Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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An Thaliarchus.

        Du siehst, wie hochbeschneit der Soracte dort
Erglänzt, wie seufzend unter der Last sich kaum
        Der Wald emporhält und vom scharfen
    Hauche die Ströme zu Eis gefroren.

Dem Frost zur Abwehr über dem Herd empor
Schicht Holz auf Holz! Freigebiger auch, o Freund,
        Kredenz uns vom vierjähr'gen Weine
    Aus dem sabinischen Henkelkruge.

Anheim den Göttern stelle das übrige!
Sobald die meeraufwühlenden Stürme sie
        Beschwichtigt, regt der alten Eschen,
    Regt der Zypresse Gezweig' sich nimmer.

Was morgen sein wird, forsche du nicht. Gewinn
Sei jeder Tag dir, welchen das Glück beschert,
        Und nicht die süße Lieb', o Knabe,
    Oder den festlichen Reihn verachte,

Solang' du blühst und greise Verdrießlichkeit
Dir ferne blieb. Ringschulen und Waffenspiel
        Und um die Dämmrung hold Geflüster
    Suche du jetzt zur besprochenen Stunde;

Jetzt schalkhaft Lachen, das dich den heimlichen
Versteck des Mädchens lieblich erraten läßt,
        Und Pfänder, ihrem Arm entwunden,
    Oder dem Finger, der wehrend nachgibt.


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