Fritz Grünbaum
Die Hölle im Himmel und andere Kleinkunst
Fritz Grünbaum

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Total Manoli

Feine Herrn . . . Die Kavaliere

Einmal war auch ich Jungfrau vollständig,
Fand küssen zu müssen gemein,
Doch als dann ein Gent
Übern Weg mir rennt,
Da liebt' ich, da übt' ich mich ein!
Ach, er küßte so heiß
Und ich gab ihm preis
Die Jugend, die Tugend und so . . .!
Doch vom Aliment
Drückte sich der Gent,
Man kennt es: die Gentes sind roh!

Feine Herrn . . . die Kavaliere . . .!
Ich kenn' den Zimmt genau,
Ich weiß Bescheid:
Lieben gern bis früh um viere,
Versprechen goldne Berge ihrer Maid!
Ach wie war der Meine süß und frech,
Doch auf einmal war er weg . . .
Feine Herrn . . . die Kavaliere,
Die goldnen Schwüre,
Die sind aus Blech! 130

Wird der Gent dann grau, nimmt er sich 'ne Frau,
Sagt kessen Maitressen Adieu!
Führt vom Hochzeitsschmaus
Seine Frau nachhaus,
Sagt: »Schlafe, du brave, ich geh'!«
Fährt dann in den Klub,
Wo ein ganzer Trupp
Von Zokern beim Pokern ihn neppt,
Bis um vier Uhr früh,
Wenn sein Geld perdü,
Herr Krause nach Hause sich schleppt.

Feine Herrn . . . die Kavaliere . . .!
Ich kenn' den Zimmt genau,
Ich weiß Bescheid:
Spielen gerne bis früh um viere,
Die kleine Frau zu Haus hat Wartezeit!
Endlich kommt er, sie hört auf zu schmoll'n,
Weil ihr Küsse blühen soll'n . . .
Feine Herrn . . . die Kavaliere,
Des nachts um viere –
Is' nischt zu woll'n!

Wird der Gent dann weiß, ist er kalt wie Eis,
Die Liebe, die Triebe sind futsch!
Höchstens mal im Mai,
Sagt er sich: »Ei, ei,
Probierst mal, riskierst mal 'nen Putsch!«
Sucht sich eine Maid,
Geht mit ihr nicht weit,
Kaschemmchen mit Bemmchen tun's auch!
Wozu Pulle Sekt, 131
Wenn die Pulle schmeckt?!
Er buhlt heiß bei Schultheiß im Rauch!

Feine Herrn . . . die Kavaliere . . .!
Ich kenn' den Zimmt genau,
Ich weiß Bescheid:
Knutschen gern bis früh um viere
Mit einem Mädchen und mit Sparsamkeit!
Ach die Kleine träumte von Buffets,
Bars und schicken Cabarets . . .
Feine Herrn . . . die Kavaliere,
Beim Pilsner Biere
Und Schweizerkäs'! 132

 


 


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