Friedrich Huch
Pitt und Fox
Friedrich Huch

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Zehntes Kapitel

Nachdem Herta sich von Pitt getrennt hatte, folgte eine Zeit der Zerrissenheit für ihn. Er sehnte sich nach ihr zurück, er rief ihren Namen – und dann wieder war es, als ob er sie eigentlich überhaupt nicht vermißte. Er bildete sich ein, mit Herta alles verloren zu haben, und doch wußte er im Grunde, daß seine Liebe keine Leidenschaft gewesen war. Was er empfinden konnte, hatte er empfunden, und wenn er früher seine Liebesunfähigkeit damit getröstet hatte, daß ihm nur noch nicht der Mensch begegnet sei, durch den sein dürrer Boden befruchtet werde, so wußte er nun, daß er diesen Menschen niemals finden würde, daß seine eigene, innere Kälte ihn im letzten Grunde stets von allen Menschen entfernt hielt und immer einsam stehen lassen würde. Aber wie kam es dann, daß sein Gefühl ihn stets wieder zu den Menschen trieb, daß er seine Einsamkeit als etwas so Entsetzliches empfand? Sollte er abermals den Versuch machen, den Nebel zu durchbrechen, der um sein Wesen lag, so fest und ewig wie um Weltenkörper? Er schloß sich ganz in sich ab und dachte: Besser eine allgemeine graue Öde als eine Öde, in die ab und zu Licht hineinscheint, das dann wieder verschwindet.

Er wandte sich ganz der Arbeit zu. Aber diese Arbeit schien ihm leer und lästig, da er überhaupt nicht das mindeste Interesse hatte für die Schicksale fremder Menschen, für ihre Klagen und ihren Schrei nach dem Recht. Das alles kam ihm komisch und nichtig vor. Soll dieses ewig so weiter gehen? dachte er manchmal, und überlegte, ob er nicht alles aufgeben und davongehen sollte. Aber was blieb ihm dann? Wovon sollte er leben? Er hielt es noch einige Zeit aus, und gerade, als er wieder einmal auf seinem Sofa saß und darüber nachdachte, daß irgendein Wechsel eintreten müsse, traf ihn die Nachricht von dem Testamente seiner Mutter. Sofort war sein Entschluß gefaßt: Er brach seine beruflichen Beziehungen ab und wollte sich in die Welt begeben. Er erwartete nichts von ihr als Zerstreuung, aber die war ihm auch genug. Er reiste, trieb sich mehrere Jahre in verschiedenen Ländern herum, nahm an flüchtigen Erlebnissen mit, was sich ihm bot, und kehrte endlich ebenso beschwert und unbeschwert in seine Stadt zurück, wie er von ihr ausgegangen war. Daß er gerade hierhin zurückging, und nirgendwo anders, war für ihn so selbstverständlich, daß er gar nicht über den Grund nachdachte. Diese Stadt war ihm, trotzdem er nicht viel Glückliches in ihr erlebt hatte, wie seine Heimat, nach der es ihn schließlich, je mehr die Zeit vergangen war, immer dringender zurückgezogen hatte. Am Tage seiner Ankunft ging er zum Haus der van Loos, sah es lange an und dachte: Es steht noch immer da. – Von seinem Gelde hatte er so viel zurückbehalten, daß er noch bequem einige Monate leben konnte, auch, nachdem jene erste unvorhergesehene und große Summe für seinen Bruder Fox davon abgezogen war; was werden sollte, wenn dieses Geld aufgezehrt war, wußte er nicht, aber als letzte Lösung begann seit einiger Zeit der Gedanke im Hintergrund zu stehen: Das Leben ist mir so wenig wert, daß es nicht allzu schwer sein wird, es zu verlassen. Dieses war ein letzter Ausweg, und er beruhigte ihn halb, obgleich er ahnte, daß er ihn doch niemals gehen werde, da ihm zu jeder Gewaltsamkeit die Energie fehlte.

