Jeremias Gotthelf
Leiden und Freuden eines Schulmeisters – Zweiter Teil
Jeremias Gotthelf

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Achtundzwanzigstes Kapitel.

Wie man in Gytiwyl ein Schulhaus baut.

Ich ging heim und mir war, als ob ich ein Wurmpulver im Leibe und ein Wespennest im Kopfe hätte. Es gramselten mir des Pfarrers Reden im Gehirn herum, daß mir fast wunderlich wurde.

So wie ich mir Moses dachte als göttlichen Gesetzgeber, sitzend auf dem Gipfel Sinais, umleuchtet von Blitz und Donner, oder zürnend vor der Rotte Korah Feuer speiend, am Platze Gottes und von Gott gesandt – so sah ich auch die Herren von Bern sitzen auf dem Regentenstuhl in großen Perücken, majestätisch sonder Gleichen; sah sie mit dem Schwerte der Gerechtigkeit in der einen Hand weit hinausreichen übers ganze Land, sah die andere Hand mit der Rute der Zucht herumfahren im ganzen Land. Und wie ich an Moses glaubte, glaubte ich an die Herren von Bern, ihr göttlich Recht und Sendung. Und wie ich mir Moses nie dachte, ohne mit den Augen blinzen zu müssen vor seinem Strahlenangesicht, so mußte ich unwillkürlich einen Bückling machen, wenn ich dachte an die Herren von Bern und ihre Majestät. Von Patrioten und Jakobinern hatte ich gehört, die während der Revolution gehaust haben sollten im Lande; die stellte ich mir immer vor bocksbärtig mit wütenden Augen, blutschäumendem Munde und Krallen an den Händen wie der Vogel Rock. Die Aristokraten, welche die Patrioten wieder zum Lande hinausgejagt, schwebten mir dagegen vor ungefähr wie der Engel Michael, als er mit dem Schwerte die ersten Eltern zum Paradiese hinausprügelte. Von Patrioten rein dachte ich mir das Land, glaubte, die seien längst alle geköpft oder gehängt; denn nirgends sah ich einen mehr, der Krallen hatte, wie der Vogel Rock. Einzig und allein meinen Schneider sah ich zuweilen verdächtig an, wenn nämlich sein linker Daumennagel, nur wenig weniger als einen halben Schuh lang, sich der Welt entgegenbäumte. Nun hörte ich auf einmal den Pfarrer selbst von den Herren von Bern reden, daß mir blau wurde vor den Augen. Freilich war er nicht bocksbärtig und schäumte nicht; er hatte im Gegenteil ein ganz glatt Gesicht und redete infernal gelassen; aber er redete doch von seiner Obrigkeit so ohne Respekt und zergliederte die Herren von Bern so gleichgültig, wie ein Metzger eine Sau, daß er mir gerade vorkam, wie ein verkleideter Patriot und mir recht unheimelig neben ihm wurde. Ich dachte, wenn das der Landjäger wüßt? Aber während dem ich so dachte, entschlüpfte mir ein Teil der Rede nach dem andern, wie böhmische Wörter. Bloß der Gesamteindruck wirbelte mir noch im Kopfe herum, als ich endlich heimkam erst nach 10 Uhr, zu großem Erstaunen meiner Frau. Ich muß ein merkwürdig Gesicht gemacht haben, fast wie der Ratsherr, der mit dem sammetnen Ärmel zum Fenster aussah in B., mit seinem Ärmel den sämtlichen Reichtum und mit seinem Gesicht die sämtliche Weisheit der im Ratssaale sitzenden darstellen mußte. Mädeli frug mich bald, was ich so wunderlich drein sehe und nicht antworte wie sonst; was es apartigs gegeben habe? Ich machte natürlich ein geheimnisvolles Gesicht und that kostbar mit der Antwort. Und als ich endlich mit derselben herausrücken, Mädeli die Gräuelworte alle erzählen wollte, die der Pfarrer ausgestoßen, waren sie mir alle entronnen, wie Fische und Krebse beginnenden Köchinnen. Etwas bestimmtes wußte ich gar nicht mehr zu sagen, sondern nur, wie der Pfarrer die Obrigkeit zergliedert hätte und wie ich glauben müsse, er sei ein Jakobiner oder gar ein Patriot. Ich konnte gar nicht begreifen, warum ich von dem, was der Pfarrer gesagt, nichts behalten hatte, wahrend ich die Gespräche der Bauren vom Abend vorher nicht nur recht gut in Gedanken hatte, sondern auch leicht durch den Mund bringen konnte. Mein Weibchen fuhr mich nicht übel an über die Beinamen, die ich dem Pfarrer gab. Der werde nichts sagen, als was recht sei und was er gut wisse, und sie wüßte eben auch nicht, warum man über die Berner nicht so gut reden könne und über den Laudvogt, als über andere Leute: es werden doch Leute sein wie andere, und müsse sich ja auch der Pfarrer gefallen lassen, das jedes Lumpebürli über ihn räsoniere. Ich wollte meiner Frau des Pfarrers Frevel begreiflich machen; aber heute schwieg sie nicht wie gestern, sondern brachte mich endlich zum Verstummen und verstummt ins Bett. Es war, als ob der Pfarrer es ihr angethan hätte, so hatte sie den Narren an ihm gefressen. Ich glaube, wenn er gesagt hätte, Anken sei Speck, sie hätte ihr Lebtag dem Anken Speck gesagt. Es ist merkwürdig, wie der weibliche Glaube an Personen sich klammert und wie stark und blind er wird, wenn er eine bedeutende Person gefunden, aber auch, wie gefährlich für das Weib, wenn diese Person diese Schwäche mißbrauchen will zu sinnlichen oder sündigen Zwecken. An dieser Schwäche hängt ein bedeutender Teil des Sektenwesens; auf dieser Schwäche beruht großenteils der Einfluß der katholischen Geistlichkeit; diese Schwäche öffnet dem reformierten Geistlichen Thüren und Thore zu Hütten und Palästen, wenn er an die Herzen zu klopfen weiß. Wohl, klopft auch mancher an die Herzen, und Thüren und Thore springen auf, aber bange bleibt der Klopfende stehen auf des Thores Schwelle und geht nicht ein in die Hütte, nicht in den Palast. Bärtig und bittend und ehrfurchtgebietend steht der alte König Salomo vor ihm und hebt den Finger auf und sagt: Bewahre dein Herrz mehr dann alles, das zu bewahren ist, denn ein Narr ist, wer auf sein Herz sich verläßt – das habe ich erfahren; Da klopft des Klopfenden eignes Herz; betrübt wendet er heimwärts sich, an die Herzen klopfet er fort und fort, aber zu den Thoren geht er nicht ein. Da vernimmt aber bald gar manch Herz sein Klopfen nicht mehr, weil er nicht eingehen will zum geöffneten Thore. Wer sich aber auf sein Herz verlassen könnte, innen und außen schön wäre, was vermöchte der, wenn er zu den Thoren einginge! Aber solche Klopfer sind selten. Pinsel gibt es desto mehr, die schlagen an die Herzen mit Holzschlägeln und springen nach jedem Schlage an jede Thüre, schlüpfen durch jede Spalte und möchten jedes Herz mit den Fingern greifen und es vor ihre Brille (denn ohne die sehen sie nichts und mit ihr wenig) kriegen, um zu sehen, wie sie es zerklopft und wie es geblutet und geweint erbärmiglich.

