Sagen aus Niedersachsen
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Die Dambecksche Glocke in Röbel

Die Kirche in Dambeck, deren Mauern noch stehen, ist uralt. Der Turm mit den Glocken aber ist in den See gesunken, und da hat man denn vor alter Zeit die Glocken oft am Johannistag aus dem See hervorkommen und sich in der Mittagsstunde sonnen sehen. Einmal hatten einige Kinder aus Röbel ihren Eltern das Mittagbrot aufs Feld hinausgetragen, und als sie an den See kamen, setzten sie sich ans Ufer und wuschen ihre Tücher aus. Da sahen sie denn auch die Glocken stehen, und eines der kleinen Mädchen hing sein Tuch auf einer Glocke auf, um es zu trocknen. Nach einer Weile setzten sich zwei der Glocken in Marsch und stiegen wieder in den See hinunter; aber die dritte mit dem Tuch konnte nicht von der Stelle. Da liefen die Kinder eilig nach der Stadt und erzählten, was sie gesehen hatten.

Nun eilte ganz Röbel hinaus, und die Reichen, die die Glocke für sich haben wollten, spannten acht, sechzehn und noch mehr Pferde vor; doch sie konnten die Glocke nicht von der Stelle bringen. Da kam ein armer Mann mit zwei Ochsen des Weges gefahren und sah, was vorging. Sogleich spannte er seine beiden Tiere vor und führte die Glocke ohne alle Mühe nach Röbel. Dort hängte man sie in der Neustädtischen Kirche auf, und jedesmal, wenn ein Armer stirbt, dessen Hinterbliebenen das Geläut mit den anderen Glocken nicht bezahlen können, wird diese geläutet. Ihr Ton geht fortwährend: »Dambeck, Dambeck.«

 


 


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