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Briefkästen

1. Astrologischer Briefkasten

Elisabeth vom Rhein: Sie sind ein berechnender Mensch, wie wir aus den Fingernägeln, die Sie uns zusandten, ersehen. Sie legen keinen Wert auf Äußerlichkeiten, das geht deutlich aus dem Schmutz hervor, der diesen Nägeln noch anhaftete. Sie haben ein gutes Herz, aber schwache Nieren. Heiraten werden Sie nicht, aber verzweifeln Sie nicht: zwei reizende Kindlein werden Sie dennoch in Bälde Ihr eigen nennen.

Waldemar Käsekuchen: Wunschgemäß haben wir Ihr Horoskop gestellt. Sie sind ein ruhiger Mensch, aber Sie neigen zu Temperamentausbrüchen. Es steht Ihnen großes Unglück bevor, es sei denn, Sie überweisen den Restbetrag für dies Horoskop in Höhe von Mk. 13,50 umgehend auf unser Konto bei der Deutschen Fensterbank.

Sterne und Erotik: Da haben Sie ja ein poetisches Kennwort gewählt, Sie kleiner Schäker. Aber machen Sie nur so weiter, ein bißchen Spaß soll auch einem Ehemann nicht verwehrt sein.

Hans Lustig: Ob Lilian Müller sich plötzlich in Rudolf Schönhals verliebt hat? Das entzieht sich unserer Kenntnis. Die Filmsterne haben ihre besonderen Gesetze, die mit den Sternen am Himmel nichts gemein haben. Am besten, Sie wenden sich an einen Filmsterndeuter.

Der kleine Muck: Es ist nicht wahr, daß unsere Voraussagen Unsinn sind. Und wenn sie Unsinn sind, so sind sie wissenschaftlich fundierter Unsinn. Wir bitten Sie, das zu beachten.

Zitter-Mieke: Die Zahl 17 ist Ihre Unglückszahl. Lassen Sie sich also nicht am 17. trauen oder Zähne ziehen. Es sei denn, dieser Tag fiele auf einen Freitag. Sie wissen doch: minus mal minus gibt plus.

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2. Die menschliche Beratungsstunde

Von Herz zu Herz oder:
Fragen Sie Onkel Wilhelm

Henriette D. in S.: Sie leben auf dem Lande, sind 41 Jahre alt und leiden sehr darunter, daß Sie keinen Mann haben. Der Ort, in dem Sie wohnen, ist nur klein und die dort lebenden Männer kommen für Sie nicht in Frage. Beruflich sind Sie an der Schreibmaschine tätig, die Sie jedoch nicht ausfüllt.

Ja, liebes Fräulein Henriette, das glaube ich Ihnen gern, daß eine Schreibmaschine allein Sie auf die Dauer nicht auszufüllen vermag. Im übrigen brauchen Sie den Kopf nicht hängen zu lassen. 41 Jahre – das ist noch gar kein Alter. Außerdem las ich zufällig vor einigen Tagen, daß in Ihren Heimatort Militär kommt. Passen Sie auf, Sie werden nochmal eine muntere Soldatenbraut.

Hilde B. in C. Sie sind Sekretärin eines Schriftstellers und beschweren sich darüber, daß Ihnen Ihr Arbeitgeber immer so »genierliche« Sachen diktiert. Sie fragen mich, ob es möglich sei, daß der Schriftsteller absichtlich dergleichen diktierte, und ob Sie sich Hoffnungen machen dürften …

Grundsätzlich: Hoffnungen soll man sich immer machen. Hoffnungen sind immer gut. Ich würde Ihnen empfehlen, den Herrn Schriftsteller bei der nächsten »genierlichen« Stelle mit harmlosem Gesicht zu fragen: Was ist das? Das verstehe ich nicht! Es ist gut möglich, daß er dann, indem er es Ihnen erklärt, die Gelegenheit benutzt, gleich sich selbst mit zu erklären.

Fritz P. in P. Achtzehn Jahre sind Sie alt und haben soeben Ihr Gesellenstück als Tischler gemacht. Sie wollen nun heiraten und stoßen auf energischen Widerstand Ihrer Eltern, wofür Sie kein Verständnis haben.

O weh, – da bin ich ja fast versucht: lieber Junge! zu Ihnen zu sagen. Daß Sie heiraten wollen, ehrt Sie natürlich, und sollen Sie das zu gegebener Zeit auch ganz gewiß tun. Aber nicht nur Ihre Eltern, auch das Gesetz gestattet dies nicht, ehe Sie mündig sind. Da Ihre Braut 27 Jahre alt ist, verstehe ich ganz gut, daß Sie nicht so lange warten wollen, um so mehr, als diese Braut einen anderen heiraten wird, wenn Sie nicht binnen 4 Wochen eine bindende Zusage gemacht haben. Mein Ratschlag: lassen Sie die 27jährige Braut den anderen heiraten, und suchen Sie sich später unter ihren Töchtern etwas Passendes aus.

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3. Film-Briefkasten

Zwei Backfische aus Hannover-Kirchrode:

Nein, die Harvey angelt nicht,
Zähne putzt sie nur am Morgen.
Sie ist nicht verehelicht,
aber sie hat trotzdem Sorgen.

Willy Fritsch-Verehrerin in Kassel:

Doch, natürlich: Willy Fritsch
spielt des Reimes wegen Bridge.
Er ist blond und hat zwo Grübchen
und ein Junggesellenstübchen.
Blumen liebt er. Fische auch.
Nein, er trägt noch keinen Bauch.

Henny Porten-Verehrerin:

Alter unter c) erraten.
Doch, sie hat ein blondes Herz
und sie tut nur gute Taten.
Ihr Geburtstag: 8. März.

Fräulein Neckisch:

Adolf Wohlbrück ist noch ledig,
er hat keinen Weisheitszahn.
Alter richtig. Sonntags gnädig.
Blumen nimmt er gerne an.

Kunigunde:

Harald Lloyd
ist bereit,
künftig männlich auszusehen.
Harry Piel
hat das Ziel,
nur Kulturfilme zu drehen.
Rudolf Forster liest gewöhnlich
Liebesbriefe nicht persönlich.

Seeröslein:

Magda Schneider wollen wir grüßen
und sie fragen, wie's ihr geht.
Was Sie sonst noch wollen wissen,
das erscheint uns indiskret.

Alle übrigen Leser von Aachen bis Zürich:

Alle geben Autogramme,
alle haben Blumen gern.
Alle freu'n sich, wenn ihr Name
glänzt am Himmel wie ein Stern.
Und der Filmbriefkasten-Onkel
zerrt Intimstes aus dem Donkel.

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