Sagen aus Niedersachsen
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Hans mit dem Hütchen

Vor alten Zeiten hat auf der alten Winzenburg Hans mit dem Hütchen (Hans met Häutken) sein Wesen getrieben, der seinen Namen davon bekommen, daß er nie in ganzer Gestalt sichtbar gewesen, sondern stets nur einen großen roten Quast an seinem Hut, oder, wie andre sagen, einen großen roten Hut hat sehen lassen. Besonders hat er sich gern in der Küche zu schaffen gemacht, und hat zu einer Zeit eine große Liebe zu einer dort dienenden Magd gehabt, der er alles nur mögliche zu Gefallen getan, so daß sie ihn endlich einmal gefragt, weshalb denn immer nur sein Hut sichtbar sei, und ihn zugleich gebeten, er möge sich ihr doch in seiner vollen Gestalt zeigen. Lange hat er ihren Bitten widerstanden, aber endlich hat er doch nachgegeben und sie zu einer bestimmten Stunde in den Keller bestellt. Als sie dort hinuntergekommen ist, hat sie in einer großen Mulde einen kleinen Knaben, der in seinem Blute schwamm, liegen sehn und ist bei dem Anblick ohnmächtig niedergesunken; als sie aber wieder zu sich gekommen ist, ist er verschwunden gewesen.

Als der letzte Graf von der Winzenburg im Sterben gelegen, hat Hans mit dem Hütchen in aller Eile den Rennstieg, der graden Wegs von dort nach Hildesheim führt, gebaut und ist hierher zum Bischof gelaufen, und hat ihm gesagt, der Graf sei tot, er solle eilig kommen und sich die Schlüssel der Burg holen, sonst wäre der Braunschweiger eher da. Da hat sich auch der Bischof schnell aufgemacht und ist zwei Stunden früher als der Braunschweiger dagewesen, und so ist denn die Winzenburg an Hildesheim gefallen.

 


 


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