Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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An Albius Tibullus.

      Sei, mein Albius, nicht ewig des Harms gedenk,
Den dir Glycera schuf, noch in elegischer
Klage singe dich müd, weil dich ein Jüngerer
        Ausstach bei der Verräterin.

Auch Lycóris, wiewohl reizend an Stirn und Braun,
Glüht für Cyrus umsonst, Cyrus hat Pholoën,
Die sein spottet, erwählt, doch dem apulischen
        Wolf paart eher das Reh sich wohl,

Eh' sein wildes Bemühn Pholoës Gunst erringt.
Das ist Cyprias Lust, die von Gestalt und Sinn
Ungleichartiges gern unter das Joch von Erz
        Grausam scherzend zusammenzwingt.

Mich selbst, dem das Geschick edlere Liebe bot,
Hielt im reizenden Netz Myrtale fest umgarnt,
Sklavin einst und im Zorn wild, wie die Hadria,
        Die Kalabriens Buchten wühlt.


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