Obgleich ich stumm ins Bett ging, so war es doch lebendig, in mir und ward immer lebendiger. Was der Pfarrer in mich geworfen, das war auch von dem Samen, der aufgeht und Früchte bringt, wenn er Boden findet. Es war auch Same vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, der den Menschen glücklich oder unglücklich machen kann beides. Doch vom Bauen will ich eigentlich reden und ob dem König Salomo hätte ich es bald vergessen.

Die Vorfrage beim Bauen ist gewöhnlich die: wo das Haus abgestellt werden solle, auf den alten oder auf einen neuen Platz? Die entferntesten wollen das Schulhaus näher, um den Kindern Weg und Schuhe zu sparen. Die nächsten möchten es entfernen; denn niemand hat ein Schulhaus gerne vor der Thüre, weil man das Vorurteil hat: vor dr Bursch syg nüt sicher, u i dr Ornig ha chönn me se nit, da söll me ume höre. Dann kömmt noch in Betracht: ob etwa ein bedeutender Mann den alten Platz gerne hätte oder ein anderer den neuen der Gemeinde gerne für schweres Geld verkaufen möchte. Da glauben die Leute: heuschen mache selig und der uverschantisch sei bei Gott am besten an. So forderte z. B. im B... bach, einem Graben, wo Fuchs und Hase einander gute Nacht sagen, wo groß Streckene Land die Sonne nie gesehen haben, wo man in Fehljahren eine große Wyti um 3/4 Pfund Kaffee kaufen könnte, ein gemeinnütziger Schlegel für einen Platz zu einem Schulhause nicht weniger als 10 Kreuzer per Schuh, also 10,000 L. p. Jucharte. Der Entscheid dieser Frage erzeugt an manchen Orten schwere Kämpfe, und wenn die auch nicht soviel Leute kosten wie der trojanische Krieg, so hat man doch der Beispiele genug, daß sie noch länger dauerten, als dieser Krieg, nämlich über zehn Jahre, und die dabei entstandenen Feindschaften ewiglich.

Diesen Vorkampf hatten wir nicht in Gytiwyl; das alte Schulhaus stund bereits an der Ecke des Dorfes. Dorthin war es schon vor Zeiten abgestellt worden, weil niemand im Dorfe es bei seinem Hause haben, niemand dafür Land geben wollte. Man that es daher aus dem Dorfe, wahrscheinlich an den ehemaligen Waldsaum, und stellte es dort auf gemeines Land, das nur vorbeiziehende Schafe oder Gänse benutzten, ab. Seit 150 Jahren (so lange stund das alte Haus) war hier niemand andern Sinnes geworden, niemand begehrte es zu seinem Hause. Nur einige Tauner, die am andern Ende des Dorfes wohnten, meinten: es wäre billig, wenn sie jetzt das Schulhaus auch 150 Jahre auf ihrer Seite hätten; die Kinder der Bauren vermöchten besser, Schuhe und Strümpfe den heillosen Dorfgassen preiszugeben. Aber da es nur Tauner waren und auf ihrer Seite gleich das Moos anfing, wo wirklich ein bös Bauen gewesen wäre, so bekümmerte man sich nicht viel um ihre Rede; man sagte nur: allbets sei doch das nit so gsi; selligi hätte ds Mul nit uftha; aber jetzt heig e-n-iedere Schnuderbueb ds Recht, z'säge, was ihm z'Sinn chömm, we's ume-n-über e Bur usgang u nit über e Her. Der Kirchmeier wußte also, wo das Haus hinkommen müßte; es war nur darum zu thun, wie man bauen solle. Einhellig war man darüber, daß man den Lättikofern zeigen wolle, man vermöge es so gut als sie; auf 1000 Pfund komme es also nicht an. Aber ob man das Haus vom Luft ab oder gegen den Luft kehren, mit Schindeln oder Ziegeln oder Stroh oder Schiefern, mit einem deutschen oder französischen Dachstuhl etc. bauen solle, darüber disputierte man sich, doch eben auch nicht hitzig.

Dieses Streiten sollte der Kirchmeier dann entscheiden durch den Ausspruch des Zimmermanns, den einzuholen er den Auftrag erhalten hatte. Aber mein Kirchmeier sagte: er könne nichts sagen; der Zimmermann sei noch nicht gekommen. Er hätte es dessen Vaters Bruders Tochter gesagt, die hier wohne: wenn sie ihn öppe sehe, so solle sie ihm sagen, er solle öppe zu ihm kommen, wenn er öppe dadüre gehe. Er hätte gedacht, es pressiere nit sövli; es sei ja erst Fasnacht und er wüßt von mengem Baurenhaus, das von St. Johannstag bis z'Martistag gebaut worden. Mein Kirchmeier war kein schütziger Mann; der übte nicht blos das deutsche Sprichwort: Eile mit Weile, sondern besonders das schweizerische: Chume-n-i nit hüt, so chume-n-i doch morn.

Er war ein langer, stattlicher Mann und schritt stattlich einher, aber immer wie wenn er Holzböden an den Füßen gehabt hätte. Der konnte gar keine Veränderung leiben; er konnte weder Kuh noch Korn zu rechter Zeit verkaufen, weil das eine Veränderung war; er konnte kein Werk anfangen, und auf jeden Fall keins im Laufe der Woche; daher war er gewöhnlich noch am heuen, wenn andere zu ernten anfingen. Er konnte, so träge er war, doch des abends nie ins Bett, sondern tubakete bis Mitternacht hinter dem Tisch oder auf dem Ofen ganz alleine, nur weil er nicht gerne etwas beginnen wollte, nämlich aufstehen statt sitzen, abziehen statt tubaken, ins Bett liegen und schlafen statt wachen und grad use luegen.

Wollte man ihn jetzern, sagte ihm die Frau oder die Söhne: »Ätti, wotsch doch nit? wär's nit Zyt?« so antwortete er: »I will de öppe luege; es wird nit sövli pressiere; es isch di angeri Wuche no früeh gnue«. Wenn dann die Söhne ungeduldig wurden, so sagte er kaltblütig: »He, dr Großätti het allbets gseyt, we dBuebe-n-öppis welli zwänge, su müeß me se la zable-n-u-ne säge, me well-ne de i drei Wuche dr Bscheid gäh.« Weil er nie zur rechten Zeit befehlen und anfangen konnte, so brauchte er noch einmal so viel Leute zur Arbeit als die andern, und diese Leute aßen noch einmal so viel Brot als die Hälfte Leute gegessen hätten, und doch trug der Hof immer weniger ab, weil nichts zur rechten Zeit gemacht wurde; und die Matten gaben fast kein Heu mehr, weil, war einmal das Wasser aufgereiset, es nicht mehr abgereiset wurde, und war es einmal abgereiset, er es nicht übers Herz bringen konnte, es wieder aufzureisen. Dabei war er huslich wie keiner; seine Frau brauchte ihm immer zu viel, und für irgend eine gute Sache hatte er nie Geld. Er war es gewesen, der den frühern Pfarrer am meisten auf der Mugge hatte. Er hatte sich manchmal im Futtergang oder im Säugängli versteckt, wenn er denselben gegen das Haus zukommmen sah. Dem kam es wohl, war er so reich und konnte er seinen vielen Knechten und Taunern den Lohn aus seinen Zinsen geben; der Hof hätte es ihm nicht abgetragen. Dieser Mann nun sollte den Schulhausbau leiten; man kann sich also denken, wie schnell das Werk ging, das von allen Werken im ganzen Dorf ohnehin am langsamsten geht, weil selten einer treibt, dagegen viele dessen Schleiftröge werden auf vielerlei Weise.

