihr Bethulia, ›die Stadt der gottgeweihten Jungfrau‹.«

»Sie trachten also nach meinem Kopfe, Baronin?«

»Jawohl. Und wissen Sie wohl, was ich mit Ihrem Kopfe gewonnen hätte?«

»Das weiß ich nicht, ich kenne den Werth meines Kopfes nicht.«

»Wenn ich Ihnen den Kopf derart abnehmen könnte, daß ich daraus erführe, ob sich dasjenige in der That erfüllen werde, was ich wünsche: ob wir in der That Krieg haben werden –«

»So dürften Sie hoffen, sich dadurch den Fürsten Oktavian zu Dank zu verbinden? –«

»O glauben Sie doch ja nicht, daß ich mich selbst betrüge, weil mich ein Anderer gerne betrügen möchte. Ich bin Niemandem auf der Welt einen solchen Trumpf schuldig, als gerade dem Fürsten. Er gedenkt mich als Werkzeug seiner hochfliegenden Pläne zu gebrauchen. Er macht mich zu seiner Vertrauten; er weiht mich in seine Intriguen ein. Er hält meinen Vater wochenlang in seinem Hause zurück, als ob er sein liebster Anverwandter wäre, und läßt seinen Sohn unbehindert gewähren, wenn er an meiner Seite schmachtet; mittlerweile aber ist er in der listigsten Weise geschäftig, Hindernisse zwischen uns aufzuthürmen. Ich bin für seinen Sohn keine »Partie«. Ja, wenn der Junge ein ganzer Mann wäre! Aber er hat eben noch eine Ehehälfte nöthig, die ihn ergänzt, die »Etwas« aus ihm macht. Se. Hoheit lassen es geschehen, daß ich in Verruf komme, in Selbsttäuschungen, in schmeichelnden, leeren Hoffnungen dahinlebe; nennen mich »mein theures Töchterchen« und machen mir Geschenke zu meinem Namenstage. Und der Hohn der Welt ist so spottwohlfeil! Es nimmt mich nicht Wunder, daß so Viele das Cyankali noch wohlfeiler finden; aber ich mag mich nicht in den Sarg legen, ich will obsiegen. Nur ein einziger Hoffnungsstrahl, so winzig, wie der Lampenschein, der hier ab und zu durch die Sträucher blinkt, wenn sich das Laub bewegt – und Oktavian kündigt den Etelvary's sofort die Partie und schickt Alienor nach Ehrenbreitenstein.«

»Und was erwartet ihn in Ehrenbreitenstein?«

»Vor Allem der Fürst, der das Haupt der Liga ist, und der die Verbündeten in das Lager der Monarchie führt, wenn dieselbe in Aktion tritt. Zum Zweiten erwartet ihn dort die Tochter dieses Fürsten, die zwar buckelig und brustkrank ist, deren Hand aber Alienor auf den Thron von Nornenstein zurückführt.«

»Damit haben Sie ja aber dann doch noch immer nichts weiter gewonnen, Baronin, als daß Alienor von Etelvar – nach Ehrenbreitenstein geht.«

» Sie vergessen, daß mitten auf diesem Wege Wien gelegen ist

»Ah! wir stehen also vollkommen auf dem Kriegsfuß? Durchaus auf dem › Qui vive‹?«

»Sehen Sie: Ich gewähre Ihnen sogar in meine geheimsten Pläne Einblick. Nicht einmal meinem Beichtvater würde ich enthüllen, was ich Ihnen enthüllt habe, obschon ich bigott bin und mich vor der ewigen Verdammniß fürchte. Wenn Oktavian in vorhinein wüßte, daß eine Wendung im Anzuge ist, die Aussicht auf Verwirklichung seiner kühnen Projekte bietet, wenn er das rechtzeitig erführe, noch bevor die Verbindung mit Raphaela geschlossen ist, so würde diese Verbindung für immer unterbleiben. Begreifen Sie nunmehr, wie viel Sie mir schuldig sind?«

Leon dachte in diesem Augenblicke, wie doch die Schönheit allein durchaus nicht genüge, ein weibliches Wesen zur Fee zu machen. Jenes andere Mädchen ließ selbst jenes Geheimniß, welches ganz und gar ihres Liebsten Eigenthum war, diesen nur ahnen und verlangte von ihm, wenn er von ihr träume, solle er beim Erwachen wieder vergessen, was er geträumt habe.

