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3. Eline von Wildenwald.

Es liegt eine Insel weit westlich im Meer,
Dort ließ ein Bauer sich nieder;
Er führte mit sich so Roß wie Rind,
Und ein sicheres Haus baut' er wieder.
– Die wildesten Tiere und Tiere im Walde.

Er führet dahin so Hund wie Hahn,
Bleibt dort auch in Wintertagen;
Die wilden Tiere im wilden Wald
Erheben darob ein Klagen.

Er fället die Eichen, die Buchen er fällt,
Sein Haus recht fest zu bauen;
Die Trollen im Berge, sie zeterten laut:
»Was soll das Hämmern und Hauen?«

Heraus kam da der kleinste Wicht,
Nicht größer als eine Ameise:
»Was hat der Christenmensch da vor?
Wir wollen's ihm schon verweisen!«

Der Trolle wohl siebenhundert gab's,
Sie sammelten sich im Ring:
Sie machten sich auf nach des Bauern Gehöft,
Dort wollten sie halten Ting.

Laut höhnte da der kleinste Troll,
Er war so grau und so grimm:
»Nun fahren wir zu des Bauern Hof,
Das Julfest zu feiern mit ihm!«

Und laut da bellte der gute Hund,
Da der Hirte stieß in das Horn,
Und laut auch krähte der gute Hahn,
Dem der Bauer gegeben sein Korn.

Der Bauer sah die Trolle nah'n,
Da erhob er seine Stimm':
»O hilf, Gott Vater im Himmelreich,
Mir graut vor der Trolle Grimm!

Der Bauer schlug Kreuz in jeder Eck',
Meist über die Stubenthür dort:
Ein'ge flohn ostwärts da, ein'ge gen West,
Einige weit nach Nord.

Ein'ge flohn ostwärts, ein'ge gen West,
Nach Norweg thäten andere eilen,
Außer dem allerwidrigsten Wicht,
Der wollte beim Bauern verweilen.

Der Bauer ruft sein Gesinde zu Tisch,
Wie gewohnt und sich's will gebühren:
Der Troll aber setzte sich obenan –
Sie wagten nichts anzurühren.

Zuerst begann da der widrigste Wicht,
Seine Stimm' erhob er, der Gast:
»Bauer, dein Weib begehr' ich nun,
Das schönste von dem, was du hast.«

Der Bauer entgegnet', so wohl er konnt':
»Laß mich mein Weib behalten
Und nimm dafür gern Haus und Hof,
Damit zu schalten und walten.«

»Dann nehm' ich Eline sowohl wie dich,
Zertreten soll euch mein Fuß,
Und ich nehme dir dann auch all dein Gut
Und senk' es in den Fluß!«

Da rief das ganze Gesinde laut
In seiner großen Not:
»Ehe wir alle zu Grunde gehn,
Geh' sie allein in den Tod!«

Erhob sich der arme Bauer da –
Gott lös' ihn aus Leides Banden! –
Er gab Eline, das Weibchen sein,
Dem widrigen Wicht zu Handen.

Da weint' Eline, des Bauern Weib,
Die Thränen flossen nieder:
»O sei, Herr Gott, mir gnädig nun,
Das Glück ist mir zuwider!«

Und nun nahm sie der Troll in den Arm
Und küßte sie auf den Mund –:
Zum schmucksten Ritter ward er allda
Auf dem weiten Erdenrund.

»Dank sei dir, edlen Bauers Weib,
So lang' ich nur mag leben:
Willst du den Bauern nun oder mich?
Frei will ich die Wahl dir geben.

Hör' das, Eline, du Bäuerin brav!
Und willst du nun werden mein:
Alle das Gold, das in Engeland ist,
Zu eigen soll es dir sein.

Ich war noch so klein ein Kindelein,
Da sank meine Mutter ins Grab;
Die Stiefe dann verzauberte mich –
Viel Herzeleid mir das gab.

Nun soll Gold und Gut und Ehre werden
Dem wackern Bauern dein;
Doch bei allen Heil'gen! Eline, du,
Du sollst mein Herzlieb sein!«

Sprach da des Bauern treues Weib,
Sie sprach es mit Freudigkeit:
»Mit meinem Bauern nehm' ich fürlieb,
Dem besten weit und breit.

Du edeler Ritter, dank's aber Gott,
Daß er dich erlöst aus Leide!
Nimm du dir eines Ritters Kind,
In Frieden dann leben wir beide.«


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