Nun traf es sich, daß glücklicherweise der Zimmermeister dem Kirchmeier noch vor St. Johannistag anlief und ihm versprach, er wolle ihnen schon ein Schulhaus auf das Papier machen, das ihnen gefalle; wenn sie den und den Sonntag beisammen wären, so wolle er es ihnen zeigen und sehen, ob er neuis mit ihnen machen könnte. Der Bau eines Schulhauses ist der Willkür solcher Baukünstler überlassen bis an drei Bestimmungen, die einen doppelten Abtritt, 5 Fuß hohe Fenster und 9 Fuß Zimmerhöhe vorschreiben. Hat ein Bauer kurzum gebaut, so redet er auch sein Wort darein und bringt seine eigenen Einfälle in den Bau hinein; oder ist in der Nähe ein neues Schulhaus, so nimmt man das zum Muster, doch selten ohne etwas daran erlisteten oder ersparen zu wollen. Freilich hat man in neuerer Zeit Modelle gesehen; aber die passen zu mancher Landesgegend, wie Sommerstrümpfe für den Winter. Aber auch hier steht es jeder Gemeinde durchaus frei, ihre Schulstuben so groß zu machen, wie es ihr beliebt, sie ihrer Kinderzahl anzumessen oder nicht. Wohl die Hülste der Schulhäuser, die von Anno 1810 bis 1820 gebaut wurden, sind bereits untauglich; eine Menge von denen zwischen 20 und 30 gebauten ebenfalls; und wie viele von denen in unserem Jahrzehn errichteten werden im nächsten Jahrzehn untauglich sein, besonders wenn die im Gesetz ausgesprochene Klassensönderung durchgeführt werden sollte? Aber die Wohnung des Lehrers ist ebenfalls nichts gesagt; man kann ihm 2 bis 3 Stuben bauen so groß als man will; ja man kann zwei kleine Winkel machen, in denen kein Bett Platz hat, diesen Winkeln Stuben sagen und sie für 40 L. anschlagen. Man kann ihm etwas Stallung, Tenne und Heuboden machen oder nicht machen, oder man kann sie so machen, daß das Gvätterzeug seiner Kinder darin Platz hat, ihre hölzernen Kühe und Wägelein, aber im Stalle keine lebendige Geiß und im Tenn keine Stoßbäre, geschweige denn ein Wägelein oder Karrli. Ja man kann dem Lehrer als Schaf- und Ziegenstall sogar den Keller unter der Schulstube, von ihr nur durch eine Diele geschieden, anweisen, auf die Gefahr hin, daß in wenig Jahren durch die gefaulten Bretter und Balken die Kinder hinunterfahren – freilich nicht in die Hölle, aber doch zu den Geißen.

Das alles kann man und darum hat ein Baugenie einen unendlichen Spielraum.

Der Bau- oder Zimmermeister nimmt die Aufrichtig, die Einwandung, Dielen, Boden, Bänke, Schränke etc. gewöhnlich ins Verding, entweder mit oder ohne Holz. Wo Bauren Holzbesitzer sind, da liefern sie es gegen Schatzungen, die beidweg gemacht werden hoch und tief, je nachdem die Schätzer selbst Holz geliefert oder nicht; doch gibt's auch ehrliche Schätzer, warum nicht! Wo Bauren das Holz liefern, da ist's ein Herrenfressen für den Zimmermann, so in den Tannen herumhauen zu können, daß es Späne gibt von Mannsdicke und Tütscheni wie Sand am Meer. Hinter die ungezählten Laden zu geraten in dunkeln Nächten, ist ein Herrenfressen für alle die, welche Apfelhürde, Erdäpfelkrummen oder Schweinställe nötig haben; sie versorgen sich da wohlgemut und ungestraft. Auch die Wahl eines Zimmermeisters gibt hier und da das dritte Herrenfressen ab, wo mehrere Meister um den Bau buhlen, jeder sich Protektoren gewinnen muß und die Wahl von der Hausvätergemeinde abhängt. Wie man sich da in die Ecken nimmt, sich hinausruft, in den Gängen herumschießt, sich flieht und sucht – es ist ein recht lustig Zusehen.

Bei uns ging's nicht ganz so; denn der Zimmermeister hatte keine Nebenbuhler; ein bedeutender Teil des Holzes mußte er selbst liefern; so machte man es mit ihm an jenem Sonntage. Ich traf auf der Gasse den Statthalter an und der hieß mich mit ins Wirtshaus kommen, zu sehen, welchen Palast man mir bauen wolle. Da möchte es sich doch wohl erleiden, daß man mir etwas vom Lohn abziehe, wenn ich in einem solchen Herrenhaus wohnen könne, meinte er.

Im Wirtshaus war die Vorgesetztenschaft versammelt um den Zimmermeister, der auf einem Papier ein Haus hatte, schön gelb und rot angestrichen. Selligs geb z'thue, sagte er, me glaub's nit; aber drum chönns o nit e-n-iedere; ume bis me wüssi, was gelb und was rot sein müsse, gehe es lang, u we me fchon mein, me wüß's, su verschieß me doch geng no. Er erklärte nun das Haus und was jeder Strich zu bedeuten hätte, und daß das Haus einen Schuh länger, einen halben Schuh breiter sei, als das der Lättikofcr; hoch seien sie neue fast gleich, das chönn me sövli exakt nit breiche; uf e Schueh höcher oder niederer chömm's de nit ah; das chömm de geng no druf ah, wie me-n-öppe ds Gschwell heig u dRafe. Die Vorgesetzten betrachteten die Sache still und lang. Endlich sagte einer: das Haus könne man nicht wohl kleiner machen; aber die Schulstube, die düech-ne nadisch doch z'groß, die könnte man wohl fünf Schuh kürzer machen. Die fünf Schuh könne' man ja zum Gang nehmen; es sei auch komod, wenn der breit sei, oder zum Tenn; das hätte man auch nicht bald zu breit. Der Ammann sagte: öppis Recht hätte er. Ihn dünke es auch, die Schulstube sei zu groß; aber wenn man drei Schuh davon nehme, so möge das schon viel bringen. Sie wurden endlich einig, die Stube um 4 Schuh zu verkürzen, so daß sie im Bunde 30 Fuß breit, 31 Fuß lang wurde für 150 Kinder, an einem Orte, wo die Burger Rechte in Moos und Wald hatten, wo man also auf eine bedeutende Volksvermehrung schließen konnte, indem an solchen Orten selten ein Bürger sich entfernt. Mich fragte man gar nicht; man zeigte mir bloß, welch große Bhusig ich bekomme, nämlich drei Stuben auf der Schulstube. Da werde es mir doch dann nichts machen, in das eine Stübli hie und da eine Familie aufzunehmen, welche ihnen auf der Bettelfuhr zugeführt würde. Ich fragte endlich: ob man den Plan nicht noch dem Pfarrer zeigen wolle, ehe man es bestimmt abmache; der hätte vielleicht auch was zu sagen.

