Jeremias Gotthelf
Leiden und Freuden eines Schulmeisters – Zweiter Teil
Jeremias Gotthelf

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Drittes Kapitel.

Wie eine Wäscherin zum praktischen Professor wird.

Da brachte mir eines Samstags abends die Wäscherin meine paar Hemdchen gewaschen wieder. Ich nahm sie ab und legte sie hin ohne weiter nachzusehen, da ich gerade daran war, mir die Schuhe für den Sonntag zu putzen. Als ich die Hemder in den Schaft thun und eins für Morgen z'weg legen wollte, fehlte mir mein bestes, das gar kenntlich war an schön gestichelten Löchlein um den Kragen und vornen herunter. Ich wußte gar wohl, daß ich es auch zu waschen gegeben, und lief daher über Kopf und Hals zu der Wäscherin und forderte dasselbe zurück. Diese stellte sich ganz verwundert, wollte nichts darum wissen, fragte, warum ich nicht gleich es gesagt hätte, daß mir etwas fehle? Hintendrein könnte ein jeder kommen und sagen: mir fehlt dies oder das. Sie hätte da viel zu thun, wenn sie einem jeden Bescheid und Antwort geben wollte oder müßte. So könnte einer komod und wohlfeil zu vielen Hemdern kommen. Kurz, die Frau brauchte ihre Zunge wie ein Wascherweib, wälzte die Vorwürfe absichtlichen Betruges auf mich zurück, verdächtigte mich auf die schamloseste Weise. Sie sagte mir ins Gesicht, man habe sie schon lange vor mir gewarnt, sie werde noch Verdruß von mir bekommen, sie solle sich in acht nehmen. Jetzt erfahre sie es und sie begehre gar kein Stücklein mehr von mir zu waschen; sie werde es aber allen Leuten sagen, was ich für einer sei und wie ich es ihr gemacht hätte. Ich wußte auf ihren Wortstrom nichts zu erwidern als: »Du bisch e wüesti Frau, schäm di, i hätt nit glaubt, das es selligi Wyber gäbt.«

Das waren aber alles nur blinde Schüsse gegen ihre Kartätschen, so daß ich nichts besseres anzufangen wußte, als davon zu laufen, froh, daß das Weib mir nicht nachlief. Als ich aus dem Bereich des Feuers war, fing mein Kopf an immer mehr aufzuschwellen und zu brennen. Neben aller Not nun noch den Verlust und neben dem Verlust die Verdächtigung und das Verbrüllen – das hatte ich von meinem ledigen Leben. So wollte ich es nicht länger ertragen, einmal mußte die Sache ab Ort und am besten doch, während ich noch einige Hemder hatte. Und hatte ich einmal eine Frau, so hoffte ich, werde sie den Reden der Wäscherin wohl die Spitze zu bieten wissen. Ohne nun weiters mich zu besinnen, stürmte ich auf das Schuhmacherhäuschen zu. Ob ich klopfte, weiß ich nicht; wenigstens auf den Bescheid wartete ich nicht, und fand Mädeli im düstern Stübchen alleine, kämmend sein langes, schwarzes Haar, vor sich ein alt Buch, Arndt Schatzkästlein wahrscheinlich. Als ich hineinplötschte so ungestüm in's stille Stübchen, sprang Mädeli erschrocken auf, faßte mit der einen Hand das Licht und zündete nach der Thüre hin, während die andere die langen alle auf einer Seite herabwallenden Haare zurückhielt. Und als ob das Lämpchen selbst Freude hätte an dem lieblichen in Schrecken erglühten Mädchen, warf es seinen hellsten Schein auf dessen Gesichtchen und über dessen Gestalt. Vor mir stand lautlos das erleuchtete Mädchen, eher einer staunenden Fee als einem kämmenden Schuhmachermeitschi gleich, und ich brüllte dasselbe, ohne nur recht die Augen aufzuthun, an: »Mädeli, ich mueß e Frau ha, wotsch mi näh, wetsch mi hürate?« Da erschrak Mädeli noch mehr; die Hand, welche die Lampe hielt, erzitterte und Öl trat in den Docht. Finster, fast erlöschend, brannte das Lämpchen, als ob es eifersüchtig geworden wäre und mir Mädeli verhüllen wolle, und Mädeli sprach: »E, Herr Jses, Schumeister! was het's gä, was sinnet er o, was chunt ech a so ungereinisch!« Da stürmte ich allerlei untereinander in meinem Zorn, von Nichtmehraushalten, von Hemdern, Wäscherinnen, Heiraten und Kochen, daß der Tausend klug werden konnte daraus. Da mußte Mädeli noch einmal sagen, es wisse gar nicht, was ich eigentlich meine.

