Friedrich Huch
Pitt und Fox
Friedrich Huch

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Wie hatte sich Lotte dieses Wiedersehen ausgemalt! Und nun war alles anders. Sie fühlte kaum den Mut, auf ihn zuzugehen. Na? sagte er, nachdem er die Tür geschlossen hatte, du darfst mir schon noch einen Kuß geben! – Sie überwand das Gefühl der Kühle, das sie bei seinen Worten empfand, und legte beide Arme um ihn. – Ist ja nicht so schlimm! meinte er tröstend, weine doch nicht, das hat doch gar keinen Zweck! Du stellst dir alles viel zu schwer vor. In einem halben Jahr wirst du wieder ganz lustig sein. – Also du hast es doch erraten! sagte sie leise, dann brauche ich es dir nicht erst zu sagen. – Erraten? fragte Fox, da ist doch gar nichts zu erraten, ist doch alles klipp und klar! – Ihr taten diese Worte wehe; aber sie bezwang sich und wiederholte: Dann brauche ich es dir nicht erst zu sagen. – Aber ich bitte dich: Wozu denn diese Feierlichkeit?! Und dann möchte ich dich doch fragen: Bist du wirklich extra hergereist, um mir zu sagen, was ich doch längst weiß: daß du – daß ich – also ich meine: daß wir uns lieben? so fragte er in einem beinah konstatierenden Ton; das ist doch wirklich kindisch von dir, einfach kindisch! – Also weißt du es doch nicht! sagte sie und löste sich etwas aus seinem Arm und sah ihn staunend an. – Nee, was anderes weiß ich nicht! antwortete er mit einem plötzlich unbehaglichen Gefühl, da sei etwas, das ihm unangenehm werden könne. – Ist deine Großmutter tot? – Sie schüttelte den Kopf. – Oder – habt ihr euer Geld verloren? Das wäre, dachte er, wirklich fatal. – Sie schüttelte wieder den Kopf, und dann flüsterte sie ihm ein paar Worte ins Ohr. – Er fuhr zurück und sah sie mit großen Augen und offenem Munde an. Daran hatte er allerdings niemals auch nur im entferntesten gedacht. Wie konnte das denn außerdem möglich sein! – Ist ja nicht wahr! sagte er endlich, mit der Ungläubigkeit, womit ein junger Mann eine solche Tatsache, die seinem eigenen Erleben so fremd ist, aus dem Munde seiner Geliebten, wenn sie seine erste Geliebte ist, entgegennimmt. Aber nun brach sie in Tränen aus und beteuerte, daß es wahr und wahrhaftig sei. Er umfaßte ihre Figur mit einem Blicke und sagte dann: Wirklich? Nach einer Pause fügte er hinzu: ja, dann reise nur bald nach Hause – zu Hause hat man es ja doch immer am besten. – O nein, Großmutter darf nie etwas davon erfahren, Großmutter weiß gar nichts, sie würde mich ja verfluchen! – Unsinn, Großmütter verfluchen nie. Deine Großmutter wird höchstens ein paar Stunden weinen, und dann ergibt sie sich ins Unabänderliche. – Aber Lotte sagte, eher ginge sie ins Wasser als nach Hause. – Aber wohin willst du dann gehen? – Das weiß ich ja nicht, das mußt du mir sagen, deshalb bin ich doch hergekommen! – Er bestand darauf, daß sie zu ihrer Großmutter zurückginge, und das Blut lief ihm zu Herzen, als sie sagte: Nein, ich will immer bei dir bleiben! – Das geht noch viel weniger, du kannst mir doch nicht immer nachziehen, mal hierhin, mal dahin! Nächstes Jahr zum Beispiel mache ich eine Weltreise! – Da könnte ich doch mit! sagte sie, ganz verzweifelt. Hätte er gesagt, er gehe an den Nordpol, so würde sie auch gesagt haben: Da könnte ich doch mit! – Aber mein Gott, rief Fox, was denkst du dir denn eigentlich? Jeder Mensch hat doch seine Freiheit! Er war ganz in Affekt geraten, das letzte Wort kam voll und rund heraus, Herr von Sander hätte seine Freude daran