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Drittes Kapitel.

Cyprianus.

Thascius Caecilius Cyprianus S. Thasci Caecili Cypriani opera omnia, rec. et commentar. crit. instruxit G. Hartel. 3 Partes. (Corp. script. eccles. latin. Acad. Vindobon. Vol. III.) Wien 1868–71. Rettberg, Thascius Caecilius Cyprianus dargestellt nach seinem Leben und Wirken. Göttingen 1831. – Fechtrup, Der heilige Cyprian, sein Leben und seine Lehre. Bd. 1 (Cyprians Leben). Münster 1878., ein Landsmann Tertullians, war, wahrscheinlich in Carthago selbst, im Anfang des dritten Jahrhunderts geboren. Seine Eltern, reich und angesehen, waren Heiden. Er wurde Rhetor und lehrte seine Wissenschaft mit grossem Erfolg. Dem Christenthum wurde er erst um die Mitte der vierziger Jahre des Jahrhunderts durch einen Presbyter Caecilianus oder Caecilius gewonnen, von welchem vielleicht sein Cognomen stammt. Dies behauptet Hieronymus, De vir. illustr. c. 67, welcher den Presbyter Caecilius nennt, die Mehrzahl der Handschriften der Vita aber schreibt den Namen desselben: Caecilianus. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass Hieronymus auch aus einer besondern, mündlichen Quelle über Cyprians Leben geschöpft hat, s. l. l. c. 53. Das Christenthum wurzelte und trug bald Frucht in seinem Herzen, dem es ein tiefes Bedürfniss sittlicher Läuterung befriedigte. Sein Vermögen gab er grossentheils den Armen, denen er stets Trost und Stütze blieb. Von seinem eifrigen Bibelstudium zeugen seine Schriften. So 57 erlangte er schon nach ein paar Jahren in Carthago das Amt eines Presbyter, und bald darauf (248 oder 249) S. Fechtrup, a. a. O. S. 16, Anm. 3. die erledigte bischöfliche Würde, eine so rasche Beförderung, dass sie auch zu seiner Zeit wunderbar erschien, die aber zeigt, wie schnell Cyprian durch seine Tugenden und Talente sich hervorthat. Als Bischof wirkte er 10 Jahre auf das bedeutendste und unter sehr schwierigen Umständen: begann doch bald nach seiner Wahl (250) die systematische Verfolgung des Christenthums von Staats wegen. Der unter Decius entzog er sich noch durch die Flucht, indem er jedoch in seinem Versteck mit der Gemeinde in steter Verbindung blieb. Nach einem Jahre zurückgekehrt, hatte er mit vielen innern Schwierigkeiten der Gemeinde und Kirche zu kämpfen. Vor allem beschäftigte ihn die Frage der Wiederaufnahme der von dem Christenthum Abgefallenen, der lapsi , die ebenso rasch und leicht in die Kirchengemeinschaft wieder einzutreten dachten (auf die blosse Fürbitte der Bekenner), als sie dieselbe verleugnet hatten. Cyprian trat mit Energie diesem laxen Wesen entgegen, indem er erst strenge Busse forderte. Er schrieb damals sein Buch De lapsis . Streitigkeiten innerhalb der afrikanischen Kirche und mit dem Papst Stephan (über die Frage der Ketzertaufe) folgten. Dazu kam noch 253 eine furchtbare Pest, die das römische Reich und insonderheit Afrika verwüstete. Und nach allen diesen Sorgen und Unruhen eine neue Christenverfolgung unter Valerian, die 257 anhob. Sie setzte denn auch schon im folgenden Jahre der Wirksamkeit und dem Leben Cyprians ein Ziel. Er trug den oft, und namentlich auch von Prudentius Peristeph. 13. gepriesenen Ruhm davon, der erste afrikanische Bischof gewesen zu sein, welcher den Märtyrertod erlitt. 258 wurde er in Carthago enthauptet.

