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25. Familie: Laubvögel ( Phyllornithidae)

Den Fruchtdrosseln dürfen wir die kleine Familie der Laubvögel ( Phyllornithidae) anreihen, obgleich einzelne Forscher sie den Pinselzünglern zuzählen. Ihre Merkmale sind mäßig langer, mehr oder weniger gebogener, auf der Firste gekielter, vor der Spitze ausgekerbter Schnabel, kurzläufige und kleinzehige Füße, mäßig lange Flügel, unter deren Schwingen die vierte und fünfte die Spitze bilden, ziemlich langer, gerade abgeschnittener Schwanz und weiches, vorherrschend blattgrünes Gefieder.

Alle Arten, welche man kennt, vierzehn an der Zahl, bewohnen das indische Gebiet, mit Ausnahme der Philippinen, und führen eine durchaus übereinstimmende Lebensweise.

siehe Bildunterschrift

Goldstirnlaubvogel (Phyllornis aurifrons), und Golddrosselmeise (Leiothrix luteus). ½ natürl. Größe.

Bekannter als jeder andere ist uns der Goldstirnlaubvogel oder Goldstirnblattvogel (Phyllornis aurifrons, Turdus malabaricus, Chloropsis aurifrons und malabaricus, Merops Hurryba). Ober- und Unterseite sind prachtvoll grasgrün, die Außenfahnen der schwarzbraunen Schwingen und die Schwanzfedern etwas dunkler, Vorderkopf und Scheitel dunkelorange, Stirnrand und Zügel schwarz, Kinn, Kehle und Mundwinkelgegend tief ultramarinblau, ein Streifen unter dem Auge, welcher sich von hier aus, das Kehlfeld umgrenzend, als breites Schild über die Unterkehle zieht, schwarz, ein Band unterhalb desselben orange, die kleinen Deckfedern am Buge glänzend türkisblau. Das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß bleigrau. Beim Weibchen sind auch Kropf und Hals grün wie die Unterseite. Die Länge beträgt einhundertundachtzig, die Fittiglänge fünfundneunzig, die Schwanzlänge siebzig Millimeter.

Der liebliche Vogel zählt in Indien zu den häufigsten Arten seiner Familie und verbreitet sich von hier aus bis Birma und Pegu. Wie seine Verwandten bewohnt er Waldungen aller Art, mit Vorliebe Dschungeln, bis zu funfzehnhundert Meter unbedingter Höhe. Paarweise oder nach der Brutzeit zu kleinen Familien vereinigt, sitzt er auf den äußeren Zweigen der Bäume, Kerbthiere von den Blättern ablesend oder im Fluge fangend. Er trägt sich aufgerichtet, das Gefieder lässig, ist munter, beweglich, regsam und fast beständig in Thätigkeit, hüpft mit weiten Sprüngen von einem Aste zum anderen, fliegt leicht und gewandt und gibt ab und zu einen vortrefflichen, schlagartigen, in bestimmte Strophen abgetheilten, lauten, tonreichen, mannigfaltigen und höchst wohlklingenden Gesang zum besten. Seine Zunge gebraucht er fast nach Art eines Spechtes, sei es, daß er sie ohne ersichtlichen Zweck vorstreckt, sei es, daß er mit ihr tastend untersucht, sei es, daß er mit ihrer Hülfe gleichsam lappend trinkt.

Das tiefnapfige Nest steht nahe der Spitze der Aeste, zwischen Gabelästen, ist aus feinen Gräsern nett, aber etwas leicht gebaut und innen mit Haaren ausgelegt; das Gelege besteht aus zwei bis vier, auf weißem Grunde dicht mit purpurfarbenen und weinrothen Flecken gezeichneten Eiern.

Alle Laubvögel, und so auch die beschriebene Art, werden in Indien oft gefangen gehalten, gelangen sogar in unsere Käfige. Einem gefangenen Goldstirnlaubvogel habe ich den größten Theil der Lebensbeobachtungen, welche ich vorstehend geben konnte, abgelauscht.


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