Endlich vermochte ich die Geschichte mit meinem Wäscherweib verständlich zu geben, aus welcher dann Mädeli soviel begriff, daß ich zornig geworden über meinen Verlust, über die Unverschämtheit des Weibes in Verzweiflung geraten sei und nun, statt mich in dieser Verzweiflung zu hängen an einen Nagel, an ein Weib mich hängen wolle. Darum antwortete Mädeli auch auf meine erneuerten Anträge: »Schumeister, es isch ech nit Ärst, we dTäubi us ech isch, su heit er mi o vergesse, mr wey lieber nüt me drvo rede, eh dr e grauni Sach gmacht heit.«

Da wurde ich dringlicher und sprach von Liebe und Zuneigung; aber noch immer fand ich keinen Glauben, sondern immer die Antwort: i wüß im Zorn nit, was ich mache. Da wurde ich noch dringlicher und inniger, setzte mich zu Mädeli auf die Bank und sagte ihm, wie ich nicht erst jetzt ans Heiraten mit ihm gedacht, wie es schon lange mir im Sinne gelegen, von allen Meitschene mir am besten gefallen; wie mein Herz mich zu ihm gezogen, und mir immer am wohlsten in seiner Nähe gewesen. Wie ich aber nie recht gewußt, woran ich mit ihm wäre; bald sei es freundlich gewesen, bald habe es mich geflohen. Jetzt aber hätte mich der Zorn nur gestärkt, einmal zu vernehmen, woran ich sei und ob ich meinem Knabenelend nicht ein Ende machen könne. Es solle mir doch recht nicht zürnen, daß ich so gekommen sei, und mir glauben, daß ich es schon lange lieb gehabt und ohne ihns nicht mehr sein könne. Es solle mich doch ja recht nicht verstoßen. Ich hatte es bei der Hand gefaßt und sah ängstlich ihm ins Auge. Und sein Auge trübte sich und füllte sich mit stillen Thränen, und während es seine Hand mir ließ, und diese Hand die meine fester umfaßte, schüttelte es wehmütig seinen Kopf und die losen Haare und sagte: »I cha's nit glaube, Schumeister, daß dr mi lieb heiget, u daß dr mi scho lang begehrt heiget! ach, i bi nume es arms Meitschi, u wer wett mi begehre!« Und in ein lautes Weinen brach das arme Mädchen aus, legte Kopf und Arme auf den Tisch und ließ in vollen Fluten rinnen Ströme der tiefsten Wehmut. Ich tröstete so gut ich konnte; aber es brach immer wieder in Jammer aus und rief: »Ach dr tusig Gottswille, Schumeister, löt mi sy u heit mi nit für e Narr!« Da fing es denn doch an mir wieder warm im Kopf zu werden und ich frug: ob es denn Ursache hätte zu glauben, daß ich ein so schlechter Kerli sei, der Meitscheni so für einen Narren hielte? ob es je etwas so schlechtes von mir gesehen oder gehört habe? Mädeli hängte ihr Köpfchen, hielt mir an, ich sollte doch recht nicht zürnen, aber sie hätte ihren bestimmten Grund dazu, aber sagen könne sie mir den nicht. Ich aber wollte ihn wissen, begehrte mehr und mehr auf, während Mädeli sich immer fester an mich schmiegte und mir anhielt, doch ja das nicht zu begehren. Aber je mehr eins nachgibt, desto hartnäckiger wird das andere. Ich behauptete: wenn ich Mädelin lieb wäre, so hätte es mir von Anfang geglaubt und würde jetzt den Grund auch sagen dürfen. Das erschütterte das Meitschi: es kapitulierte endlich mit mir dahin, daß es die Sache mir leise ins Ohr sagen wolle; laut dürfte es wahrhaftig nicht. Ich hielt mein Ohr hin, aber es kitzelte sein Atem mich so wunderlich, bald sprach es so leise, daß es gar oft wiederholen mußte: »Dr heit nie bigehrt by mr z'ligge.« Da fiel ich wie aus den Wolken und wollte nicht begreifen, wie es daraus etwas hätte schließen können. Aber als Mädeli sagte: es hätte gedacht, wenn ich es lieb hätte, so würde ich auch machen, wie andere Bursche, die Mädchen liebten; die gingen alle zu ihnen oder versuchten wenigstens zu ihnen zu kommen; ich aber sei kein einzig Mal vor sein Fenster gekommen und habe nie gefragt, ob ich bei ihm liegen dürfe. Da hätte es doch sicher glauben müssen, ich wolle es für einen Narren halten, und wenn es mir ernst wäre, so thäte ich auch wie die andern Buben. Da begriff ich Mädeli.