Wenn Hieronymus erzählt, dass Cyprian den Tertullian, den er alltäglich gelesen, nur mit dem Ausdruck magister zu bezeichnen pflegte De vir. ill. c. 53., so wird damit das Verhältniss beider treffend charakterisirt. Cyprians Schriften zeigen in der That, dass Tertullian ihm die Wege gewiesen, er sein Meister und Lehrer war: nicht bloss bewegt sich seine literarische Thätigkeit in denselben Richtungen, sodass wir auch seine Werke in dieselben drei Klassen theilen könnten; nicht bloss haben manche 58 von ihnen einen ganz gleichen oder nahe verwandten Inhalt als Tertullianische Schriften, von denen sie Gedanken, Ausdrücke und Wendungen entlehnten, wie die Schrift De oratione dominica oder die De habitu virginum , sondern es finden sich auch solche, die fast nur ein an das Plagiat streifender Abklatsch Tertullianischer sind, so die Schrift De bono patientiae , die so klar wie keine andere die Abhängigkeit Cyprians von Tertullian erweist. Ein Vergleich dieser Schrift mit der entsprechenden Tertullians ist sehr lehrreich, er zeigt recht den Unterschied beider Autoren, bei Cyprian einerseits Mangel eigener Gedanken, andererseits aber eine einfachere, durchsichtigere Disposition, indem er die Tertullians modificirte, und eine klarere, glattere Darstellung. Denselben Charakter hat auch das Buch De idolorum vanitate , nur dass hier bloss der letzte Theil aus dem ›Apologeticum‹ excerpirt, alles übrige ein fast wörtlicher Auszug aus dem ›Octavius‹ des Minucius ist. Cyprian war im vollen Gegensatz zu seinem Lehrer kein origineller Geist, kein Genie; es fehlte ihm ebensowohl die Leidenschaft als speculative Anlage; vielmehr hatte er einen starken Autoritätssinn, was ihn auch zu einer Säule der Orthodoxie machte, und eine seltene Mässigung in einer fieberhaft erregten Zeit; zugleich war er ein Talent und ein klarer Kopf: wie im praktischen Leben, so zeigt er auch in seiner Darstellung grosse Gewandtheit, seine Bildung und Anlagen überall wohl verwerthend, und dabei erscheint er als ein Mensch von weichem Herz und beweglicher Phantasie, trotzdem aber als ein fester Charakter. Diese sehr achtbaren Eigenschaften geben sich denn auch in denjenigen seiner Schriften kund, in welchen er sich freier bewegt und die recht in den Kreis unserer Betrachtung gehören, überall aber in seinem Stile, der keineswegs dem seines Meisters nachgebildet ist, vielmehr Cyprians Eigenthümlichkeit recht offenbart. Bei ihm findet sich nichts von der schwierigen Dunkelheit oder der energischen Kürze Tertullians, kein Ringen mit der Sprache, keine Hast der Production; im Gegentheil eine klare Rede, die in einer gewissen behaglichen Breite dahinfliesst, ohne Ueberstürzung, aber freilich auch ohne die Cascaden des Witzes; doch ist ihr Schmuck nicht selten die Wärme der Empfindung oder ein mit Vorliebe in allen Einzelnheiten ausgeführtes Bild Wie hoch die christlichen Autoren des folgenden Jahrhunderts Cyprians Beredsamkeit schätzten, zeigen die ebenso lobenden als treffenden Urtheile eines Hieronymus, Epist. 58. ad Paulin., und Prudentius, l. l. v. 11 ff.; vgl. auch Lactantius, Div. inst. V, c. 1.: da zeigt sich denn 59 auch die Eigenheit der christlichen Phantasie in Allegorien, die später zum Theil typisch wurden. Auch unterscheiden sich seine Schriften durch eine bessere Ordnung und klarere Disposition des Stoffs von denen seines Vorgängers. S. oben S. 58, Anmerk. 1. Freilich, je weniger schöpferisch er in den Gedanken ist, die er so oft dem Tertullian entlehnt oder der Bibel, mit deren Citaten er häufig seine Schriften überschwemmt, um so leichter musste ihm die Ausführung fallen, die nicht selten bei ihm die Hauptsache ist.

