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Erster Teil

Erstes Kapitel

Wo legen wir den ›Wörgel‹ hin?« fragte die Hebamme und sah sich mißvergnügt in der Wochenstube um. Da stand in der Ecke das schmutzige Bett mit der dampfenden Wöchnerin, am Fenster eine Hobelbank, beladen mit dem Handwerkszeuge des Hausherrn, den Küchengeräten der Hausfrau und der zerfetzten Garderobe beider. Neben der Türe glühte wie eine Pfingstrose ein kleiner eiserner Ofen, der mit Hobelspänen und Schreinerabfällen gefüttert wurde und gestattete nicht das vertrauliche Näherkommen des Neugeborenen, da er es für seinen einzigen Lebenszweck zu halten schien, die Häringsseelen zu dörren, welche der launige Hausherr bei seinen Mahlzeiten an die Decke zu werden pflegte, von der sie mit bläulichem Silberglanz herniederleuchteten. Zwischen der Bettstelle und der Hobelbank konnte man wohl ein Stückchen Fußboden vermuten, ja es war dieses, wie der Augenschein lehrte, sogar vorhanden; allein da es der doppelten Aufgabe gerecht werden mußte, einerseits als Fußboden zu dienen, andererseits als Falltür für einen darunter befindlichen niedrigen Kartoffelkeller, so erschien eine länger dauernde Belastung dieser vielseitig ausgenützten Stelle durchaus untunlich. Die Hebamme öffnete deshalb die Stubentür und entdeckte auf dem hügeligen Lehmboden des Hausgangs einen kleinen Sarg, den der Vater des Neugeborenen, ein renomierter Sargtischler, auf Vorrat zur gefälligen Benutzung irgendeines abgeschiedenen Kindes gearbeitet hatte. Sein Boden war bereits mit Hobelspänen gepolstert und in diese verscharrte die »weise Frau« den neuen Weltbürger, der mithin genau zehn Minuten nach seiner Geburt bereits in einem Sarge lag, ohne tot zu sein, womit ja denn auch bedauerlicher Weise unsere Geschichte bereits geendet hätte, nachdem sie eben erst so mühsam begonnen.

Der so Gebettete schien übrigens das Empörende seiner Lage wohl zu begreifen, denn er strampelte mit allen Vieren und erfüllte die Luft mit Zeter-Mordio, wodurch die Nachbarschaft im allgemeinen und sein Vater im besonderen Kenntnis erhielt von dem Eintritt eines freudigen Ereignisses, das der letztere im nahen Wirtshaus zum »Vergnügten Sägebock« bei einem Glase Branntwein, ohne besondere Gemütsbewegung seit einigen Stunden erwartete.

Der glückliche Vater des Neugeborenen – eine landläufige Bezeichnung, die wir auch ihm vorläufig nicht vorenthalten wollen – hieß Hely und stammte möglicherweise, wofür auch äußere Rasseneigentümlichkeiten, z. B. eine unverschämt gebogene Nase zeugten, von jenem Hohenpriester ab, der im ersten Buche Samuelis das Genick brach. Soweit man auch die Reihe seiner Ahnen nach rückwärts verfolgte, überall fand man, abgesehen von dem hohen Stammvater und einigen entarteten Gliedern der verehrlichen Familie, als Todesursache den Säuferwahn. Die Liebe zum Alkohol in seiner konzentriertesten Form gehörte gleichsam zum Familienschatz derer von Hely und vererbte sich ebenso wie das Talent zur Sargschreinerei vom Vater auf den Sohn. Waren die Helys in erster Hinsicht unerreicht, so leisteten sie in letzterer ganz Erkleckliches.

