Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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An Pompejus Grosphus.

        Ruh' erfleht vom Himmel im Sturm des wilden
Inselmeers der Schiffer, wenn finstre Wolken
Ihm den Mond zudeckten und kein Gestirn mehr
        Sicher die Bahn weist;

Ruh' erfleht kampfmüde das Land der Thraker,
Ruh' des Euphrats köchergeschmückte Heerschar,
Nicht um Gold noch Edelgestein und Purpur
        Käufliche Ruhe.

Denn es hält kein fürstlicher Schatz und keines
Liktors Beil dir ferne den Sturm der Seele,
Noch die schwarz ums Zedergebälk der Decke
        Flatternden Sorgen.

Glücklich lebt mit wenigem, wem des Ahnherrn
Salzgesäß einfach den bescheidnen Tisch ziert;
Nimmer weckt aus friedlichem Schlaf die Furcht ihn,
        Nimmer die Habsucht.

Wie doch bei so flüchtiger Frist nur planen
Wir so viel, und rasten in keiner Zone?
Ach, wer ward, und ob er zur fernsten Fremde
        Schweifte, sich selbst los?

Mit uns steigt aufs eherne Schiff die bange
Sorg' und setzt sich hinten aufs Roß dem Reiter,
Selbst den Hirsch einholend im Lauf, den Wolken
        Jagenden Tauwind.

Heute froh, sei nimmer besorgt um Künft'ges!
Was dir weh tut, dämpfe mit leisem Lächeln;
War doch keines Sterblichen Los in allem
        Glücklich zu preisen.

Frühen Tod fand mitten im Ruhm Achilles,
Aufgezehrt vom Alter verkam TithonusTithonus, der Geliebte der Aurora, für welchen diese zwar Unsterblichkeit, aber nicht ewige Jugend von den Göttern erbeten hatte, schrumpfte, der Sage nach, zuletzt zur Zikade zusammen.,
Und vielleicht, was dir sie versagt, wird mir die
        Stunde gewähren.

Dich umschallt sizilischer Stiere Brüllen
Hundertfach und Lämmergeblök! im Vierspann
Wiehert hell die Stute dir zu, es deckt dich
        Echtester Purpur.

Mir beschied nur kleinen Besitz ein huldvoll
Schicksal, doch vom Genius auch der Griechen
Einen Hauch und wider des Pöbels Mißgunst
        Stolze Verachtung.


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