Wilhelm Jordan
Strophen und Stäbe
Wilhelm Jordan

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Illusion.

        Erwartend stand ich an der Treppe Fuß, –
Vorüber eilt sie mir mit kargem Gruß
Und springt so flink und leicht, als ob sie fliege,
Empor die hohe halb erhellte Stiege.
Noch einmal winkt sie oben mit der Hand –
Nun seh ich nur vom rosigen Gewand
Die letzte Falte, die sich rasch verkleinert.
Auch die verweht. Ich stehe wie versteinert
Und glaube doch, die reizende Figur
Zu schaun im Dämmerfeld der Treppenflur
So lang das Ohr noch einen Ton erlauscht
Vom Seidenkleid das ihren Leib umrauscht.

Da hör' ich in mir tausend Stimmen rufen:
»Hinauf! das sind der Himmelstreppe Stufen,
Sie führen dich empor zum höchsten Glück.«
Ich hebe schon den Fuß, als eine grobe
Baßstimme ruft: zurück, mein Herr, zurück.
Die Treppe führt zur Damengarderobe.


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