Was das den Pfarrer angehe? fragten mich zwei miteinander; der gäbe ja nichts dazu und er wäre im Stande, es ihnen expreß zu verpfuschen; u was so eine vom Bauen verstehe, der sein Lebtag nicht einmal ein Säuschürli zu bauen vermöge?

Nachdem sie so einig mit einander geworden, ging nun das Märten um den Preis an und um die Handleistungen. Dabei wurde manche Halbe getrunken und manch Stichwort gewechselt. Die Bauren hielten dem Zimmermann vor, er werde ihnen dann kommen im Heuet, der Ernte und dem Emdet, wenn kein Bauer Zeit habe, ihm zu fressen zu geben; da begehrten sie ihn dann auch nicht. Der Zimmermann aber sagte, das werde ihnen nicht sövli machen; die Blinden und die Lahmen und die Ghörübel, welche sie an solche Gemeindwerke schicken, könnten sie doch in der Ernte nicht brauchen; und die stumpfen Beile und verkrümpelten Sägen und fingerslangen Schaufeln, welche sie ihnen mitgeben, werden sie doch im Heuet auch nicht brauchen. Vor dem Heuet sollte Material geführt, das alte Haus abgebrochen, der Baugrund geebnet, der Keller erweitert und die Schwellen untermauert werden, zwischen Ernt und Heuet aufgerichtet und dann alles so bald als möglich fertig gemacht werden. Mir wurde unterdessen eine Stube zum Bewohnen angewiesen, in welcher im Winter ein Küher logierte. Noch einige Reden verursachte die Frage: ob man den Plan auf Bern schicken und um eine Steuer ansuchen wolle oder nicht? Mehrere waren der Meinung: sie vermöchten selbst zu bauen, wollten nicht betteln und möchten dann nicht, daß so ein Weisheitsbüntel von Bern ihnen in ihre Sache rede, und was es gebe, trage die Mühe fast nicht ab, die man damit habe. Der Zimmermann aber redete ein: man brauche den Plan nur dem Schulkommissär abzugeben und der wohne ja nicht weit. In Bern rede man nichts darein; man sehe nur nach dem Abtritt, und wenn der recht sei, so sei alles gut. Es sei doch auch lustig, wenn man ein paar hundert Franken holen könne so mir nichts dir nichts, und noch dazu in gesetzlichem Gclde, wenn es nämlich ihr Schaffner, der die Sache für den Landvogt mache, nicht treibe wie der in seinem Amte, der alles gesetzlich einnehme, aber so schlecht als möglich bezahle mit der niederträchtigsten Münze. Neulich sei ein Haus verbrannt, das in der Brandassekuranz gewesen wäre; da hätte der Brandbeschädigte vom Schaffner die obrigkeitliche Steuer erhalten in lauter Brabäntern, aber alle zu vierzig Batzen gerechnet. Es nehme ihn doch Wunder, was der, der so gerne andere verklage, machen würde, wenn auch einmal einer Guraschi genug hätte, ihn zu verklagen? wahrcheinlich müßte die Sache der Landvogt ausfressen oder Schuld sein daran.

Endlich war man fertig, daß man nach der Üerti fragen konnte. »He, no-n es Mößli,« sagte die Wirtin, »de will i's säge!« Als man sie vernahm, schoben die Mannen die eine Achsel in die Höhe und fuhren mühselig mit den breiten Händen in die engen Hosensäcke, und jeder zog ein Hämpfeli Münz heraus (nur die ledigen klimpern mit Brabäntern und Fünfunddreißigern) und brösmete dar, was ihm ziehen mochte, und der Ammann sagte zum Statthalter: »Lue doch, ob ih's recht zellt ha? i gseh's nimme recht, we-n-i nit dr Spiegel ha.«

Ganz Hans oben im Dorfe kam ich heim und erzählte meinem Mädeli, in welch schönes gelb und rotes Haus wir bald zu wohnen kämen, mängi Väurin werde über ihns schalus werden.

Es wett, mr wäre scho drin, sagte Mädeli – weiter nichts.

Am nächsten Chorgericht konnte der Statthalter sich nicht enthalten, dem Pfarrer zäpfelnd zu sagen: si welle's i Gotts Name probiere, ob si's vermöge, es Schuelhus z'baue-n-oder ob si drob müeße z'Lumpe werde.

Der Pfarrer verzog keine Miene, sondern sagte ernsthaft: das well er nit hoffe, es wär ihm leid für se; aber si sölli si in Acht näh mit den Arbeitsleuten und gute Akkörde schließen. Vor allem aus möchte er ihnen empfohlen haben, daß sie jedem Arbeitsmann in den Akkord thätcn, daß er bei Strafe eines bestimmten Abzuges um die und die Zeit fertig sein müßte mit seiner Arbeit. Es sei jetzt schon wohl spät und er fürchte, es gehe sonst wie an andern Orten. Habe ein Partikular ein Haus zu bauen, so sei er hinter den Arbeitern her und pressire sie, damit er zu rechter Zeit seine Arbeit erhalte und in der guten Zeit sie gemacht werde. Und doch möge das noch mancher Partikular nicht zuwege bringen, besonders wenn seine Arbeiter in die Stündeli gingen. Man solle nun denken, wie das bei einem Schulhaus gehe, wo gewöhnlich niemand sich die Zeit nehme zu pressieren und jeder Partikular finde: mit dem Schulhaus könne man wohl warten, bis seine Arbeit fertig sei, und jeder Arbeiter denke: die Gemeinde werde nicht böse, wenn er zaudere mit ihrem Hause, wohl aber ein Partikular. Da werde dann gewöhnlich furchtbar gepfuscht, die Öfen und Kamine erst gemacht, wenn es einfriere, die Fenster erst eingehängt, gehängt, wenn es bereits ins Haus geschneit, die Vorfenster aber erst mitten im Winter oder manchmal erst den folgenden, wenn von dem herablaufenden Wasser die Wände und Gesimse unter den Fenstern ganz schwarz geworden. Um das Haus herum bleibe es dann im Urzustand (ich rede hier nicht vom Urzustands- und dem ihm entsprechenden Urdingwort), so daß die Kinder beim nassen Wetter Schuhe und Strümpfe verlieren, ehe sie durch den Schopf kämen, und wenn sie endlich zu der Thürschwelle sich durchgeschlagen, dort nicht einmal die nötigen Tritte fänden, höchstens ein wackelndes Tütschi. Mit des Schulmeisters Wohnung sehe es gewöhnlich noch schlimmer aus; ob er einziehen könne, wann und wie, darum bekümmere sich niemand.

