Sagen aus Niedersachsen
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Hermann Billung

In der Umgebung des freien Sattelhofes Stübeckshorn, zwei Stunden von Soltau, hat sich unter den Landleuten folgende Sage erhalten, die angeblich einer geschriebenen Chronik des Hofes entnommen ist. Kaiser Otto der Große befindet sich einst auf der Reise nach Soltau. Er fährt über den Hof zu Stübeckshorn und will seinen Weg quer über das benachbarte Feld nehmen. Hier hütet aber Hermann, der junge Sohn des Meiers, die Schafe und wie er die Absicht des Kaisers bemerkt, stellt er sich mit seinem Hirtenstock, an welchem ein kleines Beil befestigt ist, den Pferden entgegen und droht, beim Weiterfahren sofort mit seinem Beil einzuhauen. Diese Keckheit des Knaben gefällt dem Kaiser. Er nimmt ihn mit sich an den Hof, macht ihn zum Edelmann und nennt ihn – Hermann Billung (Beil = Biel, Bill). Das ist der wahre Ursprung des berühmten Geschlechts.

Hermann Billung nahm zu in allen Tugenden, bewies sich rechtschaffen und fromm, so daß alle Leute ihn liebgewannen. Da befahl ihm Kaiser Otto seine Kinder, daß er sie auferzöge. Danach setzte er ihn zum Richter über ein besonderes Land. Er regierte und richtete so recht, daß alle Leute ihn fürchteten. Da der Kaiser ausziehen mußte gen Rom und Italien, befahl er diesem Hermann das Land zu Sachsen. Fünf Jahre blieb der Kaiser aus und Hermann regierte zu jedermanns Freuden. Als Otto wiederkam, der Graf gestorben und sein Land an den Kaiser gefallen war, da beschloß er in seinem Rat, daß er Hermann von Stübeckshorn zum Herzog an Gero's Stelle machen wollte. Also gab ihm Otto zum Wappen einen blauen Löwen in einem goldenen Feld; Herzog Hermann wohnte in Lüneburg und der Kaiser gab ihm das Land an der Elbe.

 


 


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