Sagen aus Niedersachsen
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Der Kamm der Äbtissin Pelila

Dem Kloster Heeslingen stand Pelila als Äbtissin vor. Sie hatte zwei Brüder, beide recht angesehen, aber während Friedrich treu und zuverlässig für den minderjährigen Grafen von Stade die Vormundschaft führte, war Ulrich ein arger Raufdegen, der auf Händel und Kampf ausging.

Eines Morgens kam Pelila aus ihrer Badekammer, sie hatte aber ihren schönen Kamm dort liegen lassen. So rief sie ihrer Dienerin zu: »Geh in die Badestube und hole mir den Kamm, den ich dort vergaß.« Alsbald kam sie zurück – ohne den Kamm, schneeweiß im Gesicht: »O Herrin, im Badegemach steht euer Bruder Ulrich, und ein Neger kämmt ihm mit euerm Kamm das Haar.« Streng verwies ihr Pelila solche Worte: »Wie kannst du so etwas Sündhaftes und Unsinniges reden. Geh und hol den Kamm!« Die Dienerin ging und kehrte nicht wieder. Man fand sie tot in der Badestube. Zur gleichen Stunde fiel der Äbtissin Bruder Ulrich irgendwo im Kampf. Das erfuhr die Äbtissin von einem Knecht des Bruders, der heimkehrte. So berichtet Abt Albert von Stade.

 


 


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