gehabt. – Ein jeder Mensch hat doch seine Freiheit! wiederholte er, aus dem Bedürfnis heraus, etwas, das ihm unbewußt geglückt war, noch einmal als bewußte Leistung zu genießen. Aber das zweitemal gelang es nicht so gut. – Was meinst du denn damit? fragte sie angstvoll und unsicher; du willst mich doch nicht etwa verstoßen? – Fox wiegte den Kopf und bewegte stirnrunzelnd die Lippen, als schmecke er etwas Unangenehmes. Verstoßen! sagte er, was für ein romanhaftes Wort! Klingt so nach Treppe und hageren Armen. Ich denke doch gar nicht dran, dich zu verstoßen! – Also heiraten wir uns doch! fragte sie wieder, angstvoll und schnell. – Fox ging im Zimmer auf und ab. Muß denn, so fragte er, muß denn eine Liebe stets von der Obrigkeit sofort beglaubigt, gestempelt und besiegelt werden? Ist sie nicht vielmehr etwas – also etwas Leichtbeschwingtes, dem die leiseste Berührung von außen den Schmelz abzustreifen droht?! Ich will ja gar nicht sagen, setzte er hinzu, daß ich dich nicht heirate, das hängt ganz von uns beiden ab, aber wenn du mir damit ewig in den Ohren liegst, so kannst du mir nicht verdenken, daß mich das endlich verstimmt. – Aber es ist doch das erste-, das allererstemal, daß ich danach frage! – Na ja, du weißt eben nicht, was du manchmal sagst. Jedenfalls kann jetzt von Heiraten noch lange nicht die Rede sein. Aber wenn du mich lieb hast, wahrhaft lieb hast, so tust du, was ich dir sage: Du gehst zu deiner Großmutter zurück! – Lotte schüttelte den Kopf. – Gut, dann nehme ich an, du liebst mich nicht mehr, und dann ist es eben aus; dann haben wir uns heute zum letztenmal gesehen. – Aber ich kann doch nicht, ich kann doch nicht! wiederholte sie immer und immer wieder. – Fox sah nach seiner Uhr. – Ich muß hart sein mit ihr, äußerlich hart – so dachte er – das ist in der Wirkung wohltätiger für sie, als wenn ich ihrem Gefühl nachgäbe, was ja für mich viel bequemer wäre. – Ich muß jetzt in die Stunde! sagte er, überlege dir alles bis zum Abend, du hast die Entscheidung selbst in der Hand, das sage ich dir ganz ausdrücklich. – Was soll ich denn hier tun? fragte sie; ich kenne doch keinen Menschen, kann ich dich nicht begleiten? Ich kann ja unten warten, bis deine Stunde zu Ende ist! – Das fand er stumpfsinnig; sie müsse etwas tun, was sie zerstreue. Er schlug ihr vor, sie könne ja in der Stadt herumgehen und die Sehenswürdigkeiten in Augenschein nehmen, davon gebe es hier genug auf den Straßen und Plätzen. Und da sie gar nichts anderes wußte, sagte sie endlich ja, das wolle sie.

Es ist doch scheußlich, dachte Fox, als sie sich getrennt hatten und er allein die Straße hinabschritt, in was für zweideutige Situationen man gerät, ohne es zu wollen! Aber was soll ich machen! Auch die Ärzte spiegeln ihren Kranken vor, ihr Zustand sei nicht so schlimm; und was für eine wohltätige Wirkung liegt in der Suggestion! Jetzt dachte Lotte wirklich, er ginge zur Stunde. In Wahrheit mußte er eine Verabredung mit einer neuen Schülerin des Herrn von Sander einhalten, ein Mädchen, das er gerade noch vor den Händen des Herrn Eichinger gerettet hatte, der doch ein notorischer Lüstling war! – Scheußlich! wirklich unsympathisch scheußlich! dachte er, da geht man nun von einer Geliebten zur andern und setzt sich der schlimmsten moralischen Beurteilung vor sich selber aus! – Seinen innern ernsten Zustand ließ er die neue Freundin fühlen, indem er einsilbig war und manchmal tragisch zerstreut in die Büsche starrte.