Rohgezimmerte Särge für Selbstmörder ohne Anstrich und Fußgestell; schwarzgepinselte mit viereckigen Holzklötzchen für arme Leute, ebensowohl wie die eichenholzgemaserten mit Zinkbeschlag und Henkel zum Tragen für Reiche verließen die weitbekannte Werkstätte dieses Schreinergeschlechtes. War bei den minder Bemittelten mit der Ablieferung des Sarges an die trauernden Hinterbliebenen die Sache abgemacht, so fühlten die ehrenwerten Meister bei vermöglichen Leuten auch noch die Verpflichtung sich dem Leichengefolge zum Friedhofe anzuschließen, kleine Hilfeleistungen beim Auf- und Abladen des Sarges zu verrichten und das: »Sieh' mein Elend« zu singen, wobei ihnen der seit Generationen in ihren Adern kreisende Alkohol zu zeitgemäßen Tränen verhalf, die hinwieder auf die von dem Sterbefall zunächst Betroffenen den gewinnendsten Eindruck machten. So kam es, daß man den Sargtischler zum Leichenschmause einlud, daß man ihm als Ersatz der vergossenen Tränen im Laufe der Trauerzeit, wo man noch weichherziger war als zu anderen Perioden, einen Sack Kartoffeln, einen Korb mit Dürrobst oder eine hochgetürmte Schüssel mit Sauerkraut zusandte. Mit diesen kleinen Zutaten zu dem ehrlich erworbenen Verdienst und mit einigen anderen, die man sich durch kleine Eingriffe in das Weid- und Fischrecht anderer Leute verschaffte, hatte sich diese ehrenwerte Familie durch die Jahrhunderte hindurchgegessen, ohne daß es einem der Nachgeborenen je in den Sinn gekommen wäre, aus dem wohl ausgetretenen Geleise alter Familientraditionen herauszutreten und etwas anderes zu erstreben als ein Leben zwischen Särgen und fuselduftenden Schnapsgläsern.

Seit unvordenklichen Zeiten war der Vorname Michael in dem Geschlechte beliebt. Einer hinterließ ihn in der Zusammensetzung mit der Gewerbebezeichnung dem andern, so zwar, daß die »Schreinersmichele« in dem kleinen Kirchdorf Waldmichelbach eine unsterbliche Institution waren und daß man ihren eigentlichen Familiennamen fast vergessen hatte, ebenso, wie sich niemand erinnerte, daß sie jemals irgendetwas besessen hätten; denn in gefährlicher Wechselwirkung hatte Armut die Indolenz gegen äußere Einflüsse und Indolenz die Armut erzeugt. So lagen auf Erden die Verhältnisse, in denen der neue Sprößling des alten Stammes unbeachtet geboren wurde, recht armselig und daß etwa am Himmel seinetwegen ein Planet oder etwas dergleichen erschienen wäre, ist durch keinerlei Art von Überlieferung wahrscheinlich gemacht. Wer mit allen diesen Umständen bekannt, ihm das Horoskop zu stellen hat, wird keinesfalls zu dem Schlüsse kommen, daß seine Laufbahn eine besonders hervorragende sein werde.

Und sie war es auch nicht. Die ersten Tage nach dem Eintritt in diese Welt waren seine glücklichsten. Noch stellte man wenig Anforderungen an seine Leistungsfähigkeit. Man verlangte, daß er viel schlafen sollte. Er tat es, und wenn er neu gestärkt erwachte, so entwickelte er eine Gefräßigkeit, vor der nichts sicher war, nicht einmal die Hobelspäne seines Lagers. Sein Magen, vorläufig das Beste an ihm, war eine so gediegene Meisterarbeit, daß seinetwegen weder Nestle das Kindermehl, noch Biedert das Rahmgemenge zu erfinden brauchten. In den ersten Tagen seines Erdenwallens machte er sich über die Weinsuppen her, die von mitleidigen Nachbarfrauen der Wöchnerin zugetragen wurden, und bevor er noch getauft war, lutschte er schon an den Häringsschwänzen, die sein großmütiger Erzeuger zuweilen für ihn übrig gelassen hatte.

Seine Einführung in die Gemeinschaft der streitenden Kirche zog sich zu seinem Glück aus Mangel an der erforderlichen Garderobe etwas in die Länge. Denn gleich bei dem ersten Auftreten in der Öffentlichkeit verwickelte er sich in Feindseligkeiten, unter denen er lange zu leiden hatte.

