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15. Svend Feldings Pilgerfahrt.

Die dänische Sagengestalt Svend Feldings ragt aus sehr früher Zeit hervor. Die älteste Niederschrift der vorliegenden Ballade stammt zwar aus dem 16. Jahrhundert, doch war die Sage schon hundert Jahre früher in Schweden bekannt, was dadurch bezeugt wird, daß der Kampf gegen den Troll dort auf einem jener Zeit angehörenden Kirchengewölbe bildlich dargestellt ist. Wahrscheinlich ist das Volkslied bereits im 12. Jahrhundert entstanden. S. die Erläuterungen.

Svend Felding sitzt auf Helsingborg,
Da gelobt eine Pilgerfahrt er;
So fromm war er und war so mild,
Nun gürtet er um die Wehr.
– Ich möchte Svend Felding geleiten.

Und das war Herr Svend Felding,
Nach Rom gedacht' er zu ziehn,
Alle Dänen müssen es preisen,
Daß er gezogen dahin.

So wallet denn Herr Svend Felding
In Walland umher so weit,
Herbergt bei einem Fräulein stolz
Spat um die Abendzeit.

Zu oberst wohl setzte sie ihn an den Tisch,
Auf dem Ehrenplatz saß er,
Und alle frugen das Jungfräulein,
Von wannen er kommen wär'.

»Bin nur ein armer Pilgerim,
Bin kommen aus Dänemark;
Nach Rom will ich wallfahren,
Meine Sünde war mir zu stark.«

Sie sah wohl an sein Hemde,
Mit Golde war es benäht:
»Dies ist kein armer Pilgerim,
Der hier einkehren thät.

Das ist kein armer Pilgerim,
Der heut' unter meinen Gästen –
Ihr seid der König von Dänemark,
Wollt sehn, was uns dienet zum Besten.«

– »Nicht bin ich der König von Dänemark,
Reite nicht wie der so stark;
Bin nur ein armer Bauernsohn,
Geboren in Dänemark.

Hört nur, mein stolzes Jungfräulein:
Daß es euch nicht bedrück' –
Viele Kind' werd'n geboren in Dänemark,
Hat jedes sein eigen Glück.«

– »Ich hab' es mein' Tage schon immer gehört,
Die Dänen sei'n alle so fromm:
Gott Vater im Himmelreich dank ich's darum,
Daß einer von ihnen ist komm'n.«

So sprach das schöne Jungfräulein
Und that es mit Thränen kund:
»Es heert in unserm Land ein Troll
Und läßt uns gehen zu Grund.

Es heert in unserm Land ein Troll
Und wüstet im weiten Kreise,
Und andres will und begehrt er nicht
Als Frau'n und Fräulein zur Speise.«

– »Nun, hätt' ich Hengst und Harnisch nur,
Die da taugten mir zum Tanze,
Um euretwillen bräch' ich schon
Mit dem Trollen eine Lanze!«

Da führten sie spanische Rosse vor,
Wie Wände weiß waren wohl alle,
Doch thäten sie, legt' er auf sie seine Hand,
Wie Hündlein zu Boden fallen.

»Da wollt' ich geben vom roten Gold
Wohl an die hundert Mark,
Wenn ich nur hätt' ein dänisches Roß,
Geboren in Dänemark.«

Das meldete da ein Müllersmann,
An der Mauer stund er beiseiten:
»Ich hab' ein gar braves dänisches Pferd,
Wer nur wagte das zu reiten.

Wohl hab' ich ein danebrogisch Pferd,
Ist geboren in Säbylund,
So oft als das zur Mühlen geht,
Trägt es wohl fünfzehn Pfund.«

– »Höre, mein guter Müller,
Das Roß zeig', das so wundervoll!
Wir beide sind ja dänisch doch
Und bekämpfen den bösen Troll.«

Und als das Roß hervor nun kam,
Da war's, wie der Müller gesagt,
Von starkem Bau, von breiter Brust,
Und Svend Felding es baß behagt.

Er gürtet' das Roß so überfest,
Zumeist wohl bei der Dicke;
Sobald sich aber reckte das Roß,
Sprang schon der Gurt in Stücke.

»Ich brachte mit mir aus Dänemark
Wohl fünfzehn goldene Ringe:
Hätt' ich nur einen Sattelgurt,
Gern ließ ich sie alle springen.«

Fünfzehn warens der Fräulein schön,
Sie webten wohl Seidenfaden,
Bis fertig sie hatten ein'n Sattelgurt,
Der Svend Felding mochte behagen.

Und früh war es am Morgen,
Da hatten sie ihn bereitet,
Sieben Ellen lang, ein Viertel dick,
Fünf Spannen in der Breite.

Svend Felding zog aus seine Handschuh so klein,
Weiß waren seine Hände zu schauen;
Er gürtete selber sein gutes Roß,
Einem Knecht mocht' er nicht trauen.

Er gürtet sein Roß so überfest,
Hat den Gürtel so fest gestrafft,
Daß es vor ihm sank in die Knie,
Schier hilflos und erschlafft.

»Ja, wüßt' ich nur, mein gutes Roß,
Du hättest Männerwitz,
Würd' ich den Gurt dir linden,
Eh' ich stieg' auf meinen Sitz.«

Als den Gurt er nun gelindet,
Da spielte das Roß so freudiglich,
Und das war Herr Svend Felding,
In den Sattel dann schwang er sich.

Und bei dem ersten Strauße,
Wie stark waren beide Helden!
Svend Feldings Speer jedoch zerbarst,
Sein Schild flog weit in die Felder.

Ersann Svend Felding da guten Rat
Und wußt' es wohl zu fügen:
»Du stelle dich morgen wieder zum Kampf,
Der wird dich besser vergnügen:

Es war mir heute nicht rechter Ernst,
Nur prüfen wollt' ich mein Roß;
Nun stelle morgen dich wieder hier ein,
Dann geht es auf Hieb und Stoß.« ...

Aus der Stadt begleiten Svend Felding sie,
Und Mann und Weib beginnen:
»Geb' es Gott Vater im Himmelreich,
Svend Felding möge gewinnen!«

– »Nun legt nur fort den gekrönten Speer,
Den im Felde man mag führen,
Und bringt mir her einen Schutenmast,
Den vermag ich baß zu rühren!«

Beim zweiten Strauß, den sie hielten,
Waren zornig die Helden beide:
Der Hals des Trollen, er zerbarst,
Sein Haupt flog weit in die Heide.

Der Hals des Trollen barst entzwei,
Und sein Rücken in fünfzig Stücke,
Zum schönen Fräulein Svend Felding dann ritt,
Daß ein Trunk von ihr ihn beglücke.

Und da gingen der Ritter neune wohl
Und hoben Svend Felding vom Pferd:
»Zu Diensten stehn Land und Reich nun euch,
Wenn die Lilie Ihr begehrt.«

– »Mein trautes Lieb sitzt in Dänemark
Und sorgt sich um mich sondergleichen:
Nicht für sieben Tonnen vom roten Gold
Würd' ich treulos von ihr weichen.

Ihr aber laßt bau'n ein gemauert Haus,
So wohl es nur mag frommen!
Zu herbergieren gelobet mir
Die Pilgerim, so da kommen.

Ihr lasset die Herberg nun bauen wohl
Vor dieser Stadt hier draußen,
Daß Ihr die dänischen Pilgerim
Bespeisen hier mögt und behausen.

Kommt zu Gast ein dänischer Pilgerim,
Dann spart weder Wein noch Brot!
Die beten dann für Svend Feldings Seel',
Wenn er schon lange tot.«
– Ich möchte Svend Felding geleiten.


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