Wie Lotte so allein war und ratlos und unschlüssig nach rechts und links blickte auf all die grellen, sonnebeschienenen Häuserreihen, die ihr so fremd waren, wurde ihr noch öder und leerer zu Sinn. Aber da unten am Ende der Straße schien ein Denkmal, ein Reiterdenkmal, zu stehen. Das konnte sie sich ja ansehen, damit sie später Fox etwas zu antworten wußte, wenn er sie fragte. – Sie ging auch wirklich hin, merkte sich den Namen von dem, den es darstellte, und von dem, der es gemacht hatte, und dann wußte sie wieder nicht, was sie tun sollte. Plötzlich fiel ihr Pitt ein. Der wohnte ja auch hier in der Stadt. Wenn sie nun zu dem ging und ihm ihr Leid klagte? Aber sie wußte seine Adresse nicht; vielleicht wußte sie die Dame, bei der Fox wohnte. – Sie kehrte wieder um und läutete nach einigem Zögern. Ein Herr von mittleren Jahren öffnete. Sie brachte ihr Anliegen vor, er sagte, sie möchte lauter reden, er verstände sie nicht. Und um ja alles recht gut zu machen, schrie sie das Gesagte noch einmal, im Glauben, der Herr sei schwerhörig. – Ach so! sagte Herr Könnecke, Sie brauchen nicht so zu schreien, ich bin nicht taub. – Entschuldigen Sie bitte viele Male, bat sie mit unterdrückter Stimme, um ja alles recht gut zu machen und niemand zu beleidigen. Herr Könnecke sagte ihr nun den Namen und die Nummer der Straße, erst müsse sie links gehen, dann rechts, dann zwei Straßen überschlagen, dann wieder in eine Straße einbiegen, bis eine Anschlagsäule käme. – Also wie? Erst soll ich rechts gehen, dann links, dann wieder rechts, und dann bin ich da? Herr Könnecke sah gutmütig in ihr verängstigtes Gesicht. – Warten Sie mal! sagte er und sah nach der Uhr; es ist zwar noch ein bißchen früh für meine Stunde, aber ich kann doch mit Ihnen gehen, es ist kein Umweg für mich. Gleich bin ich wieder da! – Sie wartete, und als er wiederkam, meinte er gründlich: Ich mußte mir nur erst einen reinen Kragen umbinden! – Sie gingen nun zusammen die Treppe hinab und die Straße hinunter. Herr Könnecke war ein wenig neugierig, weshalb dies Mädchen wohl zu Pitt Sintrup wolle, und warum sie so verängstigt und verschüchtert war. Zum Mittagessen hatte er sich verspätet, seine Kusine war bereits ins Geschäft gegangen, als er heimkam. Aber er fragte nichts, nur erfuhr er, daß sie hier fremd am Orte sei.

An einer Straßenecke wartete ein Schüler. Er wußte, daß Herr Könnecke etwa um diese Zeit hier vorbeikommen mußte. Sein blasses, gespanntes Gesicht rötete sich mehr und mehr, je näher Herr Könnecke kam. Einen Augenblick schien er zu schwanken, die Gegenwart der jungen Dame verwirrte ihn, aber dann brach er in Weinen aus: Ach Herr Könnecke, erlassen Sie mir doch die Strafe, nur diesmal, ich will es ja auch ganz gewiß nie wieder tun! – Herr Könnecke war stehengeblieben, Lotte ging einige Schritte weiter und wartete. Ganz zerknirscht stand der Junge da, in der hellen Nachmittagssonne; Herr Könnecke zögerte, dann sagte er: Na ja, dann will ich es dir diesmal noch erlassen! – Und plötzlich getröstet, wie wenn eine Last mit einemmal von seinen Schultern herabgenommen sei, sah das Kind dankbar, glücklich zu ihm auf.

