Louis Weinert-Wilton
Die weiße Spinne
Louis Weinert-Wilton

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34

Miss Constancia Babberly war an diesem Morgen der Spielball qualvoller Ungewißheit, ernster Sorgen und peinigender Befürchtungen.

Mr. Hubbard, das Vorbild der Pünktlichkeit, der bisher Tag für Tag fünf Minuten vor Schlag acht das Kontor betreten hatte, war bisher ausgeblieben, obwohl die Uhr bereits auf ½10 zeigte.

In der ersten Viertelstunde hatte Miss Babberly über diese Unpünktlichkeit nachsichtsvoll gelächelt, in der zweiten hatte sie die Mundwinkel herabgezogen, und ihr Gesicht war vor Sorge grau und vor Entrüstung gelb geworden, und seit einer Stunde trippelte sie nun ruhelos und verstört vom Kontor in die Geschäftsräume und wieder zurück.

Eben als sie wieder einmal ins Kontor zurückgekehrt war, um ihre müden Füße und ihren schmerzenden Kopf auszuruhen, öffnete die stupsnäsige Lil plötzlich die Tür und ließ Mr. Corner eintreten.

»Ist Mr. Hubbard zu sprechen?« fragte er sehr höflich.

Die Geschäftsführerin war in tödlicher Verlegenheit, denn sie sah keine Gelegenheit mehr, Puderquaste und Lippenstift in Tätigkeit zu setzen. Auf ihre blendenden Zähne allein wollte sie sich doch nicht so ganz verlassen, und sie zog es daher vor, mit dem eleganten Besucher etwas hoheitsvoll über die Schulter zu sprechen.

»Ich bedaure«, sagte sie mit abgewandtem Kopf und etwas kühl, »aber Mr. Hubbard ist heute noch nicht gekommen.«

Corner nahm die Mitteilung mit großer Erleichterung auf, und seine korrekte Höflichkeit wurde zu bezaubernder Liebenswürdigkeit.

»Dann habe ich den Auftrag, Miss Babberly, dieses Schreiben von Mrs. Irvine zu übergeben. – Es freut mich außerordentlich, Sie kennenzulernen, und ich hoffe, daß Sie mich in meiner schwierigen Aufgabe unterstützen werden.«

Constancia hatte ihn nicht recht verstanden, aber sie nahm mit einem verbindlichen Lächeln das Papier entgegen, das er ihr überreichte. Es waren wenige Zeilen in der unverkennbaren Handschrift von Mrs. Irvine, worin sie Mr. Hubbard mitteilte, daß sie in dringenden Angelegenheiten für einige Zeit verreisen müsse und für die Dauer ihrer Abwesenheit Mr. Corner mit ihrer Vertretung betraue.

Constancia mußte das Schreiben zweimal lesen, bevor sie es zu fassen vermochte. Das war eine Wendung der Dinge, die sie völlig unvorbereitet traf und über deren Tragweite sie mit sich erst ins Reine kommen mußte. Darüber aber war sie sich schon jetzt im klaren, daß ihr Mr. Corner als Chef weit sympathischer war als Mrs. Irvine und daß sich die Tage, da sie zwischen dem Sekretär und dem stellvertretenden Chef würde hin und her schweben können, äußerst anregend gestalten würden.

»Bitte sehr«, flötete sie süß, indem sie Corner das Schreiben zurückgab, »ich werde mein möglichstes tun. Wenn Sie etwa Wünsche haben sollten . . .«

»Ich möchte Sie nur bitten, mir zu sagen, was sich Mrs. Irvine zur persönlichen Erledigung vorbehalten hat. Ihre Abreise ging so überstürzt vonstatten, daß ich mich darüber bei ihr nicht näher erkundigen konnte.«

Constancia zog die schwarzgefärbten Brauen empor und die schmalen Lippen herab und lächelte selbstbewußt.