Nun war es wieder an mir zu erklären, wie das gekommen. Ich erzählte, wie es mir früher ergangen, Stüdi mich zum Besten gehalten, Lisi mich angelockt und mißbraucht, wie mir das ganze Dorf aufgepaßt und mich zum Gespött gemacht habe. Wie ich da mir vorgenommen, mich solchem Elend nicht mehr auszusetzen, weil ein Schulmeister an einem fremden Orte immer ein verkaufter Mensch sei, und weil es mich denn doch dünke, es schicke sich nicht recht für einen Schulmeister, wenn er zu Kilt laufe, oder gar mit den Buben herumhürsche. Ich hätte den Pfarrer so manchmal gegen den Kiltgang predigen hören und hätte selbst beim 7. Gebote dagegen so reden müssen, da es in Müslis Analysen so stehe, daß ich gefunden hätte, es sei viel nützer für mich, wenn ich mich dieser Sachen enthalte, und hätte deswegen ein festes Gelübde abgelegt, das ich auch gehalten bis dato. Deswegen solle es mir doch recht nicht zürnen und deswegen mich etwa nicht wollen.

Alles dieses begleitete Mädeli mit den gehörigen Gebärden und Ausrufungen. Über die Weibsbilder ließ es manchen Ton hören und meinte, alle Weibervölker müßten sich dessen schämen, daß es sellige gebe, und man könne sich nicht wundern, wenn die Mannsbilder nicht besser wären und viele meinten, sie könnten mit jedem Meitschi machen, was sie wollten. Wenn es aber das nur gewußt hätte und wie leid es ihm nun sei, daß es mich mißkannt, und wie es sich schämen müsse, daß es an sellig Sachen nur gesinnet! Ich tröstete wieder und fragte es nun auch: ob es mich denn eigentlich lieb habe und begehre, meine Frau zu werden. Da hob Mädeli seine schönen Augen auf und schlang den Arm um mich und sagte: »O Schumeister, myr Lebelang ist mr nie ke Mönsch so lieb gsi wie dir; i ha geng glaubt, i vrsüng mi, daß mr nit emal dr Vatter so lieb gsi isch wi dir. Aber dä het mi geng balget u het mi nie grüemt, u die angere Meitschi hei mi vrachtet, wil i nit so schöni Kleider gha ha wi si, u dBuebe hei mr geng neuis fürgha, u dir syt dr erst Mönsch gsi, wo mi nie balget het und geng fründli mit mr gsi isch. Da het's mi grad vo Afang a dunkt, i möcht für ech durs Für laufe, u we-n-i nume ech öppis chönnt z'Gfalle thue. U-n-i ha mängisch pläret daheim, daß i denkt ha, die angere müeßten-ech lieber sy as i, wil si hübscher syge u fürnehmer, u schöneri Kleider heyge. U als es us dr Schuel cho syg, heig es e Längiziti nah mr gha, es heig's dunkt, es well's töde, u we-n-es mi nume vo wytem gseh heig, so heig es ihm scho gwohlet. Und wo es gwüßt heig, daß i o zum Brunne chömm, so heig's es dunkt, mi heig ihm verehret, weiß kei Mönsch wie viel. U-n-es heig mengisch gsinnet u gstunet, es wüß nit was, u we me-n-ihm grüeft heig, su heig es nüt ghört, bis me-n-ihm i dOhre brüelet heig. U wo du di alti Frau ds Gspött mit ihm gha heig, da heig es du gmerkt, was es stuni, u-n-es heig si mengisch fast z'tod pläret, wenn es däicht heig, es syg nume es arms Meitschi u niemer acht si sinere u-n-i frag ihm o nüt na u werd nit so-n-es arms Meitschi näh. U de heig es denkt, es well nie manne, sondere syr Lebtig ledig blybe; aber es müeßi es niemer meh uslache u niemer meh amerke, daß es mi lieber heig als die angere Mönsche. U de we-n-i mit ihm fründlich gsi syg und es gment heig, es syg mr lieb u-n-i doch de nüt heig welle säge vo bi-n-im ligge, da heig es es fast welle zersprenge. U-n-es chönn's no jetzt nit glaube, daß mer Ärst syg u daß i so-n-es arms Meitschi öppis schätzi. J chönt ja uslese unter den schönsten und reichsten Meitschene; es düech's, es sött mr's keis chönne absäge. Da war dann wieder die Reihe an mir, zu beteuren, wie es mir lieber sei als andere Meitscheni; und wie ich an seiner Liebe gezagt, der Küherhub mich eifersüchtig gemacht, und wie Mädeli ein Meitschi sei, das für einen Landvogtsbub zu gut wäre.