Zu den Schriften Cyprians, die uns hier zunächst interessiren, gehört vor allem die älteste: Ad Donatum , auch De gratia Dei betitelt, offenbar nicht lange nach seinem Uebertritt zum Christenthume verfasst, in der Absicht diesen zu rechtfertigen und andere für dasselbe zu gewinnen; es ist ein an den neubekehrten Freund, mit dem er sich in einer Weinlaube des Gartens niederlässt, gerichteter Monolog. Der Verfasser schildert und preist hier die Wiedergeburt, die sich mit ihm durch die Taufe vollzogen hat, die vollständige innere Umwandlung, die er einst für unmöglich gehalten, wie er, aus den Banden des Irrthums befreit, von dem Wege des Lasters auf den der Tugend sich gewandt. Um den Werth des göttlichen Geschenkes aber desto mehr zu zeigen, fordert er den Freund auf (c. 6), mit ihm einen Blick auf die in Finsterniss begrabene Welt des Heidenthums zu werfen, als stünden sie auf der Spitze eines Berges und sähen diese Welt unter sich liegen. Welch ein Bild entrollt sich da! Auf den Strassen des Landes wie des Meeres Räuber, oder Krieg überall. Und in den Städten? – Eine Lebhaftigkeit, trauriger noch, als alle Einsamkeit. Gladiatorenspiele, damit das Blut die Wollust grausamer Augen ergötze. Und dazu werden Menschen gemästet! Der Mensch wird zu des Menschen Vergnügen getödtet, und zu diesem Zweck noch besondere Kunst verwandt, sodass man das Verbrechen docirt. Was kann unmenschlicher sein? Dann die Thierkämpfe; die Theater mit ihren Tragödien, voll der Greuel des Vatermordes und Incestes, mit ihren unsittlichen Mimen, die den Ehebruch lehren. So ist das öffentliche Leben. Könnte man aber erst in die innersten Gemächer der Häuser sehen, welche 60 Unkeuschheit! Was sie laut tadeln, begehen sie dort heimlich. – Er wirft dann einen Blick auf das Forum, die Processsucht, die Tortur, die Bestechlichkeit der Richter. Endlich, um unparteiisch zu verfahren, betrachtet er noch, was die Unwissenheit der Welt als Güter ansieht (c. 11). Auch sie sind zu fliehen: die eiteln Ehren – mit welchen Demüthigungen werden sie erworben, mit welchen Verlusten erkauft; der Reichthum – er hat nur den Geiz und die Sorge im Gefolge; und die Macht – die Gewalthaber fürchten selbst diejenigen, welche sie beschützen! – Nur wer sich von der Welt ab und zu Gott hinwendet, erlangt die innere Sorglosigkeit, die feste und beständige Sicherheit; alles was den andern in menschlichen Dingen erhaben und gross erscheint, darf er sich rühmen in seinem Bewusstsein zu besitzen (c. 14). Zum Schluss ermahnt Cyprian den Freund, der schon in das geistliche Lager des himmlischen Kriegsdienstes aufgenommen ist, strenge Disciplin zu beobachten.

Dies mit Begeisterung, aber allerdings in einem gewissen gezierten Stile, der noch an den alten Rhetor erinnert So urtheilte schon Augustin, De doctrina christ., IV, c. 14., geschriebene Werkchen zeigt recht den grossen Gegensatz des frischen innerlichen Lebens des jugendlichen Christenthums und des ganz im Aeusserlichen verkommenen des gealterten Heidenthums.

Von allgemeinerm Interesse und selbständigerm Charakter ist auch die Schrift: De mortalitate , die zur Zeit der grossen Pest von Cyprian an seine Gemeinde gerichtet ist, um sie zu ermuthigen und zu trösten. Die Krieger Gottes, beginnt er, dürfen nicht zittern bei den Ungewittern der Welt, wo nur geschieht, was der Herr vorausgesagt. Das Ende der Welt ist nahe. Und so sind diese Leiden, wenn sie eintreten, auch ein Pfand der Erfüllung der Verheissungen. Nur der ist angstvoll und traurig, dem Hoffnung und Glaube fehlt. Und was bietet denn das irdische Leben? Es ist ein täglicher Kampf mit dem Teufel. Der menschliche Geist, von ihm belagert, hat bald mit dem einen, bald mit dem andern Laster zu streiten. Ist die Habsucht niedergeworfen, so erhebt sich die Wollust; ist sie unterdrückt, so folgt der Ehrgeiz u. s. w. Obsessa mens hominis et undique diaboli infestatione vallata vix occurrit singulis (sc. vitiis), vix resistit: si avaritia prostrata est, exsurgit libido etc. c. 4. Dieses Bild findet sich in der mittelalterlichen Dichtung mannichfach wieder, weitläufig ausgeführt und selbst dramatisirt. Um so besser ist 61 ein baldiger Tod, der uns zu Christus bringt. Aber der Glaube an die Verheissungen Gottes fehlt nur zu oft. Es ist dies eben eine Zeit der Prüfung. Und darin unterscheiden wir Christen uns ja gerade von den Heiden, dass, während diese im Unglück klagen und murren, uns dasselbe von der Wahrheit der Tugend und des Glaubens nicht entfernt, sondern im Schmerze bewährt (c. 13). – Und nach einer lebendigen Schilderung der furchtbaren Krankheitserscheinungen (c. 14) ruft er aus: welche Grösse der Gesinnung, so vielen Angriffen der Zerstörung und des Todes mit ungebrochenem Muthe zu begegnen, welche Erhabenheit, unter den Ruinen des Menschengeschlechtes aufrecht zu stehen, statt mit denen, welche keine Hoffnung auf Gott haben, am Boden zu liegen! Nur die Heiden brauchen den Tod zu fürchten: den Christen winkt ja der ewige Lohn. Auf dieser Welt leben wir ja doch nur als Gäste und Fremde. Und er schliesst mit einem Blick auf den seligen Empfang, der ihrer in dem Vaterlande, dem Paradiese, wartet.