»Mrs. Irvine pflegt sich so ziemlich in allem ganz auf mich zu verlassen. Nur die Verfügungen über die Kasse traf sie persönlich, und es mußten ihr allabendlich die Geschäftsschlüssel und die Tageseinnahmen in die Wohnung gebracht werden. Sonst beschäftigte sie sich nur mit der Erledigung der Korrespondenz und der Aufgabe der notwendigen Bestellungen, die aber auch zumeist wir in Vorschlag brachten.«

Corner gefiel dieser bescheidene Pflichtenkreis, der an ihn keine sonderlichen Anforderungen stellte, und er war gesonnen, sich die Tage im Warenhaus »Zu den tausend Dingen« so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Geschäftsführerin war, wie er sofort heraus hatte, eine eitle Frau, mit der sich reden ließ, und er wollte sie so gefügig machen, daß er sich unbedingt auf sie verlassen konnte.

»Sie werden wohl nichts dagegen haben, wenn ich mich im Zimmer von Mrs. Irvine einquartiere«, bemerkte er bescheiden. »Ich möchte Ihnen so wenig wie möglich lästig fallen.«

Constancias bestrickendes Lächeln sagte, daß von einem Lästigfallen nicht die Rede sein könne, aber sie beeilte sich doch, seinem Wunsch nachzukommen. Das Chefzimmer pflegte immer versperrt zu sein, aber im Kontor befand sich ein zweiter Schlüssel für die Frau, die das Reinemachen besorgte.

Sie schloß dienstbeflissen auf, und im nächsten Augenblick wurde ihr Gesicht aschgrau, und zitternd griff sie nach einem Halt, denn sie glaubte, ein Gespenst zu sehen . . .

An dem Schreibtisch von Mrs. Irvine saß behaglich zurückgelehnt mit dem Monokel im Auge und der Zigarette im Mund der von ihr so schmerzlich vermißte Mr. Hubbard, und seine Miene verriet ihr, daß er nicht nur völlig gesund, sondern auch glänzender Laune war.

»Guten Morgen, Mr. Corner«, sagte er höflich, indem er dem Besucher lässig zuwinkte. »Sie haben sich etwas verspätet. Ich erwarte Sie bereits seit zwei Stunden.«

Der Einäugige war einige Augenblicke außerstande, auf diese eigenartige Begrüßung eine Erwiderung zu finden. Er war von dem plötzlichen Auftauchen Hubbards ebenso überrascht wie Miss Babberly. Nach den Andeutungen Strongbridges hatte er zuversichtlich damit gerechnet, dem Mann hier nicht zu begegnen. Er war wütend auf Strongbridge, war wütend auf sich selbst, daß er sich in die Geschichte eingelassen hatte, ohne volle Klarheit über die Zusammenhänge zu fordern. Nun tappte er völlig im dunkeln, und das war einem Mann wie Hubbard gegenüber eine sehr fatale Sache.

»Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich natürlich früher erschienen«, meinte er leichthin. »Da Sie jedoch den Zweck meines Besuches zu kennen scheinen, werden wir wohl rasch ins Reine kommen. Ich habe Ihnen einige Zeilen von Mrs. Irvine zu übergeben, die Ihnen alles sagen werden.«

Der Sekretär griff gelassen nach dem Blatt und überflog es mit einem flüchtigen Blick, um es dann nachlässig in die Tasche zu schieben.

»Der Brief ist an mich gerichtet, und ich nehme an, daß er verschlossen war. – Wo ist der Umschlag geblieben?« fragte er pedantisch.

Corner zog ungeduldig die Brauen hoch und zuckte mit den Achseln.

»Man hat ihn mir ohne Umschlag gegeben«, erklärte er ausweichend. »Übrigens wollen wir uns wegen einer solchen Kleinigkeit doch wohl nicht aufhalten.«

»Bitte«, gab Hubbard höflich zurück, »wenn Sie Ihren Hals für eine Kleinigkeit ansehen, gehen wir über diesen Punkt hinweg. – Was wünschen Sie also?«

Der Einäugige rückte etwas unruhig auf seinem Sitz hin und her.

»Nichts weiter, als was Mrs. Irvine selbst verfügt hat«, erwiderte Corner und gab sich Mühe, möglichst ruhig und unbefangen zu erscheinen.

Der Sekretär schnippte bedächtig die Asche von seiner Zigarette und lächelte.

