Johann Gottfried Herder
Stimmen der Völker in Liedern
Johann Gottfried Herder

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16. König Hako's Todesgesang

Skaldisch.

In Bartholin. Caus. contemt. mort. p. 522–28. steht er unvollständig und in Mallets Mythol. der Nordvölker arg verstümmelt. Die Norwegssaga hat ihn ganz, aus der ich ihn einmal abgeschrieben; ich habe sie aber zum Citiren nicht bei der Hand.

Gaundul und SkogulDie Todtenwählerinnen, Valkyriur, Nordische Parzen.
Sandte Gott Thor,
Zu kiesen einen König
Aus Ynguas Stamm,
Der sollt zum Odin
Fahren hinauf,
Zu wohnen in Wallhall'!

Biärners Bruder
Fanden sie, sich
In Panzer kleiden;
Der edle König,
Er eilt ins Feld,
Wo Feinde gefallen,
Und Schwerter noch klungen
Im Beginn der Schlacht.

Er rief Haleyger,
Er rief Halmeyger,
Der Heldentödter,
Und zog hinan.
Normannen Heere
Waren um ihn.
Der Jüten Veröder
Stand unter Helm.

Der MühlsteinspalterSchwert mit dem Beinamen.
In Königs Hand,
Als spaltet' er Wasser,
Spaltet er Erz!
Die Spizen stiessen,
Die Schilde brachen!
Auf Männerschädeln
Erklang der Stahl!

Tyrs und Baugas
Schwerter sprangen
Auf den harten Schädeln
Der Normannsfechter.
Die Schlacht ergoß sich,
Die Schilde brachen
Von der Hand der Helden,
Oder wurden blutroth.

Blize flammten
In blutende Wunden;
Schilde bargen
Der Männer Leben;
Von fallenden Leibern
Tönt das Land;
An Storda's Ufer
Blutmeer floß.

Blutige Wunden
Und SchwertwolkhimmelSchilde.
Flossen in Ein!
Als gält's um Ringe,
Spielten sie Schlacht.
Im Windsturm Odins
Blutstrom floß.
Männer stürzten
Vor'm strömenden Schwert.

Die Könige sassen
Mit Schwertern umzogen,
Schilde zerbrochen,
Panzer durchbohrt.
Noch aber dachte
Nicht das Heer
Nach Walhalla zu wandern. – –

Gaundul sprach
Gestüzt aufs Schwert:
»Groß wird jezt werden
Der Götter Versammlung.
Sie haben den König
Zum Mahle geladen,
Und all sein Heer!«

Der König hört
Der Wählerinnen,
Der schönen Jungfraun
Auf hohen Rossen,
Schicksalswort!
Nachsinnend standen
Im Helme sie da;
Sie standen gelehnet
Auf Schwertes Schaft!

»Was theilst, sprach Hako,
Du Schwertesgöttin,
Die Schlacht also?
Sind wir von Göttern
Des Siegs nicht werth?«
»Wir sind's, sprach Skogul,
Die Sieg dir bringen!
Sollst Feld behalten,
Und die Feinde fliehn.

Wohl auf nun reiten,
Zusammen reiten
Ueber grüne Haiden,
Der Götter Welt.
Dem Odin sagen,
Ein Volksgebieter
Zu schau'n ihn kommt
Und mit ihm wohnen!« –

»Hermoder und Braga,
Sprach Odin, geht
Dem König' entgegen!
Es kommt ein König,
Ein Held im Ruhme
Zu unsrer Hall!«

Der König sprach
(Aus der Schlacht gekehrt
Trof er von Blut),
Sprach: »unhold scheint
Gott Odin uns!
Unserm Beginnen
Lächelt er nicht!«

»Sollt mit den Helden
Dich in Walhalla
In Friede freun;
Sollt mit den Göttern
Da trinken Oel.
Hast droben schon
Acht Heldenbrüder,
Die harren deiner
O Fürstenfeind!«
Braga sprachs.

»Wir aber wollen
Die Waffen bewahren;
Helm und Panzer
Bewahren, ist gut!
Das Schwert bewahren
Nüzet oft viel.«

So sprach der König!
Und ward nun kund,
Wie heilig der Gute
Die Götter geehrt;
Die Götter alle
Willkommen ihn hiessen,
Den guten König,
Und standen auf!

Am Glückestage
Ist der gebohren,
Der das erwirbt!
Der Ruhm wird bleiben
Von seiner Zeit,
Von seinem Herrschen,
Und werden Gesang!

Eh wird Wolf Fenris
(Die Ketten zerrissen)
Menschen würgen,
Eh solch ein König
Wird wieder füllen
Die öde Spur.

Es sterben Heerden,
Es sterben Freunde,
Das Land wird wüste,
Seit König Hako
Bei den Göttern wohnt.
Und viele Menschen
Trauren um ihn.

 


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