Sagen aus Niedersachsen
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Ein Bürger von Hannover erbricht zwei Hündlein

Im Jahre 1580 hat sich in der Stadt Hannover ein seltsames und vorhin unerhörtes Wunder zugetragen: Ein Bürger daselbst Albrecht Hencke, seines Handwerks ein Schneider, ging eine lange raume Zeit und befand sich sehr übel, daß er auch sehr jämmerlich und ungestalt ward. Nun begab es sich eines Tages, daß er an seine Hausfrauen begehret, sie sollte ihm süße Milch zu essen geben, als die gessen, kam ihm mit Züchten ein Brechen an, und indem er sich also ängstet, und sehr heftig mit Züchten, speiet, hat man alsbald in dem Unflat, den er gebrochen, zwei kleine weiße lebendige junge Hündelein, die noch blind waren, kriechen gesehen. Diese Hündelein wurden in einer irden Schüssel, in Sankt Georgen Kirchen gesetzet, das jedermann dahin gehen und sie besehen möchte. Doch lebten dieselben Hündelein nicht lange, sondern starben bald dahin. Der Mann aber, ward nach der Zeit immer besser gesund. Von diesen Hündelein, ob sie, und wie sie, aus des Mannes Leibe haben kommen mögen, oder ob sie der Satan, eben als sich der Mann gebrochen, unter den Unflat gemenget habe, davon lasse ich die Naturkündiger weiter disputieren, man siehet aber hieraus, wie der liebe Gott, große unerhörte Wunder, vor dem Tage seines letzten Gerichts hergehen läßt.

 


 


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