Sagen aus Niedersachsen
Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Geist des Herrn von Bartensleven

Vor alter Zeit wohnte auf der Wolfsburg, Wulseburg nennt man sie in der Gegend, ein Herr von Bartensieven, der war ein gar grausamer Mann. So war er auch einst in den Krieg gezogen und nahm eine Stadt ein, und da wütete er so, daß er sogar die Kinder in der Wiege ermordete und eins davon mit seinem Spieß durchbohrte, es zur Erde warf und rief: »Da liege du, bis dich die Würmer fressen.« Aber solche Unmenschlichkeit ist ihm übel bekommen, denn kaum war er aus dem Kriege heimgekehrt, so haben die Würmer begonnen ihn bei lebendigem Leibe aufzufressen, so daß er jämmerlich hat umkommen müssen. Wie aber sein Ende herangeht, da ist er in sich gegangen und hat zur Buße seiner Sünden noch eine Stiftung gemacht, daß alle Jahr am Johannistag die Armen der ganzen Umgegend, Hirten und solcher Leute mehr, reichliche Spenden erhalten sollten, und das geschieht noch bis auf diesen Tag. Zwar war einmal ein Verwalter, der gerne das Geld, weil es so viel war, für sich selbst behalten hätte und es darum, als der Tag herannahte, nicht auszahlte, aber dem ist es schlecht bekommen. Denn kaum saß er am Mittag bei Tische, so erhob sich auf einmal ein fürchterliches Gepolter und Türwerfen und jemand kam ins Zimmer, packte den Verwalter und warf ihn bald in diese, bald in jene Ecke, bis es endlich verschwand. Das ist der Geist des Herrn von Bartensleven gewesen, und es ist keinem Verwalter wieder eingefallen, das Geld zurückzubehalten.

 


 


 << zurück weiter >>