Und Pompeja von Falbenheim war von verführerischer Schönheit. Und dieser Reiz wurde noch vervielfältigt durch die Kühnheit, mit welcher sie offen gestand, daß sie die Gattin eines Anderen werden möchte. Sie hegt keinerlei feindliche Absichten gegen Denjenigen, den sie mit ihren schönen Augen bezaubert; sie will für ihn kein Weib sein, sondern blos eine Fee. Leon war auch kein Kind. Aber gleichwohl antwortete er der schönen Sirene auf ihre Frage: »Ich begreife nur Eines nicht, Baronin: wozu wir Beide heute hier sind.«

»Sprechen Sie deutlicher.«

»Nun denn, erstens einmal: Ist Napoleon Zarkany dem Fürsten Nornenstein denn gar so lieb und werth, daß der Fürst ihm auf der Straße auflauern mußte, als ob ohne ihn diese glänzende Soirée nicht vollständig gewesen wäre? Zum Zweiten: Ist Oktavian Nornensteins Palais in Baden für Pompeja von Falbenheim ein so gar lieber Aufenthalt, daß sie selbst in einem Momente hieher kommt, in welchem sie von Haß gegen die ganze Welt erfüllt ist? Sind denn Migräne, Krämpfe und wie die Vorwände daheim zu bleiben, alle heißen mögen, so ganz und gar abhanden gekommen aus dem weiblichen Arsenal, daß sie sich von ihrem Papa hieher bringen läßt, während man den Prinzen Alienor nach Etelvar geschickt hat, um ihn dort zu verheirathen? Und endlich drittens: Sollte Fürst Oktavian von Nornenstein uns Beide wirklich mit dem heiligen Vorsatze hier zusammengebracht haben, uns Gelegenheit zu geben, die Heirath seines Sohnes mit der Prinzessin zu Etelvar zu hintertreiben?«

Pompeja sah auf diese Worte Leon lange ins Auge. Sie fühlte, daß sie es hier mit keinem gewöhnlichen Feinde zu thun habe. Sie schmiegte sich noch enger an ihn; sie hing fest an seiner Schulter. »Nein. Auf alle drei Fragen »nein«. Sie wollen mich ganz und gar entwaffnen; Sie wollen, daß ich mit unbewehrter Hand gegen Sie kämpfe. Bitte, ziehen Sie doch wenigstens einen Handschuh aus und lassen Sie mich Ihre Hand fassen. Ich möchte nämlich fühlen, welchen Eindruck es macht, wenn ein Mann auf einmal erschrocken von der Seite eines Weibes aufspringt, seine Hand aus der ihrigen reißt und vor ihr davonläuft. Daß Sie mich fürchten, das haben Sie mir bereits gestanden: das sehe ich. Nun möchte ich auch noch sehen, wie Sie vor mir erschrecken.«

Dann flüsterte sie ihm ins Ohr: » Während Sie hier auf der Terrasse mit mir plaudern, stiehlt man Ihnen drinnen aus Ihrem Portefeuille die Depesche, die Ihnen anvertraut ist und nimmt eine Abschrift davon

Sie zog hastig den Kopf zurück, sah Leon mit scheuem Blicke an, wie Jemand, der vor seiner eigenen Kühnheit erschrocken ist und preßte krampfhaft seine Hand in der ihrigen.

Leon hatte zwischen zwei Handlungsweisen die Wahl.

Entweder mußte er seine Hand den süßen Fesseln entreißen, durch die glänzenden Säle stürmen, bis er irgendwo den Hausherrn träfe, und diesem dann ins Gesicht sagen: »Herr, Sie haben Diebe in Ihrem Hause!« Dann zur Polizei laufen und zur Anzeige bringen, was ihm passirt sei. Oder er konnte – lächelnd die beiden blendend weißen Händchen der schönen Fee an seine Lippen ziehen, eines nach dem andern mit Küssen bedecken und dazu sprechen: »Theure Baronin, wir wollen immerhin hier tändeln und kosen, so lange es Ihnen gefällt (mir gefällt es ganz wohl); gelegentlich aber wollen Sie den Herren da drinnen sagen, sie mögen sich über diese Depesche noch nicht den Kopf zerbrechen, es ist nicht der Mühe werth gewesen, sich ihrer willen einen Diebstahl auf das Gewissen zu laden. Diese Depesche ist nicht die wahre, die richtige Urkunde; die ist eigens dazu da, gestohlen zu werden. Die wahre Depesche trage ich hier hinter meiner Stirne mit mir; die lasse ich mir nicht entlocken.«