Der Statthalter war ganz verstummt von der langen Rede, zu der sich der Pfarrer hatte hinreißen lassen, der längsten, die er je von ihm gehört. »Ja, ja, Herr Pfarrer,« sagte er, »me mueß luege; mr wei's öppe mache, daß es guet chunt, mr wüsse-n-öppe-n-afe wie ds Baue geyt.«

Als wir heimgingen miteinander, begehrte der Statthalter nicht übel auf. Der Pfarrer müsse sie dann nicht brichten, wie man bauen müsse; er müsse nicht meinen, sie seien nur dumme Bauren. So eine aber meine, es müsse alles auf einmal gemacht sein, und wenn man an eine Sache nur gedacht hätte, so müsse sie schon dastehen. Er hätte afe viel Akkorde gesehen, er glaube, mehr als der Pfarrer; aber sellig, wie er sage, sei ihm noch keines unter die Augen gekommen; so etwas Halbtaubes wolle er nicht anfangen. Und wenn man den Handwerkern so befehlen wollte, wann sie fertig sein sollten, so würde jeder von ihnen auch kommen und befehlen, wenn sie dieses oder jenes führen sollten; aber da ließen sie sich nicht befehlen; sie seien schon lang zu Gytiwyl gewesen und es hätte ihnen niemand befohlen; sie wollen jetzt das D ... werk nit gah afah.

Wir hatten einen recht schönen Frühling; aber da war keine Zeit zum Schulhausbau. Ich ging einst zum Kilchmeier, als es mich dünkte, es wäre die höchste Zeit, daß etwas gemacht werde. Ich fand ihn hinter dem Tische sitzen tubakend. Die Frau nahm das Brot aus der Tischdrucke und sagte: »Schumeister, hockit u nät Brot, es isch früsches vo hüt-e Morge, u dr Müller het is da Chehr schöns Mehl brunge: es isch nit vrschosse, wie süst.« Und der Kirchmeier sagte: »Schumeister, was bringst neus?« Ich sagte ihm, daß ich eben käme, um nachzusehen, ob es nicht bald etwas neus geben solle? Er sagte: »He, mi het geng no all Häng voll z'thüe gha u es het niemere dr Zyt gha, z'fahre-n-u cho z'helfe; aber hüt ha-n-i's myne Buebe gseyt, we sie öppe dr Polizeier gseye, su solle st ihm säge, er soll öppe zueche cho, i well ihm de öppe-n e Lyste mache für ga z'biete. U de wei mr öppe mit enangere rede, we me öppe well afa. Es düecht mi, vor em Heuet syg's nit meh dr wert u vom Heuet bis i Winter isch's no lang.« Und wie der Kirchmeier gesagt hatte, so ging es auch, da ich nicht heftiger treiben durfte. Und weil der Kirchmeier gewöhnlich ein halbes Werk hinter den andern drein war, so ging es bis fast zur Ernte, ehe man anfing.

Endlich mußte ich auszügeln und das alte Haus wurde eingerissen. Es that mir doch noch weh, das alte wüste Haus verschwinden zu sehen. Es war Zeuge gewesen von meinen Freuden, meinen Leiden. In diesem Winkel waren mir Kinder geboren worden; in jenem Winkel hatte das Totenbäumchen meines kleinen Kindes gestanden; auf dem Ofen waren wir so oft zusammen gesessen mit offenen Herzen, aus denen Liebe und Vertrauen quollen; an den gestorbenen Fenstern mit den runden Scheiben war ich so oft betrübt gestanden und hatte zu einer noch heitern Scheibe hinausgesehen, von welcher Seite her das Glück kommen wolle. Und wenn ich in die Winkel sah, auf dem Ofen saß oder am Fenster stand, so weckte mir der bekannte Anblick die alte Stimmung, die alten Gefühle wieder und es tauchte in mir auf die alte Zeit mit ihren Freuden, ihren Leiden. Aber den Leiden hatte die Zeit den Stachel genommen, während die Freuden noch so frische und liebliche Klänge anschlugen in meinem Herzen! Darum waren mir diese Rückerinnerungen so lieb, so lieb die Orte, die sie in mir heraufriefen! Darum hätte ich dem alten Hause bald nachgeweint, wie einem scheidenden Freunde. Mädeli that es wirklich.

Unser Gärtchen und die herumliegenden Grasplätze mußten wir für dieses Jahr verschätzen und die Ziege, die ich endlich zu kaufen vermocht hatte, den Zäunen nachsenden. Dafür entschädigte uns niemand. Man sagte mir, ich könne wohl zufrieden sein, wenn niemand davon rede, mir am Lohn abzuziehen, weil ich jetzt eine so schöne Bhusig bekäme.

Der Bau ging vor sich, aber langsam. Der Zimmermann klagte immer, er hätte gar schlechte Handbietung von den ihm zugegebenen Arbeitern; der Maurer klagte über Mangel an Material; und der Kirchmeier antwortete ihnen dann: er wolle öppe auf die Leute luegen und wenn er sie öppe sehe, so wolle er ihnen sagen, sie sollen öppe fahre-n-oder öppe'-n-einisch e bessere schicken. Endlich, Ende August, war der Bau aufgerichtet. Alles lief hinzu und bewunderte ihn; dann lief alles davon und alleine blieb der Bau. Und er blieb alleine den ganzen Herbstmonat durch. Endlich ward mir doch angst und ich lief einmal wieder mit dem Herzen in beiden Händen zum Kirchmeier, um ihm mit der Brattig zu Gemüte zu führen, wie nahe Martistag sei und daß der Küher bald kommen und ich dann Platz machen müsse. »Ja, ja, Schumeister, me cha nit geng alles zwänge; i ha scho lang bifohle, me soll mr öppe-n-uf-e Zimmerma u-n-uf-e Murer u-n-uf-e Polizeier luege; u we me se die Wuche nit öppe gseht, su mueß me die anger Wuche 'ne expreß Bscheid mache, daß sie öppe chömmi.« Endlich kamen wieder Arbeiter und es wurde am untern Ring gearbeitet. Aber allgemein erscholl schall von den Arbeitern das Geschrei: daß sie nicht Materi hätten und daß die Fuhrungen gar zu hinlässig gemacht würden. Da geschah dann mehreremal, daß wegen Mangel an nötigem Baustoff ein Meister mit seinen Gesellen aufpackte und das Haus im Stich ließ. Dann kam freilich das Material auf den Platz; aber kein Meister war da, es zu verarbeiten. Dann kam selbst der Kirchmeier in Gusel; er sagte nämlich: er wolle auf den Zimmermeister oder den Maurer luegen, und wenn er sie öppe sehe, ihnen scharf bifehlen, daß sie die andere Woche kämen. DSache wären jetzt da und er hätte noch andern bifohlen, daß sie auch auf sie luegten. Dem Maurermeister war eines jener Ofenungeheuer in die Schulstube zu machen befohlen worden, die man noch an manchen Orten sieht hinausreichen in die halbe Stube und an manchem Orte den vierten Teil der Stube unbrauchbar machend. Ein Ungeheuer von Sandstein, die Platten 7 Zoll dick – und der Ofen 8 Schuh breit und 8 Schuh lang. Ein Ungeheuer, das als Backofen in die Arche Noah zu groß gewesen wäre, wenn Noah auch alle Pärlein von vierfüßigen Tieren mit Brot hätte füttern wollen. Ein Ungeheuer, das drei bis vier Wedelen braucht und um 10 Uhr zu warmen anfängt, wenn man am 6 Uhr einheizt. Und wenn ein Schulmeister erst um 7 oder 8 Uhr aufmag, um zu heizen, wann wird er dann heiß? Und wenn das Feuer erst im Ofen spretzelt, wenn es 9 Uhr schlägt, wie mag's da den armen Kindern mit ihren nassen Schuhen und Strümpfen, aus denen zwei gwundrige Ferseren blau herausguggen, zu Mute sein hinter ihren Namenbüchern und Fragenbüchern? Die Bauren meinten, sie wollten einen rechten machen lassen; der hielte es dann auch und behalte die Wärme, und wenn er groß sei und lang warm bleibe, so sei auch der Schulmeister froh darüber; er könne desto mehr Bätzeni dörren auf demselben während der Schule und nachher. O, wie dieser Geruch dann so lieblich und duftend verschwimmt, den Grundton bildend, mit allen Gerüchen, welche die Kinder bringen, und wie labend es einem in die Nase steigt, besonders wenn die Leberwürste im Laich sind! Alle Winter wurde seither aufbegehrt, ich heize nicht genug und die Kinder müßten am Morgen fast erfrieren. Die Lümmels gedachten nicht, daß die große, weite Schulstube, die schlecht eingemacht ist, durch 16 Stunden leer steht, nicht wie eine Wohnstube warm bleibt, sondern während der Nacht ihrer Wärme sich entleert. Sie dachten nicht daran, wie lange der Ofen brauche, warm zu werden, und wie langsam ein solcher Ofen wärmt. Und heizte ich recht wütend ein, so hob es die Platten auf, rauchnete und es ward eine Hitze in der Stube, daß man des Nachmittags die Fenster offen haben mußte, wenn man nicht ersticken wollte. Mich wundert, wenn man endlich zu einer vernünftigen Heizung der Schulstuben stuben kömmt und zu vernünftigen Öfen? Mich wundert, ob man nicht zu Anwendung von eisernen Rohren oder eisernen kleinen Öfen kömmt neben dem größern Ofen? Es gibt Winter, wo es eine große Wohlthat wäre, wenn man nur am Morgen es schnell warm machen könnte für die erste Stunde. Die Menge der Kinder bei lauer Luft oder warmer Sonne heizen für den übrigen Tag genug, fo daß ein den ganzen Tag Wärme ausströmender Ofen eine wahre Last und Pein wird. Es gibt Winter, wo man die Hälfte Zeit so heizen und wenigstens zwei Drittel Holz sparen könnte.