Irgendeine mitleidige Seele hatte ihm eine kleine Spitzenhaube geschenkt und ein Hemdchen mit einer Halskrause. Die Hebamme stopfte ihn in ein Bettkissen. Der verehrliche Kindsvater hatte sich den schwarzen Rock des Dorfbarbiers geliehen, einen alten Blumenstrauß aus Muselin im Knopfloch befestigt, und nun strebten die drei eines schönen Sonntags gegen Schluß des Hochamts der Kirche zu. Einen Paten durften sie unterwegs zu finden hoffen. Schon auf der Straße war die Hauptpersönlichkeit, eingezwängt in die muffigen Federn des Kissens, etwas unruhig. Als der Täufling aber den Weihrauchduft des Gotteshauses noch mit in den Kauf nehmen sollte, da war er fest entschlossen, sich nicht mehr bieten zu lassen, als unbedingt nötig wäre und fing aus vollem Halse zu protestieren an. Der Priester am Altar war gerade bei dem letzten Segen und sang das »Tantum ergo«, als der neu Hinzugekommene loslegte und das Gotteshaus mit lautem Lärm erfüllte. Vergebens suchte ihm die Amme mit einem Ziehbeutel den Mund zu stopfen, vergebens zwickte sie ihn mit ihren harten Fingern in die Schenkel, daß man noch nach Wochen die blauen Male sah. Weder Peitsche half noch Zuckerbrot. Er schrie weiter und brachte die ganze Gemeinde gegen sich auf wegen dieser frivolen Störung des Gottesdienstes. Der armen Hebamme, die trotz ihrer Bescheidenheit und ohne es gesucht zu haben, die Augen aller auf sich lenkte, wurden die Minuten zur Ewigkeit, und ehe noch die Kirche sich geleert hatte und der Priester mit Chorhemd und Stola bekleidet, an die kleine Gruppe herangetreten war, rann ihr bereits der Schweiß in kleinen Bächen über Stirn und Wangen hernieder und befeuchtete den Schreihals derart, daß er für ausreichend getauft gelten konnte, bevor noch sein Seelenhirte das Taufbecken über seinen eigensinnigen Schädel ausgegossen hatte. Der Pfarrer sah übrigens keineswegs so aus, wie es der Heiligkeit seines Vorhabens billigerweise entsprechen sollte. Sein ohnedies von Wein gerötetes Gesicht schimmerte infolge des heiligen Zornes, der über ihn gekommen, gefährlich ins Bläuliche hinüber und die Stimme, mit der er den Kindesvater anfuhr und ihn nach dem Paten fragte, klang nicht so wie die eines Mannes klingen soll, dessen Amt es ist, den Menschen die Friedensbotschaft zu verkünden.

Auf den Angeredeten machte übrigens der Eifer des Pfarrers keinerlei Eindruck. Er drehte sich gemächlich um und sah nach der Stiege der Emporbühne hinauf, wo menschlicher Berechnung nach demnächst die Beine des Blasebalgtreters erscheinen mußten, der als Offizialpate aller derer fungierte, die aus Mangel an Ansehen oder Geld keinen anderen gefunden hatten.

Und wirklich soeben kam er die Stufen herunter, aber in welchem Zustand! Wer nicht den ganzen Gottesdienst mitgemacht hatte, konnte nicht ahnen, in welcher Verfassung der fromme Mann sich befand, wohl aber jene, die zwischen dem Evangelium und dem Sanktus das Rumpeln hinter der Orgel gehört und es richtig zu deuten verstanden hatten. Er hatte wiedereinmal schief geladen, war von dem Blasebalg heruntergefallen und einige Schulbuben hatten es übernommen, sein wichtiges Amt fortzuführen, während er, an die Wand gelehnt, seinen Rausch auszuschlafen suchte. Dies schien ihm jedoch nur mangelhaft gelungen zu sein; denn als er sich dem Täufling näherte, dem er nun ein zweiter Vater zu werden versprechen sollte, wackelte er wie die Schelle an einem Klingelbeutel und auf die Frage des Geistlichen, wie das Kind heißen solle, brachte er nur mit Mühe den Namen Michel heraus. Der Pfarrer aber war froh um dies; denn mit dieser Erklärung konnte doch die heilige Handlung ihren Fortgang nehmen, und er übersah es deshalb gerne, daß der Täufling, als er ihm das Salz, ein Symbol der Weisheit, in den Mund legte, sich gegen diese Vergewaltigung seiner Geschmacksnerven durch die merkwürdigsten Grimassen und durch verzweifelte Bewegungen des Kopfes zu wehren suchte. Endlich war auch das kalte Weihwasser über den viereckigen Schädel des Unmündigen ausgegossen und mit vieler Mühe das christliche Glaubensbekenntnis aus seinem Taufpaten herausgelockt, womit denn nun mit Ach und Krach das Sakrament der Taufe formaliter als vollstreckt gelten konnte. Der Priester eilte in die Sakristei, legte die heiligen Gewänder ab und als dies geschehen war, fühlte er sich wieder so sehr Mensch, daß er den Trunkenbold zu sich beschied und ihm unter vier Augen die Drohung, daß er demnächst aus dem Dienste der Kirche entlassen werden würde, in einige kräftige Ohrfeigen eingewickelt, vor den Kopf schleuderte.