Man weiß gar nicht, sagte Herr Könnecke im Weiterschreiten zu Lotte, wie tief so ein Kind eigentlich empfindet! Da hat der arme Junge nun die ganze Woche seine Angst mit sich herumgetragen, daß er morgen, am Samstag, nachsitzen soll, und er hat noch niemals nachgesessen, er war immer ehrlich! Und heute, am letzten Termin, hält er es nicht mehr aus; immer hat er es hinausgeschoben, von einem Tag zum andern, und nun, im letzten Augenblick, kommt er. Das Nachsitzen selbst ist ja nicht das Schlimmste, aber der Strafzettel, die Eltern, die Unehrlichkeit! Na, diesmal ist er ja noch drum herumgekommen! – Ja, sagte Lotte, diesmal ist er noch drum herumgekommen. – So, da wohnt Herr Sintrup! meinte Herr Könnecke endlich, also adieu, Fräulein, grüßen Sie Herrn Sintrup von mir, Könnecke ist mein Name. – Ich bin Lotte Pfanz. – Er zog seinen Hut, sie streckte halb ihre Hand aus, wollte sie wieder zurückziehen, fast gleichzeitig machte Herr Könnecke eine ähnliche Bewegung, schließlich streckten sie sie beide wieder vor, er ergriff die ihrige und schüttelte sie herzlich. – Ein sonderbares Mädchen! dachte er im Weitergehen, die sah ja so traurig aus und so blaß! Es ist doch gut, daß ich sie begleitet habe; sonst liefe sie vielleicht noch wer weiß wie lange in der heißen Sonne herum.

Pitt war aufs äußerste überrascht, Lotte plötzlich vor sich zu sehen. Sie konnte zu Anfang kein Wort vorbringen und bat um ein Glas Wasser. Dann erzählte sie ihm ihr Geheimnis, mit einfachen Worten, die ganz von selbst und ohne jede Befangenheit über ihre Lippen kamen. Im Gegenteil, sie fühlte sich erleichtert durch ihre Mitteilung. Pitt sagte lange nichts. Die Vergangenheit zog an ihm vorüber, während sein Blick ins Leere gerichtet war. Dann fand er sich in die praktischen Fragen der Gegenwart zurück. – Eines mußt du mir sagen, sprach er nach kurzem Nachdenken; du darfst mir meine Frage nicht übelnehmen und meinen, ich dächte deshalb etwa schlecht von dir: Bist du sicher, daß du dich nicht irrst – ich meine, daß es wirklich Fox ist – sie ließ ihn nicht zu Ende reden, sondern unterbrach ihn lebhaft mit der Versicherung, dessen sei sie so gewiß, wie man einer Sache überhaupt sein könne: Außer ihm habe ich ja in meinem ganzen Leben noch niemand geliebt! Sie errötete, als sie seinen stillen, grauen Augen begegnete, und fuhr fort: Ich meine, du verstehst mich doch, du weißt doch, was ich sagen will! Und nun will er durchaus, ich soll zu Großmutter gehen und ihr alles sagen. – Ja, sagte Pitt, das halte ich auch für das beste. Schließlich hat doch deine Großmutter, als sie jung war, dasselbe durchgemacht. – Aber da war sie doch verheiratet! – Ach so, ja ja, und das bist du nicht, das ist richtig. Trotzdem halte ich es für das beste. – Und er zählte ihr alle Gründe auf, und als schwerstwiegenden, daß, wenn alles jetzt so abliefe, wie sie wolle, das Geheimnis trotz allem Geheimhalten irgendwann einmal an den Tag kommen werde; die Scherereien mit den Gerichten, die Sorge für das Kind selbst, später – das alles könne sie viel leichter übernehmen, wenn sie es nicht noch dazu verbergen und geheimhalten müsse. – O Gott, wenn das bekannt wird – ich kann ja niemals Lehrerin werden! – Dies leuchtete ihm ein, und nach einer neuen, reiflicheren Überlegung schien es ihm nun wirklich besser, sie bliebe hier. – Vielleicht kann ich eine Freistelle bekommen! meinte sie