Er tat nun gar nichts, las viel in philosophischen Werken, auf dem Sofa, ganz so wie in früheren Zeiten, und suchte Zerstreuung in literarischen und dramatischen Vereinen. –

Großer Gott, dachte er eines Tages, indem er von seinem Fenster aus einer Dame nachsah, die ihn gerade verlassen hatte, sollte die sich etwa den Gestalten der Vergangenheit anreihen wollen? Bisher habe ich doch wenigstens keinen schlechten Geschmack gehabt!

Diese junge Dame war Fräulein Heine, Tochter eines sehr reichen Bankiers, die er auf einem jener Vereine kennengelernt hatte. Sie war nicht eben groß, hatte schwarzes Haar und trug fast stets ein rotes Kleid aus sehr feinem, teurem Stoff. In den Kaufmanns- und Bankierskreisen, die mit dem Hause ihres Vaters in freundschaftlicher Beziehung standen, galt sie für exklusiv und hochmütig; auch sei sie schöngeistig veranlagt und werde ihrem Hause gewiß einmal die Schande antun, irgendeinen hergelaufenen Literaten zu heiraten.

Fräulein Heine nun warf ihr Auge auf Pitt Sintrup, der einen so ganz besonderen germanischen Typus hatte, und eine so wundervolle feine Ironie, die beinah wieder wie Ernst klang, so fein war sie! Sie merkte, daß an diesem Menschen irgend etwas war, das sie noch bei keinem andern Manne kennengelernt hatte, und beschloß ihn zu studieren. Sie war äußerst belesen und wußte ihn in Gespräche über die verschiedensten literarischen Probleme zu verstricken, und er, halb gutwillig, halb zerstreut, konnte doch nicht anders als ihren Verstand anerkennen, sowie der sich auf Dinge richtete, die nicht sie selbst betrafen. Sie fragte ihn auch sehr viel nach seinem Leben nicht allgemein, sondern indem sie ihre Sätze so detaillierte und formulierte, daß er einfach mit ja und nein zu antworten brauchte. Dadurch erfuhr sie eine ganze Menge, denn Pitt sah durchaus keinen Grund, mit seinem Ja und Nein zurückzuhalten, manchmal freute er sich sogar gespannt auf irgendeine neue Frage, die er herannahen fühlte, und dachte: Wie wird sie das jetzt wohl hervorbringen?! Sie kam immer öfter zu ihm, und wenn sie ihn anfangs zerstreut und belustigt hatte, wurde sie ihm auf die Dauer nur noch lästig. Sie erzählte ihm auch, daß sie ihn liebe; sie habe nichts zu verbergen, so sagte sie, was für ihr eigenes Ich von so großer Wichtigkeit wäre, und was – allgemein gesprochen – im Leben eines jeden Individuums einen so großen Faktor bedeute. Hierzu lachte er nur und meinte, daß er sie nicht wieder liebe, worauf sie entgegnete, das sei auch nicht verwunderlich, bei den einen käme die Liebe rascher – das seien die eigentlich Dionysischen, bei den andern langsamer; für diese letzten hatte sie keine nähere Bezeichnung. – Er begann grob gegen sie zu werden; das machte ihr gar nichts: Ich liebe diese Grobheit, sagte sie, es tut einem wohl, einmal wieder eine natürliche Sprache zu hören; wenn man täglich die größten Schmeicheleien gesagt bekommt, das stumpft allmählich ab. – Wie viele Jahre bekommen Sie die schon zu hören? fragte Pitt. – Wenn ihr seine Grobheit zu arg wurde, schlug sie ihn burschikos auf die Schulter.

Sein Leben, wie es jetzt war, erschien ihr wahnsinnig; so wie es lag, gab es absolut keine Zukunft für ihn. Sie drang in ihn, er solle seine juristische Karriere wieder aufgreifen, bei seinen eminenten Fähigkeiten werde er bald viel Geld verdienen. Bei näherem Nachdenken aber sah sie selbst ein, daß er sich für einen solchen Beruf nicht eigne. Sie zerbrach sich oft den Kopf, ob sie selbst nicht eine Stellung für ihn wisse oder schaffen könne, die für ihn passend sei, und eines Tages erschien sie angeregt in seinem Zimmer. – Setzen Sie sich nicht, sagte Pitt, die Stühle sind frisch gestrichen! – Nach einem flüchtig konstatierenden Blick antwortete sie: Sie Grobian! und ließ sich nieder. Darauf machte sie ihm ihren Vorschlag: Es handelte sich um die Übernahme einer Redaktionsstelle.

