Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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Leichenzug im Meer.

        Es treibt eine Menschenleiche im Meer,
Einsam rollt sie und schwimmt daher
In grünlichen Wogen und uferlosen,
Die sie senken und heben mit murmelndem Tosen.

Den weißen Leib umklammert hat
Die Wandernymphäe mit Zweigen und Blatt
Es haften daran ihre saftigen Stiele,
Wie an des Wracks schiffbrüchigem Kiele.

Und hebt sich das triefende Haupt aus der Flut,
Kommt der flatternde Meerfalk und ruht
Auf der Stirne, der bleichen, gelinde,
Und öffnet die Flügel als Segel im Winde.

Und hintendarein, da folgt es im Zug,
Da scharen sich Fische, die grauen, genug,
Die großen, die kleinen, sie wimmeln behende,
Sie teilen die Erbschaft am Ende.

So schwankt der Todte im flutenden Grab
Dem Nautilus gleich hinauf, hinab,
Die Vögel, die Wellen, die Winde sie fragen,
Wessen die Leiche weiß keines zu sagen.


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