»Und Sie glauben, daß ich mich dem so ohne weiteres fügen werde? – Mr. Corner, Sie sind trotz Ihrer grauen Haare – Verzeihung, daß ich in Gegenwart einer Dame davon spreche – naiv wie ein Jüngling, und Ihr Herr und Gebieter Strongbridge ist nicht nur ein Erzhalunke, sondern auch ein riesiger Dummkopf.«

Dem Mann mit der Binde paßte dieser Ton nicht, und daß der Name Strongbridge gefallen war, machte ihn noch gereizter. Er schnellte auf und hatte sichtlich Mühe, sich zu beherrschen. »Ich stehe hier als Vertreter von Mrs. Irvine«, protestierte er scharf. »Und ich verlange . . .«

Hubbard machte eine nachlässige Geste und schnitt ihm kurz das Wort ab.

»Bemühen Sie sich nicht, mir etwas vorzulügen, denn ich bin wahrscheinlich etwas besser unterrichtet als Sie selbst. Sie stehen hier als Vertreter des sehr ehrenwerten Mr. Strongbridge und müssen es sich gefallen lassen, daß ich Sie als solchen behandle. Über das ›Wie‹ bin ich mir bereits schlüssig geworden. Ich könnte Sie eigentlich zur Tür hinausbefördern, was mir ein besonderes Vergnügen wäre, oder ich könnte die Polizei rufen, woran Sie sicherlich keine Freude hätten – aber ich will aus besonderen Gründen einen mittleren Weg wählen und den Anwalt von Mrs. Irvine zu Rate ziehen. Die Sache soll korrekt und in aller Ruhe ausgetragen werden, und ich möchte für die Geschichte einen einwandfreien Zeugen haben. – Miss Babberly«, wandte er sich an die interessiert lauschende Geschäftsführerin, »lassen Sie, bitte, Lil ein Auto nehmen und Mr. Summerfield sofort hierherbringen. Sie soll bestellen, daß es sich um eine Angelegenheit handelt, die äußerst wichtig und dringend ist.«

Constancia schoß davon, und Corner wollte die Gelegenheit benützen, um den Rückzug anzutreten.

»Ich habe nicht die geringste Lust, diese Komödie mitzumachen«, sagte er würdevoll und schickte sich an, zu gehen.

Aber damit war der Sekretär nicht einverstanden. Als der Einäugige nach seinem Hut griff und sich entschlossen erhob, drückte ihn Hubbard ebenso entschlossen wieder auf seinen Platz zurück, und so nachdrücklich, daß Corner den Halt unter den Füßen verlor und ziemlich unsanft in den Klubsessel fiel.

»Das kann ich mir denken, denn Sie werden sich dabei wahrscheinlich nicht sonderlich behaglich fühlen, aber ich kann Ihnen nicht helfen. Schließlich ist es doch nur in der Ordnung, daß Sie als geschäftlicher Vertreter von Mrs. Irvine mit deren Anwalt Fühlung nehmen.« Hubbard war die Liebenswürdigkeit selbst, und Corner hätte vor Wut bersten mögen, weil der andere ihn so freundlich anlächelte. »Also, bleiben Sie hübsch hier und machen Sie keine Geschichten, denn das liebe ich nicht, und wenn Ihnen etwas passieren würde, hätten Sie nicht einmal einen Zeugen.«

Der Einäugige biß die Zähne zusammen, fand es aber geraten, nur mit einem nachlässigen Achselzucken zu reagieren. Seit der Episode im grünen Salon empfand er in der Nähe Hubbards stets ein arges Unbehagen, und wenn nicht die beruhigenden Andeutungen Strongbridges gewesen wären, hätte er sich um keinen Preis der Welt zu dieser Geschichte hergegeben, die äußerst verfänglich werden konnte, wenn nun auch noch der Anwalt der jungen Frau auf den Plan trat.

Er mußte fast eine volle Stunde warten, bevor die Erlösung in der Gestalt Mr. Summerfields kam.