Alle diese Vorgänge, weit davon entfernt, den verehrlichen Kindsvater peinlich zu berühren, erfüllten ihn im Gegenteil mit hohem Behagen. Erstens freute er sich an der Verlegenheit der Hebamme; denn er kannte diese Person aus ihren jüngeren Tagen und wußte, daß ihre zur Schau getragene Demut und Frömmigkeit nur der Rahm war, der die Sauermilch einer üppig verlebten Jugend Gott und der Welt verkäuflich machen sollte. Solche Wesen haßte er. Denn er selber war ein ehrlicher Charakterlump, der von seinen Fehlern höchstens die verdeckte, die ihn mit dem Strafrichter hätten in Berührung bringen können. Zweitens belustigte ihn der innere Seelenkampf des Priesters, den er als einen gewalttätigen Menschen kannte, der lieber die Hand zum Schlage als zum Segen erhob und der sich nur mühsam und so weit beherrschte, daß er es fertig brachte, die Ohren des Täuflings mit dem heiligen Öle zu bestreichen, obwohl es seiner inneren Seelenstimmung weit mehr entsprochen hätte, dieselben zwischen die Finger zu nehmen und derb herumzuzausen. Drittens aber und vor allem erfüllte ihn das Pech seines Zechgenossen, des »Blasebalgmichel«, mit einer hohen, reinen Schadenfreude. Gibt es doch für die Menschen im allgemeinen und für die Lasterhaften im besonderen kein größeres Vergnügen, als wenn sie andere am Pranger stehen sehen für Fehler, die sie selber mit großem Glück oder Geschick seither zu verbergen oder so zu dirigieren wußten, daß sie kein öffentliches Ärgernis erregten. Ganze Ströme von Entzücken durchschauerten ihn, als er das Klatschen der Ohrfeigen aus der Sakristei vernahm, und sein Glück war nur noch der einen Steigerung fähig, daß er zu dem Schaden, den der Pfarrer seinem Gevatter zugefügt, seinerseits den Spott zulegen konnte.

Deshalb wartete er geduldig und veranlaßte auch die Hebamme auszuharren, bis die Sakristeitür sich öffnete. Als er nun sah, daß der Heraustretende auf dem einen Backen mächtig aufgeschwollen war, und vermutete, daß er voraussichtlich in der nächsten Zeit nicht kauen könne, schlängelte er sich an ihn heran, lud ihn zu Tisch und redete in vertraulichem Ton von Rehbraten, weil er annehmen konnte, daß der andere, bekannt mit den Wegen, auf denen ein solcher Braten in die Küche des armen Mannes wandert, das tatsächliche Vorhandensein eines solchen Leckerbissen anzunehmen geneigt sei. Dieser aber war momentan für keine Verführung zugänglich und suchte nur nach einem Objekt, das tiefer stehend wie er selber, freiwillig oder unfreiwillig, einen Teil seines Ärgers über sich ergehen lassen würde.