Ihr Vater war Inhaber und Begründer einer Handelszeitschrift, die ein literarisches Feuilleton als Anhang hatte. Der jetzige Redakteur für diesen Teil hatte seine Stelle plötzlich aufgegeben, man brauchte Ersatz. Herr Heine verstand von Literatur und Kunst nicht das mindeste, seine Tochter hatte in diesen Dingen großen Einfluß auf ihn, sie hatte ihn auf Pitt Sintrup hingewiesen, das sei der Mann der Zukunft! Herr Heine wollte reelle Belege dafür sehen und sie gab ihm einfach Besprechungen und Aufsätze, die Fox einst gemacht hatte und die sie einmal mit nach Hause nahm, um auch diesen Bruder geistig kennenzulernen. Er las diese Artikel, die neben manchem ihm Unverständlichen auch sehr vieles enthielten, was er selbst oft gedacht hatte, wenn er aus dem Theater kam, und sagte: Ein solcher Mensch sei ihm ganz recht; etwas Unverständliches müsse heutzutage bei jeder schöngeistigen Sache mit unterlaufen, er selbst pfeife darauf, aber das sei modern, das ziehe. – Von diesen untergeschobenen Artikeln sagte sie Pitt nichts, da er ihr dann vielleicht alles zerstört haben würde. – Pitt machte ein verächtliches Gesicht und sagte, er wolle nicht. Sie ließ sich aber nicht abschrecken. Ein Mensch wie Sie, sagte sie, braucht eine Tätigkeit, die er als Nebenbeschäftigung, als Spiel ansieht, die ihm Geld abwirft, damit er leben kann. Ich garantiere Ihnen, Sie haben dort nicht viel zu tun!

Pitt horchte auf. – Nein, fuhr sie fort, schüttelte den Kopf und stieß mit dem Schirm auf den Boden, das garantiere ich Ihnen! Sie haben nichts weiter zu tun als täglich ein paar Manuskripte zu überfliegen. Sie sehen ja doch gleich nach den ersten Sätzen, ob eine Sache gut ist oder nicht. Dann akzeptieren Sie oder refüsieren Sie, je nachdem. Für alles Gröbere, Untergeordnete ist ein Nebenredakteur da, der unter Ihnen steht. Also – sagen Sie zu? Gehen Sie gleich mit mir zu meinem Vater! – Da er nicht antwortete, stand sie auf, holte seinen Hut, stieg auf einen Stuhl und drückte Pitt von oben mit einem Schlage seine Kopfbedeckung auf die Haare. Er tat sie ebenso schnell wieder herunter und warf sie auf den Tisch. Fräulein Heine stellte sich dicht vor ihn hin, sah mit lächelndem Blick zu ihm auf, ihr Kinn berührte fast seine Brust. Na?! fragte sie aufmunternd, kann der Herr sich nicht entscheiden?

Ich will mit dieser ganzen Sache nichts zu tun haben! sagte Pitt aus einem plötzlichen Gefühl heraus, suchen Sie sich lieber einen Menschen aus Ihrer Clique! – Sie lachte trocken und meinte dann mit ihrer resonanzlosen, etwas staubigen Stimme: Morgen komme ich wieder, ich hoffe, bis dahin sind Sie klüger geworden.

Pitt hatte ein starkes Gefühl gegen diese Sache. Wäre sie ihm noch von jemand anders angeboten – aber gerade von Fräulein Heine! – Doch schließlich verpflichtete ihn das ja zu gar nichts. Das Gehalt, was sie ihm nannte, war so hoch, daß er mit seinen geringen Ansprüchen sehr bequem leben konnte, und er war, wenn er annahm, wieder einmal für ein paar Jahre gerettet. Im Grunde war es ihm egal, ob er Redakteur wurde oder nicht; also konnte er es ja werden, da er dadurch Geld verdiente, auf eine bequeme Art und Weise.

