Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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Der Pinienbaum.

        Ich sitze auf dämmerndem Hügel
    Am duftigen, blühenden Hang;
Was rauschet mir zu den Häupten
    Für seltsam melodischer Klang?

Sind es die Schwäne, die wilden,
    Die über die Länder fliehn?
Sind es die Stimmen der Glocken,
    Die hallend die Lüfte durchziehn?

Ich blicke empor: da erglühet
    Der alternde Pinienbaum;
Es rauscht und singt in den Zweigen,
    Ein Lüftchen reget sie kaum.

Wie Harfen bricht es herunter,
    Wie Flöten klingt es herein,
Ihm weckt die schmerzlichen Klänge
    Des Abends verschwebender Schein.

Rings stehn zerfallene Paläste,
    In Schleier von Epheu gehüllt,
Vergessen liegt unter Blumen
    Ein trauerndes Marmorbild.

Ich weiß, was sie singet und klaget,
    Die Pinie im einsamen Feld,
Die einzige, lebende Zeugin
    Aus schöner, versunkener Welt.


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