Wie gesagt, zwischen diesen beiden Handlungsweisen hätte er wählen müssen. Allein er vermochte den Grundton seines Charakters: die Neigung zum Spotte, zur Fopperei nicht zu verleugnen. Vielleicht kam ihm die Gelegenheit zur Vergeltung auch sehr gelegen. Den Dieb am Narrenseile führen, zusehen, wie er sich abmüht, den gestohlenen Sack fortzuschleppen, in der Meinung, er habe Gold erwischt, während es doch nur werthlose Kiesel sind; dieser ganzen Societät, der er schon früher einmal behülflich gewesen, ihr Kartenhaus aufzubauen und der er dann, als es fertig stand, dreinblies, daß der luftige Bau über den Haufen fiel, zu guter Letzt einen Streich zu spielen, der weit und breit im Lande von sich reden machen müßte! Die Spione der Diplomatie von der richtigen Spur ablenken und in den Tümpel hineinführen – und das ganz im Einklang mit ihren eigenen Wünschen und Bestrebungen, so daß sie sich eigentlich selber zum Besten hielten! –

Daß ein solcher Scherz Folgen nach sich ziehen könne, welche Blut und Thränen von Millionen kosten, daran dachte er nicht. Er sah nur eine geringfügige Katastrophe voraus, die da eintreten könne, und vor dieser brauchte er nicht zurückschrecken. Nornenstein würde die Verlobung seines Sohnes mit Raphaelen lösen, sobald er die Bahn vor sich frei sähe, wieder auf einen Fürstenstuhl zu gelangen. Der Rheinbund ist der Gegenstand seiner Träume, und in dessen Sonnensysteme kreisen nur altehrwürdige Kronen. Ein so winziges Asteroid, wie es das Wappen eines ungarischen Magnaten ist, erblaßt, verschwindet vor deren Glanze. Und Leon war boshaft genug, das geschehen zu lassen. Raphaela verdient die Züchtigung vom Schicksale, daß ihr Bräutigam sie verlasse, ein Mann, den sie nicht liebt, nicht achtet, den sie aber gleichwohl zu ihrem Gatten wählt, einzig und allein nur deshalb, weil er im Range um eine Stufe höher steht, als sie. Das Schicksal wird ihr nur gethan haben, wie die sorgsame Mutter ihrem Kinde thut, wenn sie dasselbe züchtigt. Sie würde mit Alienor ja niemals glücklich geworden sein.

Der Dämon des Hohnes raunte ihm zu, was er erwidern solle. Er lächelte gelassen und sprach: »Ich reiche Ihnen auch noch meine zweite Hand hin, Baronin, und wenn Sie mir nicht vertrauen, so mögen Sie einen Seidenfaden aus Ihrer Bajadère ziehen und mich damit fesseln, so daß ich nicht entlaufen könne. Sie glauben also in der That, Fürst Oktavian Nornenstein werde an mir wiederholen, was in Berlin so viel Staub aufgewirbelt hat: einen Depeschendiebstahl? Sie glauben wirklich, der Nachschlüssel werde beschaffen, was Ihr Zauberwort nicht zu beschaffen vermochte? Jenun – es ist ein erlaubter Kunstgriff; ich nehme ihn nicht einmal übel. Ich würde mich entschieden im Nachtheil erachten, wenn ich die Operation um den Preis vereiteln wollte, mich von Ihrer Seite zu entfernen. Und das umsomehr, wenn die Geschichte noch obendrein einem so lieben Freunde, wie mir Fürst Oktavian ist, Vergnügen macht.«

Dabei lachte er leise vor sich hin. Seine Ruhe, sein verstohlenes Kichern brachte Pompeja in Verwirrung. »Weshalb lachen Sie?«