Es hatte geschneit über die Berge, der Schnee die Küher hinuntergetrieben von den Bergen ins tiefere Land. Sie kamen gar stolz herab, holeyeten noch einmal so laut, tranken nur zehnbatzigen Wein; die Jungen neckten alle Mädchen, die Küherstöchter sahen schnippisch drein und die Weiber saßen wie Gluggeren mitten unter den kleinern Kindern gar stolz und wohlgemut auf einem Bettstücki mitten in dem Grümpel ihrer Zügelten. Es hatte viele Käse gegeben auf dem Berg; wohlfeil war das Heu im Lande und wohlgenährte Kühe brachten sie heim, welche stolz die Köpfe hoben; darum trugen auch die Küher die ihrigen gar hoch. So war auch Toni, der Küher, der in meine Stube wollte, eines abends gekommen, ganz unerwartet, wenigstens mir. Die Kühe brüllten vor den bekannten Ställen und eine Schaar Kinder kletterte ab einem Wagen und stürzten dem bekannten Hause zu. Toni war ein Luzerner und hatte acht Kinder, alle schön, rot wie Milch und Blut, und schlank wie die Tannen im Walde, mit Zähnen weiß wie Schnee; aber mit Dreck waren alle überzogen wie mit einem Firniß, um die darunter liegende, durchschimmernde schöne, zarte Haut zu bewahren vor Kälte und Wind. Sauber war an Toni nur das, womit er seine Kühe berührte, seine Hände, sauber waren seine Milchgepsen, sauber waren seine Kühe; aber wie dann der übrige Leib, Häfen und Pfannen, Weib und Kinder versalbet und versauet seien, das kümmerte ihn nicht. Diese Kinder nun, und hintendrein eine gewaltige Entlibucherin, die im Fall der Not mit einem Morgenstern ein Dutzend Nationalvereine zum Gugger gejagt hätte, kam hinter ihnen her und machte gar wunderliche Augen, als sie die Stube nicht leer fand. Man kann sich vorstellen, daß uns fast gschmuechtete, als wir sie hereinbrechen sahen wie das Wüetisheer.

Mit diesen Kühersleuten mußten wir nun unsere Wohnung, Stube und Stübli, teilen, bis das Schulhaus fertig war. Man denke sich die Wirtschaft. Es waren ehrliche gute Leute und unsere Kinder kriegten Milch, bis sie ihnen oben auslief; aber säuisch waren sie, wie ich mir Menschen nie gedacht. Daher stund ich alle Tage zum Schulhaus, bat den Maurer, der anfangs November noch an den Ofen machte und noch keinen Stein zum Schornstein gelegt hatte, doch recht um Beschleunigung. Ein Wintersturm hatte ihn mit seinen Steinen in die Schulstube getrieben; aber auch dorthin verfolgte ihn der Schnee, der lustig durch die Fensterlöcher wirbelte und die ganze Stube bedeckte. Er nahm sein Pfeifchen aus dem Maul, tröhlte einige tüchtige Stöcke ab nach Maurer-Manier und sagte: es nähme ihn Wunder, ob es denn dem d. Dräyhansli von Kirchmeier bald in Sinn käme, die Fenster zu verdingen bei selligem Wetter? Da war es mir doch auch, als ob einer der Pulversäcke von Constantine mir unter den Füßen geplatzt wäre und die Explosion mir zum Munde ausführe in unübersehbarem Blitz und Donner. Der Maurer fuhr ordentlich zusammen, als es so aus mir zu krachen und zu scheinen anfing, und meinte endlich, als er den Mund wieder bewegen konnte: »E, e, ume hübschli, Schumeister! ume hübschli! we's dr Pfarrer ghörti, was seyti er?« – »Mira, was er wett; er fieng z'letzt selber a z'flueche.« Über Stock und Steine rannte ich dem Kirchmeier zu; denn mir kam es ganz graulich vor, in unserm Luzernermist neujahren zu müssen. Der 1. November und die Fenster noch nicht einmal akkordiert, die innern nicht, die äußern nicht! Das wie ein Lied immer vor mir herredend, stürzte ich ohne anzuklopfen in des Kirchmeiers Küche, wo derselbe eben Tubak anzündete, und schrie ihm mein Sprüchlein laut zu, daß es an den Wänden tönte. Der aber nahm die Sache kaltblütig, zog noch einigemal die Pfeife bedächtig an und sagte gelassen: er könne nichts dafür, er hatte seinen Buben schon mehr als einmal gesagt: we si öppe dr Tischmacher gseye, su solle si ihm säge, er soll öppe zu ihm cho.

So wolle ich gehen und ihn kommen heißen und zwar auf der Stelle, sagte ich; denn so könne das Ding nicht mehr gehen. Da sagte der Kirchmeier das merkwürdige Wort. »Jo, jo, gang ume; es düecht mi afe selber o, es sött pressiere.« Das hatte er sein Lebtag noch nie gefunden, noch viel weniger gesagt. O, so ein Kirchmeier ist ein wahrer Schatz für ein Dorf!

