Johann Gottfried Herder
Stimmen der Völker in Liedern
Johann Gottfried Herder

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28. Lied vom Hofe

Deutsch.

Von Luther. S. s. Werke Altenb. Ausg. Th. 5. S. 804.

Wer sich nimmt an,
Und 's Rädlein kan
Hübsch auf der Bahn
Lahn umher gahn,
Und schmeichlen schön
Findt jedermann
Ein Feil und Wahn,
Ist jezt im Korb der beste Hahn.
(Oder der geht zu Hof jezt oben an.
Oder der ist zu Hof am besten dran.)

Denn wer gedacht'
Zu leben schlecht,
Fromm und gerecht
Die Wahrheit brächt';
Der wird durchächt
Und gar geschwächt
Gehont, geschmät <lies: geschmächt>
Und bleibt allzeit der andern Knecht.

Beym Schmeichelstab'
Gewinnt mancher Knab'
Groß Gut und Haab',
Geld, Gunst und Gab'
Preiß, Ehr und Lob
Stößt andre herab,
Daß Er hoch trab'
So geht die Welt jezt auf und ab,

Wer solchs nicht kann
Zu Hofe than;
Thue sich davon,
Ihm wird zu Lohn
Nur Spott und Hohn:
Denn Heuchelmann
Und Spötterzahn
Ist jezt zu Hof am besten dran.

                                    Luther.

 


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