»Ich lache über den eigenthümlichen Sarkasmus des Schicksals, daß zur selben Stunde, wo ich bestrebt bin, aus den schönen Augen der Tochter des Feldmarschall-Lieutenants von Falbenheim ein in geheimnißvollen Charakteren geschriebenes Räthsel herauszulesen, Feldmarschall-Lieutenant von Falbenheim selbst sich hinwieder über der Entzifferung meiner Depesche den Kopf zerbricht. Und so vergeblich ich den Schlüssel dieser meiner Kryptographie suche, ebenso erfolglos reiht er die Lettern der Geheimschrift an einander – ohne den Schlüssel zu besitzen, erfährt er genau so wenig, als ich.«

»Und wenn Sie nun die Lösung meines Räthsels fänden, –« sprach das Mädchen mit glühendem Athem, »würden Sie mir dann den Schlüssel zu dem Ihrigen ausliefern?«

Leon sah auf diese Frage lange und forschend in das Auge dieses wundersamen Weibes, welches so viele gegensätzliche Empfindungen in sich vereinigte, daß es schwer war, zu ergründen, welche eigentlich die herrschende sei: der Ehrgeiz oder die Leidenschaft? Was in diesem Wesen List, was sinnlose Neigung, – was Berechnung und was Selbstvergessenheit sei?

Leon zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche, dessen einzelne Blätter sich fächerförmig auseinanderspreitzen ließen und sprach zu Pompeja:

»Baronin, ich will Ihnen den Schlüssel zu der Geheimschrift mittheilen, in welcher meine Depesche abgefaßt ist.«

Pompeja mußte sich ganz und gar an Leon's Schulter schmiegen, um bei dem zitternden Scheine der Gartenlampen den Zügen des Stiftes folgen zu können; Leon erläuterte ihr das Schema der Geheimschrift und erklärte ihr, in welcher Weise die Lösung an der Hand der Devise » Non semper idem« zu geschehen habe. Der Unterricht nahm lange Zeit in Anspruch und die ganze Zeit über mußte Wange an Wange liegen; die Hand des Mädchens hielt das Notizbuch in innigem Vereine mit jener des Jünglings, das Pochen ihres Herzens war ihm in unmittelbarer Nähe fühlbar. Sie ward vielleicht all das gar nicht gewahr, so sehr war sie mit all ihren Sinnen bei der Lösung dieser Fülle von Geheimnissen.

»Haben Sie Alles wohl begriffen, Baronin?«

»Warten Sie. Geben Sie mir Buch und Stift. Ich will versuchen, nach dem System der Geheimschrift etwas zu schreiben. Ob Sie es dann wohl lesen können?«

Sie nahm das Notizbuch, legte es auf das Knie und schrieb, achtsam Wort für Wort leise für sich buchstabirend, nach dem System der Chiffreschrift. Dann gab sie das Notizbuch an Leon zurück, um ihn entziffern zu lassen, was sie geschrieben hatte. Was die niedergeschriebenen Worte wohl bedeuten mochten? Während Leon die Zeilen Wort für Wort dechiffrirte, stieg allmälig flammende Röthe im Gesichte des Mädchens empor, ihre Stirne glühte, ihre Augen füllten sich mit Thränen. Als Leon das letzte Wort entziffert hatte, sah er ein weinendes Mädchen vor sich.

*

Wer ist hintergangen worden? Leon? Oder Pompeja? Oder Oktavian? ... Und Livia?! ...

*

Wer ist bestohlen worden? Leon? Oder Pompeja? Oder Livia? ... Und Alienor? ...

*

Beim Souper trat Pompeja mit triumphirend strahlendem Gesicht zu Oktavian. »Wir haben die Abschrift der Depesche in Händen!« flüsterte ihr der Fürst zu. »Ich aber besitze den Schlüssel zur Geheimschrift!« erwiderte Pompeja eben so leise.

Fürst Oktavian zog die Brauen nach der Stirne empor, spitzte in eigenthümlicher Weise den Mund und sog zischend die Luft ein, was ungefähr besagen wollte: »Hui Fräulein: das müssen Sie verdammt theuer bezahlt haben!«

Pompeja verstand das Mienenspiel und gab ihm mit der Spitze des rechten Zeigefingers einen sanften Schlag auf den zugespitzten Mund, was hinwieder so viel heißen sollte, als: »Narr! den Preis bezahlst Du mit Deinem Alienor.«

*

Leon zog, als er wieder ans Licht getreten war, sein Medaillon aus dem Busen, um nachzusehen, ob nicht etwa das Glas daran gebrochen sei.

Es war ganz geblieben.

*


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