Der Tischmacher verstund sich endlich zur Übernahme, obgleich er die Kürze der Zeit und seine viele Arbeit geltend zu machen wußte. Man denke sich aber, wie lange es geht, bis so ein Tischmacher, der nur einen halbbatzigen Gesellen und einen kreuzerigen Lehrbuben hat, Fenster und Thüren für ein Schulhaus gemacht hat. Es war ein harter Winter, wo von Martistag bis im April die Kälte nie aufhörte, von welcher die armen Leute erzählten, bis ein neuer strenger Winter den frühern aus dem Gedächtnis brachte. Unsere Erdäpfel hatten wir in den neuen Keller gethan, wo nun auch ein tüchtiger Webkeller angebracht war, weil in Lättikofen auch einer war. In diesem Keller war nun auch noch keine Thüre, keine Treppe dazu, das Haus nicht eingemacht, so daß die Erdäpfel, ehe wir es uns versahen, überfroren, und wir mochten uns nun vorsehen, wie wir wollten, so gingen doch alle zu Grunde, welche die Mauern berührten, so daß wir im Frühjahr eine rechte Erdäpfelnot hatten und manchen schönen Batzen für solche ausgeben mußten. An Entschädnis dachte niemand. Endlich wurden die innern Fenster eingemacht. Es waren auch Fenster, wie man sie in den meisten Schulhausern sieht, auf alle Wöhlfeli eingerichtet; Fenster, die nicht eingehängt, sondern eingenagelt werden, so daß es eine halsbrechende oder vielmehr glasbrechende Arbeit ist, sie herauszunehmen um zu waschen, oder, wenn sie eingeschwallet sind, eine rein unmögliche, daher sie auch in so manchem Schulhause ungewaschen bleiben. Die meisten dieser Fenster sind ganz und können auf keine Weise geöffnet werden; wo man es recht gut meint, macht man in einige unten Flügel zum aufthun, sonst läßt man es bei Läufterlene bewenden; daher es dann um das Lüften solcher Schulstuben wunderlich genug aussieht. Als die innern Fenster da waren, meinte man, nun mit den äußern pressiere es nicht so: die könne man öppe darthun, wenn es sei. Die äußere Kälte machte starkes Heizen notwendig; zwischen zehn und eilf Uhr tauten dann die von unten bis oben dick gefrornen Fenster auf; es tauten die Wände auf und das Wasser floß in der Stube herum, daß man fast Fußwasser bekam in selbiger. Die Hitze und das Wasser dämpften nicht übel, so lange die Schule dauerte: sobald dann die Wärme entwich und die Kälte hineindrang, setzte sich an den Wänden Biecht an fingersdick; das floß dann am nächsten Morgen auch in der Stube herum, so daß die Gesimse und Wände unter den Fenstern ganz schwarz wurden. So war es auch in der Wohnstube, oder vielmehr noch ärger; denn da war der Estrich noch nicht eingemacht; so tropfte es auch noch von oben herunter, floß die Wände nieder, daß man manchmal nicht wußte, wo die Betten hinstellen, wenigstens an keine Wand; denn dort wären sie in kurzer Zeit verdorben. In den Wänden öffneten sich im Frühjahr Spalten, so daß, wenn der Bysluft ging, man nicht wußte, wo das Licht hinstellen; und glaubte man eine Spalte vermacht zu haben, so ging eine neue auf in den schlecht aus schlechtem Material zusammengefügten Wänden.

War's recht kalt, so ging es noch an; kam aber ein selten Tauwetter, dann sah es furchtbar aus. Innen wurde das ganze Haus naß und schwarz, und um das Haus herum bodenlos. Lehm war um das Haus herum geführt, aber nicht festgeknetet, hie und da noch zerstreut worden. Lösten sich dann diese Massen auf, so bildete sich um das Schulhaus herum ein Teig, durch den fast gar nicht zu kommen war. Wie manches kleinere Kind mußte ich dort herausholen, weil es sich mit seinen kleinen Kräften nicht mehr herausarbeiten konnte! wie manches paar Holzböden holte ich heraus, deren kleine Eigentümer barfuß und Mordio schreiend im Schöpfe stunden und ihre Schuhe schon verloren glaubten! Man kann sich vorstellen, welche Massen von Kot so ins Haus geschleppt wurden und wie der Ofen bald aussah; denn die Kinder zogen trotz allen Befehlen nicht immer die Schuhe aus. So blieb es einen ganzen Winter und an manchem Orte bleibt es noch länger so, weil man gewöhnlich die oberkeitlichen Steuren ausbezahlt, wenn man das Haus fertig glaubt (auch das nimmt man nicht immer genau), ohne die äußere Umgebung zu berücksichtigen. Wo wir unsere Kleider versorgen sollten, wußten wir kaum. Glücklicherweise gehörten zur Schule fast keine Bücher und war für die wenigen kein Schrank da; sonst hätten sie Bärte erhalten. Es gibt aber auch alte Schulhäuser, wo vorhandene Lehrmittel in den Schränken faulen oder Barte bekommen; ein schlagender Beweis, wie fleißig man sie benutzt, oder wie passend die (meist geschenkten) Lehrmittel für diese Schule sind.

Anfangs Christmonat waren die innern Fenster angeschlagen worden, anfangs Februars kamen die Vorfenster: da dann das Elend etwas abnahm und es etwas heimeliger wurde im Hause. Allein ich kann nicht sagen, wie oft mich und mein Weib das Heimweh ankam nach unserm alten Häuschen. War es auch eng und klein gewesen, so war es doch so traulich und warm! Aber unheimeligeres kann es nichts geben, als ein durchzügiges, luftiges Haus, wo das Licht allenthalben im Winde flackert und jede Hand naß wird, die man an eine Wand bringt, die einen Thüren nicht mehr zu-, die andern nicht mehr aufzubringen sind.

Als endlich die Schule beginnen konnte, da entstund bei mir die Frage: ob nicht eine eigentliche Einweihung des Hauses stattfinden sollte? Ich hatte etwas über solche Dinge läuten hören, aber ich wußte nicht recht, was? Es hatte mich schon geärgert, daß man den Pfarrer nicht ersucht hatte, die Aufrichti-Rede zu halten und das Haus einzusegnen; es war mir deswegen auch um so unheimlicher im Hause. Nenne man es nun Aberglauben, Vorurteil, kurz wie man will: Gott sollte alles geweiht werden, nicht nur der Mensch, der geboren wird, nicht nur die Ehe, welche der Mensch mit dem Menschen schließt, sondern auch das Haus, welches der Gott geweihte Mensch bewohnen soll. Das Haus ist des Menschen weiterer Leib, das Haus ist die Herberge seiner Freuden und Leiden, das Haus ist der Zeuge seiner Seele; das Haus soll aber auch der Magnet sein, der den Mann und das Weib immer heimwärts zieht, soll ihm Trost und Hafen sein in allen Stürmen des Lebens; aber nicht Magnet, nicht Trost, nicht Hafen wird es ihm, wenn nicht Gott mit seinem Segen darin wohnt. Zum Pfarrer ging ich daher mit der Frage: ob da nicht eine Einweihung des Schulhauses stattfinde, und ob er nicht die Hauptsache dabei übernehmen wolle?

