Sagen aus Niedersachsen
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Der Teufel und der Pastor von Bockhorn

Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts lebte zu Bockhorn in der Friesischen Wede ein Pastor namens Grimm, der häufig vom Teufel geplagt wurde. Eines Abends war der Pastor ausgegangen, und seine Magd Margarete war allein zu Hause geblieben. Plötzlich wurde heftig an die Haustür geklopft, und die Magd lief schnell hin, um zu öffnen. Vor der Tür stand der Pastor. Ohne ein freundliches Wort zu sprechen, ging er in seine Studierstube.

Der Magd fiel dieses Benehmen auf, sie sagte aber nichts und begab sich wieder an ihre Arbeit. Bald darauf wurde wieder geklopft.

Margarete öffnete die Tür, und zu ihrem Schrecken trat abermals der Pastor ein und bot ihr diesmal freundlich guten Abend.

Voller Angst erwiderte sie: »Mein Gott, Herr Pastor, ich habe Ihnen ja eben erst geöffnet!«

»So, wo ist denn der erste Besucher geblieben?« fragte der würdige Herr.

»In der Studierstube«, antwortete sie.

Der Pastor trat ein, und Margarete stellte sich aus Neugier an die Stubentür, um zu horchen. Da hörte sie, wie die beiden heftig stritten. Der Pastor bewies seine Behauptungen mit Bibelsprüchen und blieb schließlich Sieger; allmählich wurde es still in der Stube, und Margarete schlich sich an ihre Arbeit.

Bald kam Pastor Grimm bleich und in Schweiß gebadet heraus und stammelte:

»Das war wirklich ein harter Kampf, Margarete; sagen Sie keinem Menschen von dieser teuflischen Begebenheit!«

Und weil das Mädchen sich an dieses Verbot hielt, hat man nie Näheres in Erfahrung bringen können, was sich hinter der verschlossenen Tür abgespielt hat.

 


 


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