Solche Wechselrede ist gar süß und doch gar wunderlich. Man wird nicht satt zu hören und muß dann doch auch darein reden; und wenn man zu reden begonnen hat, so kann man wieder nicht aufhören, bis das andere aus vollem Herzen mit süßen Worten übersprudelt. Wir saßen so wonnereich aneinander, hatten die Hände zusammengelegt, sahen einander tief in die Seele hinein; in die Seele, die nun unser war und an deren Gewinn wir nicht satt uns freuen kannten. O, es ist so herrlich eine neue Seele sein nennen zu können, und doch können so viele Menschen sich nur über neue Kleider freuen, und so manche Braut nur über den Hochzeitrock. Die armen Leute mit ihren armen Freuden!

»So, so, das geht lustig zu; wenn die Katze aus dem Hause ist, so tanzen die Mäuse!« erscholl es auf einmal dicht vor uns. Wir fuhren auseinander und sahen den Papa Schuhmacher vor uns stehen, der von einem lustigen Schulmeister zu reden anfangen wollte, während Mädeli verschämt sich in eine Ecke drückte. Ich aber ermannte mich, trat dem redenden Schwiegerpapa mitten in seine Rede und erklärte: daß ich nichts unehrliches begehrt, sondern Mädeli gefragt hätte, ob es meine Frau werden wolle, und Mädeli habe nicht Nein gesagt und so hätten wir uns zusammen gefreut, daß wir zusammenkämen, wenn er nichts dawider hätte.

