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Der himmelblaue Pfingstochse

Eine Moritat nach Alois Lippl

 

Personen:

Der große Wastl, ein Bauer
der kleine Wastl, sein Sohn
Gertrud, eine schöne Jungfrau
der Pfingstochse
der Vorsänger
der Nachsänger
viel Volk.

 

Der Vorsänger:

Hört, ihr Dichter und Poeten,
was wir euch berichten hier,
hört es auch, ihr Rezensenten,
und ihr übriges Getier,
wenn ihr gerne dichten möchtet
und ihr wißt nicht, wie und was,
nun, so dichtet oberbayrisch,
das bringt immer wieder Spaß.

Der Nachsänger:

Wenn der Mensch dem Trieb verfallen,
aufgeführt zu werden – ach,
kann man nix dagegen machen,
besser ist's, man gibt ihm nach.

Der Vorsänger:

In dem ersten Bilde sehet
ihr den Ochsen, pfingstgeschmückt.
Achtet drauf, wie er voll Seele
auf die Frau Naive blickt.

(Der Zwischenvorhang hebt sich: Marktplatz einer kleinen oberbayrischen Stadt. Viele Leute, viel Lärm. In einer Ecke stehen der kleine Wastl und Gertrud.)

Der kleine W.: Arg vül Krach machen's da alleweil z'samm.

Gertrud: Ja.

Der kleine W.: Aber schtör'n tuat er mi net, der Krach!

Gertrud: Na!

Der kleine W.: Wannst nur du da bist, nachha is' scho guat.

Gertrud: A, geh!

Der kleine W.: S' is schon so, wie a i's g'sagt hab!

(Pause. Sie schauen sich verliebt an. Der kleine Wastl nimmt Gertruds Hand und drückt sie.)

Gertrud: Was machst d'n jetzt, Wastl?

Der kleine W.: Gertrud, jetzt hast Wastl zu mir g'sagt. Jetzt sa'n ma verlobt mit'anand!

Gertrud: Aber na!

Der kleine W.: Na freili! Gertrud, Gertrud! Sag noch a mal Wastl zu mir.

Gertrud: Wastl!

Der kleine W.: Gertrud!

Gertrud: Wastl!

Der kleine W.: Wie das klingt, wenn's du des sagst. Weißt, was ma jetzt tuan?

Gertrud: Na!

Der kleine W.: Mir busserln a weng.

Gertrud: Aber geh, Wastl – wo die vül'n Leut da sein!

Der kleine W.: Da gehst her (küßt sie).

Der große W.: (kommt hinzu): Wastl!

Der kleine W.: Ja, Vadder!?!

Der große W.: Was is denn dös nachha?

Der kleine W.: Dös is nachha meine Braut, dös ist die Gertrud. Hast's g'spannt?

Der große W.: Verruckt bist!

Der kleine W.: Net verruckt.

Der große W.: Doch verruckt.

Der kleine W.: Aber wann i sie doch amal lia'm tua. Und wann i doch a Familie gründen will. A Familienleb'n is' 's scheenst auf der Welt.

Der große W.: A so – a Familienleb'n willst gründen. I dacht, du wollt'st nur a so di zum Schpaß verlob'n. Nachha is guat. Leut, kommt's her. Der kleine Wastl hat sich verlobt!!

(Alle Leute kommen herbei und machen einen erstklassigen Krach. In diesem Augenblick wird der Pfingstochse vorübergeführt.)

Einer aus dem Volk: Der Pfingstochs! der Pfingstochs!

Ein Zweiter: Jessas, da ha'm mir ja zwa Pfingstochsen heuer. Ein' mit vier und einen mit zwa Beinen!

Ein Dritter (singt):

Der Wastl, der is scho
a trauriger Hund,
der tuat si verloben
und hat gar kan Grund.
Holladi hio …

Ein Vierter (singt):

Wer zu Pfingsten verlobt sich,
dös is ja woll klar,
daß dieser nun selber
a Pfingstochse war.

(Daraufhin beginnen sie zu raufen. Der Pfingstochse reißt aus, die freiwillige Feuerwehr marschiert mit Musik durch den Hintergrund und der Vorhang fällt.)

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