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III. Die Kaufherren.

Kaufmanns Aug' ist helle,
Kann er Segel winden am Mast;
Dann dahin in Hast, in Hast
Über die See mit Wind und Welle!

Vierzig Tage lag still das Schiff;
– Kaufmanns Aug' ist helle –
Durch die Segel kein Windstoß pfiff,
– Kann er Segel winden am Mast –
Der es führe von dannen;
Hunger und Not begannen.
– Über die See mit Wind und Welle.

Hoch und höher stieg die Not,
Hatten nicht Fisch und hatten nicht Brot,
Längst war alles aufgezehrt,
Täglich ihre Qual sich mehrt'.

Sieben Brüder, einander lieb,
Sprachen, als so die Not sie trieb:
»Gehe das Los im Kreise,
Wer den andern sei Speise.«

Doch der junge Steuermann,
Freundlos auf der Welt, begann:
»Werft nicht das Los im Kreise,
Wer den andern sei Speise!

Dies mein blaues Tüchlein hier,
Bindet's vor die Augen mir;
Meine Leber und Lunge
Nehme der König, der junge.«

Kniete hin und betete dann:
»Sieh, Herr Gott, mich gnädig an!«
Kam da ein Täubchen geflogen
Hoch ob den schlafenden Wogen.

»Bogen schnell und Pfeil herbei,
Daß der Vogel uns Nahrung sei!«
Gleich war alles auch zur Hand,
Pfeil bereit und Bogen gespannt.

»Junger Herr, laßt mich doch leben!
– Kaufmanns Aug' ist helle –
Guten Fahrwind will ich geben
– Kann er Segel winden am Mast –
Heim zum geliebten Lande,
Wo die Deinen harren am Strande!«
– Über die See mit Wind und Welle.


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