schüchtern. Aber diesen Glauben zerstreute er ihr. Außerdem habe sie dann nicht die Bequemlichkeiten, die sie beanspruchen könne. Das ist ja auch das wenigste, fügte er hinzu: Fox hat doch die selbstverständliche Verpflichtung, dich auf das anständigste verpflegen zu lassen. Das wird dem guten Jungen noch teuer zu stehen kommen! Pitt lächelte, indem er das verstimmte Gesicht seines Bruders vor sich sah, der sich nun wohl mit seinen Delikateßbüchsen und guten Weinen etwas einschränken mußte, in Zukunft. – Er sagte aber, wenn ich ihn lieb hätte, so müßte ich nach Hause gehen, sonst wäre es aus zwischen uns; es sei ein Prüfstein für meine Liebe! – Ach?! meinte Pitt, aufhorchend: dieser Prüfstein ist ja recht interessant! – Eine leise Bitterkeit gegen Fox stieg immer deutlicher in ihm auf: Das hatte er nun aus diesem Mädchen gemacht! Freilich suchte sein Verstand dies Gefühl sogleich zu zerstreuen, und er dachte: Vielleicht wäre es mir ebenso gegangen. – Heute abend gehen wir zusammen zu ihm, sagte er, bis dahin bleibst du wohl bei mir! – Lotte fühlte einen so tiefen Dank gegen Pitt, sie legte ihre Arme um seine Schulter und drückte ihn leise und zärtlich. Seit sie ihn gesehen und gesprochen, war sie um ein großes Stück erleichtert, sie fühlte einen Schutz, sie wußte, daß nun nichts mehr geschah, was gegen ihren Willen war. – Pitt streichelte ihr brüderlich über die Wange; was er für sie empfand, war Mitleid, nur tiefes Mitleid. Alle übrigen Gefühle, alles Halbklare, Zerrende war gänzlich erloschen. – Wo gehen wir nun hin? fragte er, und als er sie ansah, glaubte er einen Wunsch in ihr zu erraten: In die Konditorei? Sie errötete und sagte, das sei kindisch. Aber ich halte dich doch von nichts ab? fragte sie wieder und wieder. Sie hatte Angst, sie könnte ihm lästig sein, und das wollte sie unter keinen Umständen. Und nachdem sie wirklich in der Konditorei gewesen waren, schlug sie vor, er solle nun nach Hause gehen, sie wolle sich hier auf eine Bank setzen. Für zwanzig Pfennige könnte sie sich ein Buch kaufen und lesen. Er schüttelte den Kopf. – Aber es kostet doch nur zwanzig Pfennige! Er blieb dabei, sie solle mit ihm gehen. So schritt sie wieder neben ihm, ihre innere Gespanntheit löste sich mehr und mehr. – Du machst ja so ein glückliches Gesicht? fragte Pitt plötzlich. Sie hatte für einen Moment alles Schreckliche vergessen, wie ausgelöscht war es gewesen, sie hatte gerade etwas Lustiges sagen wollen, aber nun stand alles auf einmal doppelt schrecklich wieder vor ihr. Wie ist es nur möglich, wie ist es nur möglich! dachte sie! – Willst du vielleicht etwas schlafen? fragte Pitt, als sie oben im Zimmer waren. – Nein, das wollte sie nicht. Unklar dachte sie, das mache irgendwelche Umstände. – Oder wenigstens ruhen? – Nein, das wollte sie auch nicht. Doch, das wollte sie, sie wollte auch schlafen! Sie fühlte sich wirklich müde! – Es fiel ihr plötzlich ein, daß sie Pitt ja am wenigsten zur Last war, wenn er sich nicht mit ihr zu unterhalten brauchte. Sie legte sich auf sein Sofa, er bedeckte sie sorglich, und nach einigen Minuten fiel sie wirklich in einen tiefen, segenvollen Schlaf. Von seinem Schreibtisch, an dem er arbeitete, trat er auf den Zehenspitzen zu ihr hin. Mit kindlichem, reinem Ausdruck lag sie da, tief und ruhig atmend. Er ging wieder zurück an seinen Tisch.


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