Der Pfarrer antwortete: es komme alles darauf an, was man unter Einweihung verstehe. Verstehe man darunter ein großes Wesen mit Meyen, Kränzen (angefrornem Buchenlaub), Prozessionen etc., so wolle er mit der Sache nichts zu thun haben. Er hasse allen Spektakel und besonders jeden heiligen Spektakel, oder vielmehr jeden Spektakel in religiösen Dingen. Solcher Spektakel sei gewöhnlich nichts, als der Deckmantel für die fehlenden Gefühle, den mangelnden Geist. So sei es meist auch mit den Familienspektakelstücken, wo man sich bei jedem Anlaß umarme und mit rührsam verdrehten Augen einander anblicke, und mit den klingendsten Namen sich überschütte, mit sattsamer Beimischung des himmlischen Vaters und seines lieben Sohnes. Da fehle gewöhnlich dem Herzen die Wärme, der Seele die Innigkeit, wenn man nicht gar Schlimmeres mit diesen Worten verpflastern wolle. Am Ende laufe der ganze Spektakel auf ein drittes Plättli hinaus und manchmal sogar auf eine Flasche vom Mehbessere, aus welcher der Alte den Jungen die Tropfen zumödelet, seiner Dulcinea unter vielen: »Es isch gnue, hör doch!« ein halbes Glas abgibt, den Rest wohlbehaglich sich zu Gemüte führt, und, wenn nicht zufällig ein Zank dazwischen kömmt, beide, ehe sie sich den Mund abwischen, sprechen: »Das war heute wieder ein schöner Tag und die Köchin hat ihre Sache diesmal gut gemacht, das muß man ihr nachsagen. Die letzte Auskehrete hat gefruchtet.«

Solchen Spektakel treibe man auch mit Schulhäuserweihen. Er wisse einen Ort, wo man sogar den Landvogt dazu entboten, der hätte dem Zuge voranreiten sollen, er wisse nicht mehr, ob auf einem weißen oder braunen Pferde; und zwei Mädchen, ob weiß gekleidet oder anders, wisse er auch nicht, aber natürlich mit Meyen überhängt, hätten dann auf Kissen dem Landvogt die Schlüssel des Schulhauses entgegentragen sollen, u. s. w., u. s. w.

Der Geist sei's, der da lebendig mache, und diesen müsse man allein walten lassen da, wo etwas an die Seele dringen solle; alle äußere Beimischung feßle die Sinne derer, bei denen gewöhnlich nur die Sinne rege seien, so stark, daß dann das Geistige keinen Zugang finde, keine Empfänglichkeit.

Verstehe man also unter Schulhausweihe das, daß er die erste Kinderlehre halten solle in demselbigen, wo sich dann ein Wort über des Hauses Bedeutung und seinen Segen für das Dorf und die kommenden Geschlechter sagen lasse, so sei er von Herzen erbötig dazu. Brächte ich dann noch einen schönen Gesang zuwege, so sei das alles, was er nötig glaube.

Das war mir doch nicht ganz recht; einen Zug, irgend einen Zug, den ich anordnen könnte und demselben voranmarschieren und ihn regieren und vorsingen, hätte ich gar zu gerne gehabt. Da ihn aber der Pfarrer nicht wollte und ich allein es mir nicht recht klar machen konnte, wohin man zu ziehen hätte bei 10 Grad Kälte und zwei Fuß hohem Schnee, so unterließ ich den Zug – aber ungern.

Der Sonntag kam und anch der Pfarrer. Die Schulstube war gedrängt voll Weiber, denn die erste Kinderlehre in einem neuen Schulhause hatten sie noch nie erlebt; es nahm sie daher sehr Wunder, wie das zugehe. Der Pfarrer sprach nun recht deutlich von der Entwicklung des Menschen, daß jede Kraft in ihm genährt und geübt werden müsse, und daß er nach dem sich bilde, was man ihm vormache. Wenn er nur Spatzen pfeifen hörte oder Katzen miauen und keine Menschen reden, so würde er auch wie ein Spatz pfeifen oder wie eine Katze miauen. Aus diesem führte er den Leuten gar wichtiges zu Gemüte. Dann gab er zu bedenken, daß das, was der Mensch lerne, nicht nur für dieses Leben, aber auch nicht nur für jenes Leben ihm dienen solle. Die rechte Lehre lehre den Menschen hier das Leben beginnen, das er in der Nähe Gottes fortzuführen habe. Sie bringe ihm die rechte Erkenntnis; die Erkenntnis bringe ihm den Glauben, daß in Christo und seiner Nachfolge für den Menschen das Heil sei, d. h. ihn zu seiner göttlichen Bestimmung führe, und dieser Glaube gebe ihm dann des Geistes Kraft, den Kampf der Läuterung, der Heiligung, des Darstellens von Gottes Ebenbilde zu beginnen. Diese Heiligung und Läuterung, dieses Ebenbild Gottes und die Kraft, in Gottes heiligem Willen zu leben, mache sein Leben aus, bilde die Schätze der Seele, die der Mensch hinübernehme in die andere Wohnung. Alle andern Schätze, alle Geldkisten, alle gefüllten Spycher blieben auf Erden zurück. Sie sollten sich daher einmal gewöhnen, ihrer Kinder Seelen als die Kisten und die Spycher anzusehen, die sie vor allem zu behüten, anzufüllen hätten mit edeln Früchten und Metallen. Diese Spycher und Geldkisten blieben nicht auf der Erde, die folgeten ihnen überall nach; ja sie würden derselben gar nicht los, auch wenn sie es wollten, und was sie in den Seelen aufgespeichert hätten oder nicht, das müßten sie haben in der Ewigkeit; es möge nun sein, was es wolle, so werde es ihnen zum Heil oder zur Verdammnis.

Der Pfarrer redete recht schön und ich mußte diesmal doch zu mir selbst sagen: so schön hätte ich es nicht gemacht.

Wir sangen darauf recht schön und glaubten die Leute recht erbaut heimzusenden. Beim Herausgehen müpfte die Frau Ammännin die Frau Statthalterin und sagte: »Du, we üfe Pfarrer nit e Narr wird, su vrstoh-n-i mi oe nüt me druf! Mys Buebs Gring soll e Spycher sy u mr solle üsi Frucht dari thue, si chömm is de nache-n-i's anger Lebe! Dä donstigs Narr, daß i doch o säge mueß! Mr mache-n-alli Jahr meh as 200 Mütt Gwächs, dr Rogge-n-u dGerste-n-ume nüt grechnet, u das sölle mir alles i üses Buebs Gring thue; öppis dumms e so go z'säge! I glaub's, we me das in-e Gring yche brächt, me chönt's de mitnäh i Himmel, aber ebe das Ychebringe-n-ist dKunst; es isch eis mügli wie ds angere; dä Narr!«

Ich hatte auch erwartet, der Pfarrer werde eine Inschrift über die Hausthüre oder an die Faßi angeben; allein er sagte nichts davon. Da durfte ich auch nichts sagen; aber eine hätte mir bsunderbar wohl gefallen. Sie soll im Schwabenland oder in Friesland sein und lautet also:

Allhier erzieht man die Jugend
Zu jeder Wissenschaft und Tugend;
Auch bearbeitet man unartigen Kindern
Den widerspenstigen Hintern, –
Und zieht daraus zur Not
Sein tägliches kärgliches Brot.


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