Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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An Quinctius Hirpinus.

        Was überm Meer kriegslustig der Kantaber,
Der Scythe drohn mag, schlag es, o Quinctius,
        Dir aus dem Sinn und nicht mit Sorgen
    Plage dich um den Bedarf des Lebens,

Das, kurz nur, wenig fordert. Von hinnen flieht
Der Jugend Schmelz und Zauber, und abgewelkt
        Verscheucht den Wollusttraum der Liebe
    Und den gefälligen Schlaf das Alter.

Nicht immer bleibt die Blume des Lenzes frisch,
Nicht immer glüht wie heute so voll der Mond;
        Wozu mit endlos weiten Planen
    Stets den ermüdenden Geist bedrängen?

Warum nicht, hier im Schatten dahingestreckt
Von Ficht' und Ahorn, bechern wir frohgemut,
        Von Narden duftend und mit jungen
    Rosen die greisende Scheitel kränzend,

Solang's vergönnt ist? Bacchus vertreibt ja stets
Den Schwarm der Sorgen. Auf denn, ihr Jünglinge!
        Wer kühlt geschwind uns im vorüber-
    Rieselnden Quell des Falerners Feuer?

Wer lockt aus stiller Kammer uns Lyden her?
Sie komm' im Flug, die Laute von Elfenbein
        Im Arm, des Haupthaars schlichte Fülle
    Lose geschürzt zum Lakonerknoten.


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