Sagen aus Niedersachsen
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Das Fräulein von Bomeneburg

In der Nähe von Wiebrechtshausen liegt der Retoberg (Reteberg); mitten im Retoberg aber auf einer kleinen Anhöhe ist der sogenannte Altar des Reto, jetzt nur noch ein Loch. Von diesem Retoberg geht alle Jahre in der Osternacht eine schöne Frau, welche heftig weint, hin zur Rhume und wäscht sich daraus. Das Mädchen oder die Frau, welche hinterhergeht und sich nach ihr aus dem Flusse wäscht, erhält dadurch wunderbare Schönheit. Die schöne Frau aber ist die Tochter des Ritters von der Bomeneburg, welche zwischen Northeim und dem Northeimer Brunnen gelegen haben soll. Sie hieß Kunigunde und wollte sich nicht zum Christentum bekehren. So verlobte sie sich denn mit einem fremden Ritter, der ebenfalls vom Christentum nichts wissen wollte. Dieser bestimmte den Tag der Hochzeit, machte aber die ausdrückliche Bedingung, daß er nicht in der Kirche getraut würde. Der Hochzeitstag war gekommen, aber den ganzen Tag über erwartete die Braut ihren Bräutigam vergebens. Draußen wütete ein furchtbarer Sturm. Endlich kam um Mitternacht unter Donner und Blitz der Bräutigam, ganz in schwarzer Rüstung, durch das Fenster herein, nahm sie trotz ihres Sträubens mit sich, und keiner hat sie wieder gesehen. Er brachte sie dann in den Retoberg, worin sie jetzt noch wohnt und aus dem sie nur einmal im Jahre herauskommen darf, um an die Rhume zu gehn und sich da zu waschen.

 


 


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