Der Anwalt stürmte an der gespannten Miss Babberly mit Riesenschritten vorbei ins Chefzimmer, und während er mit der Linken höflich seinen Hut zog, schüttelte er mit der Rechten dem Sekretär kräftig die Hand.

»Worum handelt es sich?« fragte er in geschäftsmäßiger Kürze.

Hubbard reichte ihm wortlos das Schreiben von Mrs. Irvine, und Summerfield ließ seine großen, leuchtenden Augen darüber rollen. Dann räusperte er sich mehrmals und sah hierauf den Mann mit der Binde mit so eingehendem Interesse an, daß dieser etwas unruhig zu werden begann.

»Mr. Corner«, sagte der Anwalt ruhig und sachlich, »dieser Brief ist unzweifelhaft von Mrs. Irvine geschrieben, denn ich habe die Ehre, ihre Handschrift genau zu kennen. Aber er genügt für den Zweck, für den er ausgestellt ist, nicht. Da es sich hierbei auch um das Verfügungsrecht über Gelder handelt, wäre eine unzweifelhafte mündliche Erklärung von Mrs. Irvine vor Zeugen notwendig gewesen oder eine einwandfreie beglaubigte Vollmacht. Nicht aber solch ein Brief, von dem man nicht weiß, wie er zustande gekommen ist. Es tut mir leid, daß Mrs. Irvine sich deshalb nicht mit mir in Verbindung gesetzt hat, und es wundert mich auch«, setzte er bissig hinzu, und seine Stimme wurde immer lauter und schärfer, »daß sie gerade Sie zu ihrem Vertreter bestellt hat. Das müssen Sie mir etwas näher erklären, mein Herr. Es interessiert mich außerordentlich, denn je genauer ich Sie mir ansehe, desto weniger gefallen Sie mir.«

Der Einäugige war über diese grobe Offenheit weit mehr erfreut als entrüstet, denn man konnte doch von ihm nicht erwarten, daß er solche Dinge ruhig hinnehmen werde.

Er stand gemessen auf und nahm seinen Hut.

»Ich werde veranlassen, daß Sie diese Erklärung von Mrs. Irvine selbst erhalten«, sagte er hastig, und man merkte ihm an, wie eilig er es hatte, wegzukommen. »Ebenso die gewünschte Vollmacht.«

Er hatte aber kaum einige hastige Schritte getan, als die Tür plötzlich weit aufflog und im gleichen Augenblick ein gedämpfter Knall erfolgte, der von einem scharfen Aufschlag im Zimmer begleitet war.

Der Einäugige fuhr entsetzt zurück und sah sich unwillkürlich um, begegnete aber nur den rollenden Augen Summerfields, während Hubbard wie vom Erdboden verschlungen schien.

Aber schon in der nächsten Sekunde saß er sehr liebenswürdig lächelnd wieder auf seinem Platz.

»Darf ich Sie bitten, Mr. Summerfield, die Tür zu schließen? Ich möchte nämlich Mr. Corner noch einige Worte sagen.«

Der Anwalt zog es vor, gleich bei der Tür stehenzubleiben, denn wenn er auch von den Dingen, die sich vor seinen Augen abspielten, nichts verstand, hatte er doch gesehen, daß es hier ziemlich scharf herging, und er fand es daher ratsam, dem Einäugigen für alle Fälle den Rückzug abzuschneiden. Er war zwar ein alter Mann, aber wenn es not tat, wußte er seine ansehnlichen knochigen Fäuste noch recht gut zu gebrauchen.

Vorläufig allerdings war Corner so verstört, daß er kein Glied zu rühren vermochte. Die Kugel war dicht an ihm vorbei gegen den Schreibtisch geflogen, und es schien ihm ein unerklärliches Wunder, daß Hubbard völlig wohlbehalten und sichtlich in bester Laune auf seinem Platz saß. Nur das splittrige Loch in der Täfelung hinter seinem Kopf verriet, wie ernst die Sache gemeint gewesen war.