Diese Andeutungen mögen zur Charakteristik dieser Schrift genügen, in welcher das christliche Gemüth einen warmen lebendigen Ausdruck findet, sodass sie für die Cyprian eigenthümliche Beredsamkeit recht Zeugniss ablegen kann. – Noch einer seiner Schriften widmen wir eine speciellere Betrachtung. Sie ist um dieselbe Zeit als die eben besprochene verfasst, und zum Theil von ähnlichem Inhalt, aber, gleich der ersten, von apologetischem Charakter; ich meine das Sendschreiben: Ad Demetrianum , worin der bei Gelegenheit der Pest erneute alte Vorwurf der Heiden, als deren Vertreter der Adressat hier erscheint, dass an dem ganzen Elend jener schwer heimgesuchten Zeit das Christenthum schuld sei, theils auf sie selber zurückgeschleudert wird, da sie den Zorn Gottes herausforderten, theils aber mit der Entgegnung entkräftet wird, dass die Welt, bereits in das Greisenalter getreten, ihrem Ende zueile. Für die letzten Tage seien solche Zustände längst vorausgesagt: dieselbe Ansicht also wie in der vorigen Schrift. Und in der That ging ja die alte Welt ihrem Ende entgegen. ›Grauköpfe sehen wir unter den Knaben; die Haare fallen aus, ehe sie wachsen; und nicht hört das Lebensalter mit dem Greisenthum auf, sondern nimmt mit ihm seinen Anfang. – So entartet was 62 jetzt geboren wird durch das Greisenthum der Welt selber.‹ nec aetas in senectutem desinit, sed incipit a senectute. Sic in ortu adhuc suo ad finem nativitas properat, sic quodcumque nunc nascitur mundi ipsius senectute degenerat, ut nemo mirari debeat singula in mundo deficere coepisse, cum ipse jam mundus totus in defectione sit et in fine. c. 4. Mit diesen Worten kennzeichnet Cyprian jenen physischen Niedergang der alten Völker in dieser Zeit, wie er auch von andern Seiten bezeugt wird, welcher kein unwichtiges Moment in der weltgeschichtlichen Entwickelung wurde. – Gott zürnt aber den Heiden nicht bloss deshalb, weil er von ihnen nicht verehrt wird, sondern auch wegen ihrer Lasterhaftigkeit. Ihr beklagt euch, ruft Cyprian aus (c. 10), über die äussern Feinde, die das Reich bedrängen, als ob unter euern Togen der Friede herrschte. Ihr beschwert euch über Unfruchtbarkeit und Hungersnoth, als wenn nicht die Habgier sie mehr noch als die Dürre bewirkte. Ihr klagt, dass jetzt weniger wachse, als ob was gewachsen, den Bedürftigen auch gegeben würde. Und die Pest, die ihr anschuldigt, vermehrt nur eure Schuld, da ihr, begierig nach der Beute der Todten, die Kranken verlasst, damit sie nicht davon kommen. So verdient ihr dieses Strafgericht des Himmels. Und obendrein verfolgt ihr noch die Diener Gottes, die seine Rache beschützt (c. 12). Wenn uns aber mit euch dieselbe Calamität trifft, so ist sie für uns keine Strafe, da wir nicht gleich euch darunter leiden: durch Hoffnung und Glauben halten wir uns aufrecht (c. 18 ff.). Zum Schluss ermahnt der Verfasser die Heiden noch, so lange es noch Zeit sei, zu Gott sich zu wenden, um ihre Seele zu retten, indem er die ewige Höllenstrafe, die ihnen droht, ausmalt (c. 23 ff). – Gerade diese Schrift beweist vor andern, welchen Aufschwung die Beredsamkeit Cyprians nehmen konnte.

