Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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An Pompejus Varus.

        O, der du oft des Todes Gefahr mit mir
Geteilt, als Brutus unserem Heer gebot,
        Wer gab dich nun den Heimatsgöttern
    Friedlich zurück und dem Himmel Romas?

Pompejus, Freund aus trautester Jugendzeit,
Mit dem so gern den zögernden Tag ich einst
        Beim Wein verschwärmt, die kranzgeschmückten
    Locken von syrischer Narde duftend.

Philippis Not erlebt' ich mit dir, mit dir
Die Flucht, auf der ich Ärmster den Schild verlor,
        Als bei der Freiheit Fall ins eigne
    Schwert sich die trotzigen Männer stürzten.

Doch mich Verzagten führte Merkur beschwingt
In dichter Wolke durch der Verfolger Schwarm,
        Dich riß die wild empörte Brandung
    Wieder zurück in des Krieges Strudel.

Drum feir' ein Dankfest heute dem Jupiter;
In meines Lorbeers Schatten entgürte froh
        Den waffenmüden Leib, und nimmer
    Schone der Krüge, die dein gewartet.

Schenk ein! In Bechern funkelnden Massikers
Wohnt süß Vergessen. Gieße der Salben Duft
        Aus weiten Muscheln! Wer in Eile
    Windet uns Eppichgerank zum Kranze

Und Myrten? Wen zum Meister des Festgelags
Bestimmt uns Venus? Trotz den verwegensten
        Bacchanten denk' ich heut zu schwärmen;
    Süß ist ein Rausch bei des Freundes Heimkehr.


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