An der Tür der Kirche, die längst von allen Andächtigen verlassen war, stand ein Meßdiener mit einem Zinnteller in der Hand und erwartete von dem Paten und dem Kindesvater das übliche Opfer in Form einiger Kupfermünzen. Während sich der letztere damit begnügte, dem Knaben mit dem roten Chorrock und dem weißen Spitzenhemde einen herablassenden Blick gnädig zuzuwerfen, glaubte der erstere in der Zudringlichkeit des Kleinen einen genügenden Grund gefunden zu haben, seinem Ärger ein Ventil zu öffnen und versetzte dem Ärmsten einen Fußtritt, der gewiß langdauernde Spuren zurückgelassen hätte, wenn er nicht auf einen Teil gekommen wäre, den die vorahnende Natur gut gepolstert ans Kreuz hing, weil er eben wie mancher andere Märtyrer um der Gerechtigkeit willen vieles zu leiden hat.

Auf der Straße angelangt, trennten sich übrigens die viere, denn der Blasebalgmichel war noch immer verstimmt und ging, fluchend und sein Geschick verwünschend, seine krummen Wege. Die drei anderen strebten der Helyschen Wohnung zu, wo die Hebamme das neue Mitglied der streitenden Kirche, um ihm eine gute Stunde zu bereiten, auf das Familienbett neben die Saugflasche legte und sich entfernte, während seine Mutter am Ofen stand und zur Feier des Tages ein Kaninchen im Blechtopfe schmorte.

Wer sich nun die Mühe nimmt darüber nachzudenken, ob und inwiefern das erste Auftreten des Michael Hely in der Öffentlichkeit demselben von Vorteil war, der wird zu durchaus traurigen Resultaten kommen und erkennen, daß er es so ziemlich mit aller Welt verdorben hatte.

Da war zunächst der einflußreichste Mann des Dorfes, der Herr Pfarrer, der mit Recht schmollte, denn er erinnerte sich in seiner langen Amtstätigkeit keines Falles, in dem er unter solchen Schwierigkeiten die Gnadenschätze der Kirche verwaltet und das Sakrament der Taufe gespendet hätte. Gleichwohl hatte er am Schlusse des Taufaktes begründete Bedenken, ob er die Zahl der Auserwählten im Himmel nun auch wirklich um einen vermehrt hätte, da er der Rasse mißtraute, aus welcher der neue Christ hervorgegangen war.

Da war die Hebamme, die von dem ausgestandenen Ärger einen Rückfall in ihre Gallensteinkolik befürchtend sich fest vorgenommen hatte, diesem Baby in seinem Weiterleben unter keinen Umständen mehr Vorschub zu leisten, und nun zu spät die Mühe bereute, die sie sich unentgeltlich gegeben hatte, diesem Balg ins Leben hineinzuhelfen.

Bevor sie ging, legte sie dem Hausherrn die neugierige Frage vor: ob er gedenke noch fernerhin ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. »Gewiß,« sagte dieser in zuversichtlichem Tone. »Nun gut,« war die Antwort, »von dem, was ihr gebt und einem gönnt, kann kein Distelfink leben. Wenn ihr wiederkommt, findet ihr meine Klingel abgerissen.« Sprachs, wippte mit dem Hinterteil wie eine Elster und war zur Tür hinaus.

Da war sein ehrwürdiger Pate, den er zum Dank für die schweren Pflichten, die er übernommen, durch sein unzeitgemäßes Erscheinen vor aller Welt entlarvt und als Säufer gebrandmarkt hatte, abgesehen von den Ohrfeigen, die ihm der lästige Vorgang als Gratiszulage eintrug.

Da war die ganze fromme Gemeinde, die er durch sein skandalöses Auftreten im Gotteshaus in ihren heiligsten Gefühlen verletzt und gekränkt hatte.

Wenn der geneigte Leser alle diese Einzelheiten gehörig erwägt, so wird er mit uns zur Überzeugung gelangen, daß wir den Helden unserer Erzählung notgedrungen solange aus der Öffentlichkeit zurückziehen müssen, bis Gras über seine Schandtaten gewachsen ist. So gewinnen wir Zeit und Muße ihn in seinem Stammbaum und seiner Häuslichkeit näher kennen zu lernen, wovon das nächste Kapitel berichten soll.

 


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