Sagen aus Niedersachsen
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Stiftung von Kloster Gandersheim

Nachdem Herzog Liudolf gesehen, daß das Braunshausische Kloster für die Anzahl der eingeführten Stiftsfräulein zu enge werden wolle, hat er sich zwar entschlossen, ein größeres Stift für dieselben anzulegen, ist aber nicht wenig besorgt gewesen, wo er einen gefälligen Ort hierzu finden solle. Als er solche Gedanken mit sich getragen, erschienen des Nachts, und zwar zwei Tage vor dem Allerheiligen-Fest, den Schweine- und anderen Hirten an dem Orte, wo das Gandersheimische Stift zu sehen, eine große Anzahl Lichter, welche die ganze Waldgegend sehr hell machten, worüber die Hirten bestürzt wurden und solches ihrem Hausherrn und Meister anzeigten, der es als ein großes Wunder ansah und sich dadurch bewegen ließ, die folgende Nacht daselbst mit ihnen zu wachen; in der Mitternacht zeigte sich eine noch größere Anzahl von Lichtern auf eben der Stelle. Dies ward sogleich dem in der Nähe befindlichen Herzog Liudolf kund gemacht, welcher sich entschloß, mit seinem ganzen Hofstaat in der bevorstehenden Allerheiligen-Nacht sich in den düsteren Wald an bezeichneten Ort zu begeben. Bei seiner Ankunft zeigten sich abermals die Lichter, so daß es schien, als wenn es heller Tag durch der Sonne Aufgang geworden wäre, woraus der Herzog schloß, dies müsse der rechte Ort sein, den sich alle Heiligen zu ihrem Ehrendienst auserlesen, deswegen er auch sofort des anderen Tages und fernerhin Wald und Büsche ausroden und zur Weih- und Klosterstelle bereiten ließ.

 


 


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