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23. König Frederik der Zweite in Ditmarschen (1559).

Dieses jüngste historische Volkslied alten Stiles bei den Dänen, in einer Handschrift von etwa 1600 erhalten, lebt noch heute im Volksmunde.

König Frederik sitzt auf dem Koldinger Haus,
Mit Rittern und Knappen trinkt er einen Rausch.

König Frederik läßt sich ein Wams zuschneiden,
Er will sich als ein Händler verkleiden.

Er bedient sich dabei einer grauen Kappen,
Als schachere er mit Rindern und Rappen.

König Frederik thät so nach Ditmarschen gelangen
Mit hohem Hut und rosigen Wangen.

Kaufte Roß und Rind, und als guter Zahler
Gab er an Handgeld stets einen Thaler.

Der Tage fünf war er allda,
Und Deiche und Wege derweil er besah.

Und dort war er der Tage zehn
Und hat sich die Schanzen und Burgen besehn.

Zum Burgemeister kam Botschaft da:
»Vor dem reichen Kaufmann hütet euch ja!

Der Roßtäuscher ist kein anderer Mann,
Als der König Frederik von Dänemarks Land!«

– »Und ist es der König von Dänemark,
Dann woll'n wir ihn fangen noch diese Nacht.«

Die Ditmarser Herren hielten Rat da frei,
Wie wohl König Frederik zu fangen sei.

Sie dachten, sie wären im Rat allein,
Doch belauschte sie ein kleines Mägdelein.

Spät abends dann, als gefallen der Tau,
Hüllt das Mägdlein sich wohl in den Mantel blau.

In den Mantel hüllt sich das Mägdelein,
Zur Wohnung König Frederiks geht es hinein.

»Und seid Ihr der König von Dänemark,
Gefangen dann werdet Ihr diese Nacht.«

– »Ich bin nicht der König von Dänemark,
Ein Kaufmann bin ich, wie ich gesagt.«

– »König Frederik seid Ihr, was auch Ihr mögt sagen,
Eure silbernen Messer auf dem Tische lagen.

Eure Messer und Gabeln auf dem Tische lagen,
Und den Namen König Frederiks hab'n sie getragen.«

König Frederik schnell aus dem Bette sprang,
Und Schloß und Riegel prüft er alsdann.

»Das höre, klein Mägdlein, sei treu mir und hold,
Dann will ich dir geben zehn Tonnen Gold.«

– »Ich will nicht eignen euer Gold so rot,
Euch retten nur will ich vom harten Tod.«

– »Werd' ich nicht gefangen in dieser Nacht,
Dann sollst du mir folgen nach Dänemark.

Und höre das, Mägdlein, was möchte mir frommen,
Lebendig von diesem Gehöft zu entkommen?«

– »Schnell sattelt euer Roß, denn es droht euch Gefährd',
Ich wickle meine Kleider um die Hufe dem Pferd.«

Das Mägdlein, wie schlau und wie treu war doch dies,
Mit den Kleidern umwickelt's des Rosses Füß'.

Sie ritten so leise den Dorfweg hinab,
Keinen Laut weder Roß noch Rüstung gab.

Sie ritten so leise wohl über die Bruck,
Keinen Laut vernahm man von Hengst noch von Huf.

Und als sie kamen zum Flussesrand,
Eine Fähre da lag auf dem weißen Sand.

König Frederik zählt auf fünf Thaler hie:
»Fährmann, nun setz' uns hinüber für die!«

– »Nicht thu' ich, was euer Mund mich bat,
Eh' es erlauben Burgemeister und Rat.«

König Frederik zählt auf der Thaler zehn:
»Fährmann, so mög' es für diese geschehn!

– »Nein, weder für das oder dies ich es thu',
Eh' Burgemeister und Rat es lassen zu.«

Da zog König Frederik aus seine Wehr,
Und dem Fährmann nahm das Leben er.

König Frederik zog ab seine Handschuh so klein,
Er selber mußte nun Fährmann sein.

Der König selbst mußte Fährmann sein,
Die Segel hißte das Mägdelein.

Und als sie kamen hinaus auf die Wellen,
Da hörten sie der Ditmarsen Trommeln und Gellen.

Und als es aufs Wasser zu kommen gelang,
Da hörten sie um sich der Kugeln Gesang.

König Frederik schwenkte den Hut und lacht:
»Ihr Ditmarser Herr'n, habt gute Nacht!

Gute Nacht euch allen, Ihr lieben Herr'n;
Zum Sommer komm' ich wieder zu euch recht gern.

Auf eurem Tisch liegt mein Messer vergessen,
Ich hol' mirs, behalt' ich mein Leben indessen.«

Antworten die Ditmarser Herren am Strand:
»Nie, niemals gewinnst du Ditmarschens Land.

Eh' daß du solltest Ditmarschen gewinnen,
Eh' würdest eine Kuh du lehren das Spinnen.«

König Frederik segelt nach Dänemark zurück,
Die Mannen des Königs waren froh und voll Glück.

König Frederik lenket sein Boot ans Land,
Das Mägdlein hob er zuerst auf den Strand.

»Und höre, mein Mägdlein, und habe groß Dank,
Nun sind wir beide in Dänemark.

Christ gebe, du wärest von adligem Blut,
Dann solltest du sein meine Königin gut.

Doch will ich dich geben einem Manne so wacker,
Der Schloß hat und Wiesen und Feld und Acker.«

König Frederik war dem Mädchen stets hold,
Er gab ihr Gut sowohl als Gold.


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