Am nächsten Nachmittag fuhr er aus seinem Schlafe, da es sehr stark gegen die Zimmertür klopfte. – Sie schon wieder! sagte er, als er Fräulein Heine erblickte – er hatte die ganze Sache in diesem Augenblick fast völlig vergessen. – Jawohl, ich schon wieder! sagte sie und machte breite Lippen, als wollten sich die ganz besonders durchsetzen. Nun, haben Sie sich jetzt entschlossen? Wachen Sie doch vor allem erst einmal völlig auf! – Pitt riß die Augenlider auseinander, dann wußte er plötzlich genau um alles Bescheid und gab nun zögernd seine Zusage. Während er sprach, betrachtete sie ihn mit zurückgeworfenem Kopf und humoristisch überlegenen Augen, als wolle sie sagen: Du Kind, begreifst du nun, daß ich es gut mit dir meine?!

Am Spätnachmittag machte er ihrem Vater einen Besuch. Klein, grau, gut gepflegt, sehr gemessen in seinen Bewegungen stand der vor ihm, bei der folgenden Unterhaltung zündete er sich eine Zigarre an und stieß lange Rauchwolken aus, wie eine gutgeleitete Fabrik, die einmal auch noch nach Feierabend in Betrieb ist. – Fräulein Elsa trat herein, sie begrüßte Pitt mit freundlich-herzlichen Worten – er machte ihr eine etwas unsichere Verbeugung – und nötigte ihn wieder auf seinen Platz. – Sie hatte etwas Angst, ihr Vater könne sich im Laufe des Gespräches auf jene Foxschen Artikel beziehen, aber das tat Herr Heine nicht, es wäre ihm dies ebenso zwecklos erschienen, als wenn er über eigene vergangene Unternehmungen irgendein überflüssiges Wort verloren hätte: Er wußte von Herrn Dr. Sintrup Bescheid, das genügte. Während er über die Einzelheiten der Zeitschrift redete, warf Fräulein Heine diese und jene erläuternde Bemerkung ein, die Pitt mit einer leisen Verbeugung erwiderte; aber seine Gedanken irrten ab, und als Herr Heine für einen Augenblick ans Telephon gerufen wurde, fuhr Fräulein Elsa protegierend auf ihn los: Sie trauen sich viel zu wenig zu! Entwickeln Sie ein Programm! Lassen Sie ein paar Schlagwörter los! – und rüttelte ihn am Arme. – Was fällt Ihnen denn ein? sagte Pitt, lassen Sie mal sofort Ihre Hand von meinem Arm! Herr Heine kam zurück, die beiden waren plötzlich wieder ganz gesellschaftlich, aber während die Unterhaltung von neuem aufgenommen wurde, stand Fräulein Elsa, in Erwartung der Wirkung ihrer Worte, wie eine kleine Kanone da, deren Lauf auf Pitt gerichtet war. – Ich möchte jetzt gern mein Programm entwickeln! sagte Pitt, aber Herr Heine meinte, mit diesen Einzelheiten möge er sich lieber an den Chefredakteur wenden, dem er überhaupt in der ganzen Frage die letzte Entscheidung anvertraut habe. Pitt hatte sich in aller Schnelligkeit eine Rede mit allerlei Gesichtspunkten ausgedacht, die sparte er nun auf. Ihm erschien die ganze Sache mit einem Male lustig und unterhaltend.

Stecken Sie Ihre Hoffnungen nur nicht zu hoch! sagte der Chefredakteur, Herr Wolf, ein Herr mit dichtem, schwarzem Schnurrbart und glattrasierten blauen feisten Wangen – nachdem Pitt alle Gesichtspunkte, die sich für ein literarisches Organ finden lassen, erörtert hatte: Der literarische Teil ist bis jetzt nur eine Art von Anhängsel, und muß es vorerst auch noch bleiben, so sehr ich Ihrer Tatkraft ein größeres Arbeitsfeld wünschte.

