Johann Gottfried Herder
Stimmen der Völker in Liedern
Johann Gottfried Herder

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18. Der Lorbeerkranz

Französisch.

Ein freie Uebersetzung: ich weiß nicht nach welchem Original

Für die süsse, zarte Liebe
Was ist Lorbeer, was ist Kranz?
    Wenn er dreimal ewig bliebe,
    Für die süsse zarte Liebe,
Nichts ist Alles Ruhmes Glanz.

Unter allen Göttersöhnen,
Wer war einst wie Gott Apoll?
    Er, der Schönste aller Schönen,
    Zart am Herzen und in Tönen,
Muth- und Stolz- und Weisheit-voll.

Seht, und alle Götter neiden
Seine Tugend – bannen ihn
    Ab vom Himmel: raubt ihr Neiden
    Raubt es ihm die Himmelsfreuden,
Die ihm auch auf Wiesen blühn?

Auf der Au', im grünen Thale
Weidet, singet er, beglückt:
    Mehr als dort im Göttersaale,
    Wird sein Herz, zum erstenmale
Wird sein Herz zum Gott entzückt.

Lieben lernt er! lernet lieben –
Zärtlich und auch glücklich? wann
    Warst du glücklich, treue Liebe?
    Wurdest bald von Thränen trübe,
Und erstarbst im Jammer dann!

Kaum noch, als er kaum zu siegen
Blöde wähnet, blöde Sie
    Sanft erröthend will entfliegen,
    Sich ihr Liebling um sie schmiegen,
Götter ach, da starret sie.

Schrecklich starrt sie – Seine Arme
Ringen um den kalten Baum,
    Ach daß noch er sanft erwarme!
    Daß sich noch ein Gott erbarme!
Aber ach, er lispelt kaum.

Sind es Seufzer, die sich regen,
Treue Liebe, die da wägt
    Dir die Zweige! ach sie wägen
    Schauernder – mit Herzensschlägen!
Todesangst ist, was hier schlägt.

Sie ist Baum! – O Baum, so wehe
Du mir Trost und süsse Ruh,
    Hier in deiner heilgen Nähe,
    Wann ich weide, wann ich gehe,
Weh o Baum mir Labung zu.

Also klagt er, doch nur bänger
Ward ihm sein verödet Herz.
    Was o Jüngling weilst du länger?
    Klagst dem Baume, süsser Sänger,
Klagst umsonst ihm deinen Schmerz.

Und Apollo ging, und lichter
Ging er nun der Ehre Bahn,
    Ward Apollo Musenrichter,
    Held, Prophet und Arzt und Dichter,
Ging gar wieder himmelan.

Allgepriesen, allen Weisen,
Allem Erdenraum bekannt,
    Jünglingen ein Muster, Greisen
    Wie zu loben, wie zu preisen!
Und Apollo alles – Tand!

Statt der Feste, statt der Kronen
Schlich er oft zu seinem Baum.
    Süsser Baum, hier will ich wohnen!
    Statt der Feste, statt der Kronen
Gib mir meinen Jugendtraum.

Kränze mich, zwar dürr und wilde,
Aber mir ein süsser Kranz,
    Meine Daphne mir im Bilde!
    Daphne, schön und zart und milde,
Daphne in der Jugend Glanz.

Kränze mich! und seht, die Thoren
Sahn's und sahen nur den Brauch;
    Daphne war für sie verlohren –
    Arme, weise, dürre Thoren,
Nahmen nun den Lorbeerstrauch.

Dürren Lorbeer! Und für Liebe,
Was ist Lorbeer, was ist Kranz?
    Wenn er dreimal ewig bliebe,
    Für die süsse, zarte Liebe,
Nichts ist alles Ruhmes Glanz.

 


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