Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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Bakchylides von Keos.

Lob des Weines.

        Dem Grunde des Bechers entsteigt ein seliger Zauber; das Herz
Durchströmt er mit Kyprias Glut und wiegt das entzückte Gemüt
    Mit Hoffnung und scheucht in die Ferne
        Die Sorgen dem Menschengeschlecht.

Ja, wen Dionysos ergriff, der rühmt sich, ein einzelner Mann,
Herab von den Städten den Kranz der Zinnen zu reißen, und träumt
    Als König die Welt zu beherrschen
        Hochprangend im Purpurgewand.

Da schimmert von Gold das Gemach und köstlich Getäfel erglänzt,
Und Schiffe, beladen mit Korn, heimtragen vom Strande des Nils
    Unendliche Fülle des Reichtums –
        So schwärmet des Trunkenen Sinn.

Spruch.

      Glücklich, wem vom Schönen der Gott ein Teil nur
Gab und sorglos heiter dahinzuleben;
Denn noch war kein sterbliches Los in allem
    Selig zu preisen.

Fragment.

        Feiste Stiere findest nimmer du bei mir, noch Goldgerät,
Noch gewirkte Purpurdecken; doch dafür ein fröhlich Herz
Und die süße Mus' und blinkend im böotischen Trinkgeschirr
    Milden Wein.

Der FriedeIn Gemeinschaft mit Ernst Curtius übersetzt..

        Großer Friede, du bringst den Menschen Reichtum,
Bringst des süßen Gesangs holdsel'ge Blume.
Auf umkränzten Altären glühn die Opfer
Allen Göttern zum Preis in goldener Flamme,
Zarter Lämmer und junger Stiere Schenkel.
Und der Jünglinge Schar, vereint zum Wettkampf,
Sinnt auf Flötenmusik und Prachtaufzüge.
Doch im Bauche des erzgebundnen Schildes
Webt ihr emsiges Netz die schwarze Spinne;
An dem Eisen des Speers, den Doppelschwertern
Nagt der Rost und es schweigt die Kriegsdrommete.
Nicht mehr meidet, hinweggeschreckt vom Auge,
Uns der liebliche Schlaf, der Herzerquicker;
Alle Gassen sind voll von Festgelagen
Und es leuchten in Glut die Liebeslieder.

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