Unter den übrigen Werken desselben verdienen wegen ihrer dogmatischen Wichtigkeit zwei wenigstens hier hervorgehoben zu werden, da sie nicht wenig zur Begründung der Eigenthümlichkeit des Katholicismus beitrugen: die eine De unitate ecclesiae , worin das Dogma von der alleinseligmachenden Kirche, die andere De opere et eleemosynis , worin die Lehre von dem opus operatum entwickelt wird, beide Schriften indess durch besondere Zeitumstände veranlasst. Die übrigen, von uns noch nicht genannten Schriften sind: ›Ad Quirinum‹ (Testimoniorum adversus Iudaeos libri tres), ›Ad Fortunatum‹ (De exhortatione martyrii), ›De zelo et livore‹, ›Sententiae episcoporum numero LXXXVII de baereticis baptizandis.‹

63 Auch ein ganzer Band Briefe von Cyprian ist uns erhalten, geistliche Sendschreiben an einzelne wie an Gemeinden, die theils dogmatische, theils kirchlich praktische Fragen behandeln, für die Alterthümer wie die Geschichte der Kirche eine nicht unwichtige Quelle. Einzelne sind auch von allgemeinem menschlichen Interesse und literarischen Werth, wie die Trostbriefe an die Bekenner S. namentlich Ep. 37, ausserdem sind noch an die Bekenner gerichtet Epp. 6, 10, 13, 15, 28., das Ermuthigungsschreiben an die Gemeinde Thibaris bei der drohenden Verfolgung Ep. 58, vgl. insbesondere c. 9., wo sich denn auch der Stil Cyprians selbst von seiner glänzendsten Seite, und zugleich in seiner Eigenthümlichkeit zeigt. –

Beigelegt sind dem Cyprian eine ganze Anzahl Schriften. Unter ihnen darf durch sein Alter sowie auch durch seinen Inhalt der homiletische Tractat De aleatoribus In der Ausgabe der Werke Cyprians von Hartel, Bd. III. p. 92 ff. – Der pseudocyprian. Tractat ›De Aleatoribus‹, die älteste latein. christl. Schrift, ein Werk des röm. Bischofs Victor I. (Saec. II), von A. Harnack in: Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur von Gebhardt und Harnack. Bd. V, S. 11 ff. Leipzig 1888. – Durch eine sehr künstliche und deshalb nur um so weniger überzeugende Beweisführung hat der letzte Herausgeber versucht, die Schrift dem Papste Victor im letzten Decennium des 2. Jahrhunderts zu vindiciren. Weshalb sie aber darum auf dem Titel der Ausgabe zur ältesten lateinischen christlichen Schrift gemacht wird, bleibt unverständlich, oder sollte hier der Herausgeber das Buch des Hieronymus ›De viris illustr.‹ als chronologische Autorität betrachten, während er dasselbe in der seiner Ausgabe folgenden Abhandlung (S. 120) selbst auf das schärfste mitnimmt? – Uebrigens haben sich bereits theolog. und philol. Autoritäten, wie Zahn (Gesch. des neutestam. Kanons Bd. I, Abthl. 1, S. 346) und Wölfflin (Arch. f. lat. Lexicogr. V, S. 487 ff.) gegen Harnacks Hypothese erklärt. Wölfflin setzt die Schrift aus sprachlichen Gründen nach Cyprian; auch Haussleiter (Theol. Literaturbl. 1. Febr. 89) wegen Entlehnungen aus Werken desselben nach 250. Später als das 3. Jahrh. ist sie jedenfalls nicht verfasst, wie auch Zahn sie in dies Jahrhundert setzt. nicht unerwähnt bleiben. Der Verfasser, ein Bischof, schärft den Gläubigen, an die er sich wendet, unter Berufung auf seine Pflicht, die den Bischöfen hier Nachsicht nicht erlaube, das Verbot des Würfelspiels, einer Erfindung des Teufels, die mit manchen andern Lastern, wie der Unzucht und Idolatrie, sich paare, mit einer an einzelnen Stellen wahren Beredsamkeit ein. Die Schrift enthält auch manches antiquarisch interessante. 64

 


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