»Ihr Freund Strongbridge ist sehr hartnäckig und hat immer neue Überraschungen für mich«, meinte der Sekretär leichthin, indem er sich eine frische Zigarette anzündete. »Und er schießt ausgezeichnet – nur etwas zu langsam. Das ist ein verhängnisvoller Fehler, wie Sie eben gesehen haben.«

Corner legte in diesem Augenblick weniger denn je Wert darauf, mit dieser geheimnisvollen Persönlichkeit in Verbindung gebracht zu werden, und wehrte daher mit einem energischen Achselzucken ab.

»Weshalb sagen Sie mir das? – Ich interessiere mich nicht für Dinge, die mich nichts angehen.«

»Ein sehr löblicher Grundsatz, den Sie sich aber etwas früher hätten zu eigen machen sollen«, meinte Hubbard. »Jetzt sitzen Sie bereits so in der Patsche, daß er Ihnen kaum mehr etwas helfen wird. Ich kalkuliere, daß es unter zehn Jahren für Sie diesmal nicht abgehen wird. Es sind da gewisse brenzlige Sachen – aber das wissen Sie ja selbst am besten, und ich spreche nur davon, damit zwischen uns kein Mißverständnis besteht, wenn wir auseinandergehen. Ich gedenke nämlich, Ihre kostbare Zeit nicht mehr allzulange in Anspruch zu nehmen, sondern möchte Sie zum Schluß nur um eine kleine Gefälligkeit bitten. Sie betrifft Mr. Strongbridge. Sagen Sie ihm«, fuhr er mit bedächtiger Überlegung fort, indem er seine Uhr zog und aufmerksam das Zifferblatt betrachtete, »daß er sich beeilen muß, wenn er mir auf den Leib rücken will. Ich gebe ihm nur noch achtundvierzig Stunden Zeit. Wir haben jetzt 11 Uhr 40 Minuten. Wenn er es bis übermorgen um diese Stunde nicht geschickter anfängt als bisher, bekomme ich ihn am Kragen zu fassen. Wollen Sie ihm das ausrichten? – Mr. Summerfield, bitte, geben Sie unserem verehrten Gast den Weg frei.«

»Wenn mich meine Sinne nicht sehr getäuscht haben«, sagte der Anwalt, als Corner gegangen war, und bohrte mit seinem Finger prüfend in dem Loch in der Wand, »so war das ein Schuß. Ein scharfer Schuß. Ich muß gestehen, daß ich so etwas noch nie mitgemacht habe und daß ich davon etwas verwirrt bin. – Worum handelt es sich eigentlich?«

»Um eine Schurkerei, bei der leider Mrs. Irvine arg in Mitleidenschaft gezogen ist. Man hat sich ihrer bemächtigt, und ich fürchte, daß die arme Frau augenblicklich böse Stunden zu durchleben hat.«

»Glauben Sie, daß sie in Gefahr ist?« fragte Summerfield hastig und besorgt.

Hubbard überlegte eine Weile mit gerunzelten Brauen.

»Das wäre vielleicht zuviel gesagt. Nur in einer unangenehmen Lage. Aber auch das wird nicht allzulange dauern«, fügte er bestimmt hinzu.

Der Anwalt sah ihn einige Augenblicke forschend von der Seite an, dann nickte er beruhigt.

»Ich verlasse mich auf Sie. Wenn Sie mich brauchen sollten, so lassen Sie mich holen. Es kann auch wieder im Auto sein, denn ich glaube, daß ich mich mit diesem modernen Verkehrsmittel doch befreunden werde.«

Er schüttelte dem Sekretär kräftig die Hand, schwenkte seinen Hut und stelzte zur Tür. Er stand bereits halb im Korridor, als er plötzlich wieder kehrtmachte, die Tür sorgsam hinter sich schloß und Hubbard mit einem langen Blick ansah.

»Es ist nicht gut«, sagte er feierlich, indem er seine Stimme geheimnisvoll dämpfte, »daß eine so schöne und prächtige Frau allein ist.«

»Wie meinen Sie das?« fragte Hubbard etwas betroffen und mit seltsamen Augen.

»Daß ich Mrs. Irvine heiraten würde, wenn ich an Ihrer Stelle wäre«, polterte Summerfield gereizt zurück und schlug die Tür heftig ins Schloß.


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