Sagen aus Niedersachsen
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Das Bild im Rathaus zu Celle

Im Rathaus der Stadt Celle in der Provinz Hannover befindet sich ein in Öl auf Holz gemaltes Christusbildnis, das die Unterschrift trägt: Ihr sollt nicht falsch schweren bei meinem Namen und entheiligen den Namen Deines Gottes, denn ich bin der Herr. Levitic: ig. An. 1606. – Über dieses Bild berichtet ein in der Celler Kirchen-Bibliothek aufbewahrtes Schriftstück folgende merkwürdige Geschichte: Es hat im Jahr 1684 zu Celle auf dem Rathaus nachfolgender sehr merkwürdiger Fall sich begeben. Als der dortige Rat bei dem Echterding (Gerichtsverhandlung) den Groß-Voigt und andere vornehme Gäste der Gewohnheit nach tractiret und einer unter denselben (den man wegen seiner sonst guten erudition und vornehmen Standes halber zu nennen Bedenken trägt) sich einiger lächerlicher Reden über den christlichen Glauben vernehmen lassen und derselbe deswegen von einem anwesenden Stadt-Prediger korrektionieret und ermahnet, davon still zu schweigen und den umstehenden Dienern keine ferneren Ärgernisse zu geben, unter anderen auch scherzweise zu ihm gesagt: Er solle bedenken, daß der Salvator (welches ein in einem Rahmen von 3 Fuß hoch gefaßtes und gerade hinter ihm an der Wand mit Nägeln angeheftetes Bildnis Christi, die Weltkugel mit einem Kreuze in der Hand haltend, gewesen) hinter ihm stünde und alles angehört, was er geredet. Er aber habe geantwortet: Er schere sich viel um den Sakramentischen Salvater. Hat's sich zugetragen, daß eben zu der Zeit in dem Moment, da besagter Mann solche lästerlichen Reden geführet, obenerwähntes Bild herunter und platt auf seinen Kopf, so er zum guten Glück mit dem Hut bedecket, gefallen, worauf derselbe ganz still geworden, und solcher unbedachten Reden halber einige Reue geschienen. Dieses habe ich, Bürgermeister Tiedemann, nebst allen anwesenden Gästen und Dienern, wovon noch verschiedene im Leben, selbst angehöret und gesehen.

 


 


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