Da warf sich mein Schuhmachermeister in die Brust und meinte: das lasse sich noch luegen. Sein Mädeli sei ein Meitschi, wie es weit und breit keines gebe; das wäre für einen Bauren gut genug und nicht so für den ersten besten. Und wer ihm dann die Sache machen solle, wenn Mädeli heirate? eine Jungfrau vermöge er nicht! Man sei nur angeführt mit Meitschene; habe man sie groß gefüttert und ihnen alles angehängt, was man auf- und anbringen könne, so flögen sie aus, dem ersten Hudel zu, der sie wolle, und lassen die Alten im Stich. Wenn sie auch noch an die Alten dächten und ein Eckli zu erheiraten suchten, wohin sie die Alten mitnehmen könnten, so wäre das ein anderlei. Es frage sich, ob er mir das Meitschi gebe; wenn das noch ein wenig warte und öppe o thue, wie die andern Meitschi, so chönn das einen guten Schick machen, wenigstens ein Kühheimat fehle dem sy Seel nicht. So polterte der Alte und wollte lange nicht auf gute Worte hören. Als ich endlich sagte, meine Eltern hätten auch zwei Kühe zuweilen, und im Schulhaus werde wohl auch Platz sein für ihn, und Mädeli bittend ihn streichelte und ihm versprach, ihn nie zu verlassen: da ließ er allmählich die Milch herunter und nach einigem Brummen: so ein Meitschi sei doch dr dümmst Hung von der Welt, gab er sich zufrieden und erklärte: wenn es nicht anders sein könne, so wolle er das Wüstest nicht machen; aber säge müsse er, daß er nicht geglaubt, nume e Schumeister zum Tochtermann zu bekommen; so einer sei gerade zu ästimieren, wie gar niemer, und verlassen auf sie könne man sich auch nicht; unter Hunderten sei kaum einer, der selber gschlüfe mög, fürschwyge de angere helfe chönn. Kurz, es that dem Mann wohl, sich einmal breit zu machen und etwas von sich erbitten zu lassen, und als das geschehen war und er alle seine Höflichkeiten an Mann gebracht hatte, so wurde er zufrieden, ergötzte sich an dem Gedanken: was wohl die Leute sagen werden, daß sein Meitschi schon einen Mann bekäme, während manche reiche Tochter keinen kriegen könne, und schoß nebenbei allerlei Witze auf uns ab.

Es war spät geworden, der Alte schläfrig. Er sprach vom zu Bette gehen und ich rüstete mich zum weggehen. Da fragte er: was das bedeuten solle, seit wann es der Brauch sei, daß ein Hochzeiter um diese Zeit von seinem Mädchen weglaufe; ob das neue Moden seien, oder ob ich zu vornehm sei, bei seinem Meitschi z'ligge? Ich stotterte etwas, daß ich nicht gewußt, ob es ihm recht sei, und daß ich gar gerne dableiben wolle, wenn er nichts dawieder habe und Mädeli nichts. Mein Gelübde war vergessen; dem Alten konnte ich doch nichts davon sagen, und dann schien's mir so traut, bei Mädeli länger zu sein in seinem geheimnisvollen Kämmerlein in verschwiegener Nacht. Aber Mädeli schüttelte den Kopf und bat mich heimzugehen ihm zu Lieb und Gefallen; es glaube sonst, ich hielte nichts auf ihm. Der alte polterte nun auf das Mädchen los: was das für dolders Flausen seien; es werde nicht besser sein wollen, als seine Alte auch gewesen, und es solle nicht glauben, wenn es einen Schulmeister kriege, so werde es eine Herrenfrau; das sei noch eine ganz andere Art von Krebsen. Wir sollten machen, daß wir ins Nest kämen, und da nicht so zimpferlich thun wie zwo Welschlandtöchtere. Ich stimmte dem Alten immer mehr bei. Aber Mädeli kehrte sich nicht an ihn, bat so treuherzig und sah mir so liebherzig in's Auge, bat nur um diesen Gefallen, sonst müsse es sich sein Lebtag vor mir schämen, daß es mir seine Gedanken bekannt, führte mich so sanft zur Stube aus, verabschiedete mich draußen mit einem so brünstigen aber kurzen Kuß, daß ich auf der Gasse stand, ehe ich mich versah, nichts mehr sah, als einige Augenblicke noch düstern Lampenschein, und nichts mehr hörte, als noch einige Spott- und Schimpfreden des Alten. Da stund ich nun, um ein Hemde ärmer und um eine Braut reicher; und von einem Hemde und zu einer Braut hatte mich ein wirklich eigentlich Wascherweib gebracht, das mir Couragi gemacht.

Es ist doch wirklich dumm vom Staat, wenn er Professoren besoldet und das noch ordentlich, um den Jünglingen, bei den Gymnasiasten anfangend, Mut zum Heiraten zu machen. Es mag ein Professor auch das mögliche thun, so viel zu leisten als ein Wöscherweib; er mag hundertmal ausrufen: nicht Heiraten sei nur Feigheit, drum frisch gewagt! Er mag akurat thun, wie ein Wöscherweib; so nachdrücklich und wirksam, wie eines, wird er nimmer.


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