Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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An der Meerenge von Bonifazio.

      Schweigend blicken wir hinunter
Auf die schaumbedeckten Küsten,
Auf die blaue Meeresenge,
Die zwei Schwesterinseln trennt.

Ach! wie schön bist du Sardegna,
Du von Muscheln hell umblitzte,
Myrtenüberkränzte, braune,
Wilde Schwester Corsica's.

Als ein Halsband von Corallen
Hängen um sie her die roten
Inselklippen und die Riffe,
Und manch' ausgezacktes Cap.

Freund Lorenzo, jene Berge,
Jene wonnesamen blauen,
Wecken mir so heiße Sehnsucht,
Daß mein Herz dahin verlangt –

Schöne Berge von Limbara!
Sprach Lorenzo vor sich nieder,
Blaue Berge wie das Leben
Lügenbilder sind sie nur.

Fern erscheinen sie Saphire,
Und krystallne Himmelsdome,
Aber naht ihr euch, dann werfen
Sie den blauen Mantel ab.

Bieten euch die nackten Klippen,
Drohen euch mit Dorngewinden,
Mit dem Wetter, mit dem Abgrund,
Wie das Leben, junger Freund. –

Freund Lorenzo, jene Ebne
Lacht mich an mit ihrem Golde,
Wissen möcht' ich wie der Sarde
In dem schönen Lande lebt. –

Weit in's Innre steigt der Bergwald,
Gelbe Städtlein stehn im Grünen,
Und das Maulthier mit der Schelle
Vor sich treibt der Catalan.

Den Sombrero auf dem Scheitel,
Dolch, Pistolen in dem Gurte,
Summt er ein lateinisch Liedchen
Und marschirt zu seinem Tact.

Wandert südwärts nur zum Strande
Nach Cagliari's Felsenbuchten,
Dort im Dorfe schlägt der Moro
Castagnett' und Tamburin.

Mauren sind's von Algesiras,
In Barbarenzungen stammelnd,
Tanzend um die Fächerpalme,
Braune Mädchen an der Hand.


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