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XIX. Olufa.

(Färingisch.)

Olufa sitzt in der Kirche,
Dort betet das fromme Weib,
Da kommt Mylint und leget
Seinen Arm um ihren Leib.
– Schonet nicht eure Schuh',
       Tretet fest auf im Saal,
Gott weiß, wo wir Julbier feiern nächstes Mal.

»Das höre, Mylint, du Stolzer,
Du hast nur Böses im Sinn,
Deinen König willst du verraten,
Entehren deine Königin.«

»Mehr soll dir werden des Goldes,
Willst du dich mir ergeben,
Als Hugin dir gab, der König,
Seitdem du mit ihm mußt leben.«

»Behalte selbst dein rotes Gold!
Ich begehre nicht deine Gaben!
An dem, was Gott mir hat beschert
Genug meine Augen haben.«

Mylint geht in den Keller,
Dort mischt er Met und Wein
Und thut betäubende Kräutlein
Und Zaubersprüche hinein.

Zauberspruch und böses Kraut
Mischt er mit falschem Sinn
Und geht und bittet zu trinken
Olufa, die Königin.

Olufa nimmt das Horn zur Hand
Und schlägt ein Kreuz vor sich:
»Gott und Jungfrau Maria,
Beschirmet in Gnaden mich!«

Und als sie nun getrunken,
Den Becher setzte sie hin,
Und Hugin schwand, der König,
Und alles ihr aus dem Sinn.

Das war Mylint, der böse,
Er hat keine Zeit verloren,
Seine Unthat auszuführen,
Dang er sich einen Mohren.

»Geh du nur in die Halle,
Dort harrt ein holdes Weib,
Gar sehr wird dich ergötzen
Ihr wonniglicher Leib.«

»Besser wär' es, Ihr gäbet
Mir Kleider und gute Speisen,
Weil doch die höfischen Frauen
Nur Hohn und Spott mir erweisen.«

Mylint gab ihm vom Schlaftrunk,
Daß ihm entschwanden die Sinne,
Entkleidete ihn und legt' ihn
Dann zu der Königinne.

Er legte seinen schwarzen Arm
Um den Leib so weiß und zart;
Das that er, sie zu verderben,
Wie's euch sei offenbart.

Dann säumte Mylint nicht lange
Und bald war er verschwunden,
Er ruhte nicht und rastete nicht,
Bis er den König gefunden.

Vom Walde heim kehrt Hugin,
Da fragte Mylint er dies:
»Wer war in meiner Halle,
Seitdem ich sie verließ?«

Und weiter sprach er: »Das will ich,
Mylint, von dir erfahren:
Wo ist Olufa, die Königin?
Das sollst du mir offenbaren!«

Das war Mylint, er führte
Ins Kämmerlein ihn da:
Weiß wurde der König wie die Wand,
Als er die beiden sah. ...

War keiner, der für Olufa
Den Zweikampf angenommen,
Als nur der treue Engilbret,
Der mit ihr zu Lande gekommen.

»Ich schlage mich für die Königin,
Ich bin zum Kampfe bereit,
Mylint, und wär' ich im bloßen Hemd
Und du im Panzerkleid.«

Ritten sie in die Schranken so
Und kämpften lang' und scharf,
Bis Engilbret Mylint zur Letzt'
Doch aus dem Sattel warf.

Da schrak zusammen der böse Mylint
Und fiel der Herrin zu Füßen,
Sie aber stieß ihn fort von sich,
Seine Missethat sollt' er büßen.

Und sie warfen Mylint in den Schlangenhof,
Mocht' er auch flehen und klagen,
Und da thät ohne Barmherzigkeit
Ihn das Getier zernagen.

Herr Hugin sitzt auf hohem Thron,
Voll Unruh ist sein Sinn,
Da tritt in die Halle sein schönes Weib,
Die edele Königin.

Da grüßt' er sie und sagte ihr,
Wie sehr er sie wieder begehre:
Dank aber habe Frau Olufa –
Sie dankte für solche Ehre.

Sie schloß sich in ein Kloster ein
Und verbrachte da ihre Zeit
Und fand hier Frieden, fand Ruhe hier
Nach all dem schweren Leid.
– Schonet nicht eure Schuh',
       Tretet fest auf im Saal,
Gott weiß, wo wir Julbier trinken nächstes Mal.


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