So war Pitt wirklich Redakteur geworden. Herr Wolf geleitete ihn am ersten Morgen in das literarische Arbeitszimmer und stellte ihm den Unterredakteur, Herrn Bertold, vor, ohne jedoch dessen Namen zu nennen. Dies war ein blonder junger Mann mit einem Getümmel von Haaren auf dem Kopfe. Wie eine Bildsäule stand der da, als Herr Wolf die Worte sprach: Das ist der Herr, mit dem Sie, Herr Doktor, künftig an einem Tische arbeiten werden; in den technischen Betrieb der Sache kann er Sie vorzüglich einführen, denn das versteht er. Im übrigen werden Sie ihn ja wohl selbst kennenlernen. – Bei diesen letzten Worten errötete Herr Bertold bis an die Haarwurzeln und sah Herrn Wolf halb herausfordernd, halb untertänig an. Dann entfernte sich Herr Wolf, und Pitt blieb mit Herrn Bertold allein; setzte sich ihm gegenüber und wartete, daß er in den Betrieb eingeführt werde. Aber Herr Bertold blickte nicht von seinen Papieren auf, und Pitt harrte vergebens, daß nun etwas mit ihm selbst geschehen solle. – Was hat denn der? dachte er, als Herr Bertold zwischendurch die Papierschere ergriff und dabei einen tief verletzten Blick auf ihn warf. Und als er wieder so einen Blick bekam, sagte er: Ich kann ganz wahrhaftig nichts dafür, daß ich hier sitze; bitte, wie lange muß man vormittags hier bleiben? Weshalb antworten Sie mir nicht?! – Da legte Herr Bertold seine Schere weg: Habe ich Ihnen zu antworten? Muß ich Ihnen Rede stehen? Hat man es der Mühe wert gehalten, mich gesellschaftlich mit Ihnen bekanntzumachen? O ich weiß ganz genau: das sind wieder so raffiniert ausgedachte Demütigungen, bei jeder Gelegenheit zeigt man mir es auf die roheste Weise, daß ich ein Unterbeamter bin; natürlich hat man Sie bereits angesteckt; alle von da drüben – er deutete auf die nebenan liegende Räumlichkeit – benehmen sich auf die gleiche Weise. – Das ist so Mode hier, das ist höchste Gebildetheit! – Er hatte seine Stimme sehr stark erhoben. – Was ist denn da los? fragte Herr Wolf, indem er seinen dunklen Kopf ins Zimmer steckte. Herr Bertold sah ihn mit verwirrten Augen an und sagte unsicher: o gar nichts, ich erzählte nur gerade etwas – worauf Herr Wolf die Tür mit einem bedeutenden Blick wieder schloß. – Sogleich gingen Herrn Bertolds Augen wieder groß und bitter auf Pitt Sintrup: Demütigen muß man sich vor diesen Menschen – und warum? Weil man sonst auf die Straße fliegt und verhungern kann! – Wenn Ihnen was an meinem Namen liegt – sagte Pitt und nannte ihn. Irgend etwas an diesem Menschen war ihm sympathisch. Herr Bertold sah ihn unsicher an und fuhr fort, in sanfterem Ton: Sie müssen es mir nicht übelnehmen, wenn ich mißtrauisch bin gegen alles, was da von nebenan hereinkommt. – Ich habe diesen Herrn erst gestern kennengelernt, sagte Pitt. – Durch wen sind Sie denn hier in die Redaktion hereingekommen? fragte Herr Bertold etwas zutraulicher. Wohl durch Fräulein Heine? Pitt nickte, worauf Herr Bertold so blanke Augen machte, als sei dies der beste Witz, den er noch in seinem ganzen Leben gehört habe. – Pitt hielt es für angemessen, sich nicht nach der Ursache dieses Grinsens zu erkundigen. – Er wurde nun in den Betrieb der Sache, wie es Herr Wolf genannt hatte, eingeführt, lernte alle Fächer und Schubladen kennen, in denen die verschiedenen Arten der Manuskripte lagen, die Namen der ständigen Mitarbeiter und ihre Funktion – Herr Bertold nannte sie samt und sonders Idioten – die Einteilung der Zeitschrift selbst in ihren Einzelheiten, den Termin des wöchentlichen Druckes, der Korrekturen und der Auslieferung.


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