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Eine letzte Aussicht.
Wie weit und groß erschienen mir die Zimmer, wie unendlich lang die Hauptkorridore nach den mir so lange vertraut gewesenen Raumverhältnissen von Tossils Barton und Mrs. Shelfers Haus. Ich fürchtete sogar, mich zu verirren, wo meine kindlichen Füße früher jeden Schritt ausgemessen hatten. Zuerst eilte ich in meine Stube oder vielmehr meine Stuben, ein Wohn- und Schlafzimmer nebeneinander, im westlichen Flügel, welchen meine Mutter bewohnt hatte. Dort war Alles in schönster Ordnung, im Kamin brannte ein helles Feuer, und eine Lampe war angezündet. Matilda Jenkins trat mir an der Thür entgegen.
Sofort, nachdem wir nach Devonshire abgereist waren, hatte Mr. Vaughan die sämmtlichen alten Diener entweder verabschiedet oder verloren, außer der Haushälterin und Matilda. Alle waren einstimmig gegen ihn gewesen, denn sie konnten es nicht verschmerzen, daß die »rechtmäßigen Eigenthümer,« die sie so lange schon gekannt hatten, vertrieben worden. Ueberdies war seine Art und Weise ihnen zu kalt und gleichgültig. Mein Vater und meine Mutter hatten durch Liebe geherrscht. Die Haushälterin, die mir sehr zugethan war, hatte sich durch Respekt und Politik zurückhalten lassen, und Tilly, deren Laufbahn im Müllwinkel begonnen, war im Gefühl ihrer Unbedeutendheit geblieben. Damals war sie schon zu dem Range einer Spülmagd und Gehülfin der Tellerwäscherin avancirt, und jetzt hatte sie die sociale Stufenleiter bis zur Stellung des zweiten Hausmädchens erklommen.
»Nun, Matilda, Du siehst ja sehr wohl aus, und wie hast Du Dich geputzt! Du bist fürwahr ganz groß geworden. Ich vermuthe, daß die neuen Zeiten Dir besser zusagen, als die alten.«
»Oh, sagen Sie das nicht, Miß Clara, bitte, sagen Sie es nicht. Ich würde mir das Kleid vom Leibe reißen« (und sie blickte grimmig auf den hübschen Kattun) »wenn Sie deßhalb so Etwas von mir denken könnten. Nein, ich habe jetzt etwas mehr Lohn und viel mehr Arbeit, aber ich bekomme nie ein freundliches Wort zu hören. Oh, es ist mir eine wahre Herzstärkung, daß Sie wieder hier in Ihrem eigenen Hause sind, liebe Miß Clara, und es Denen, die Sie hinausgetrieben haben, schlecht ergeht.« (Hier fuhr sie sich mit dem Zipfel ihrer neuen, weißen Batistschürze über die Augen.) »Und Ihre Zimmer habe ich ganz allein in Ordnung gehalten, obgleich sie nicht in meiner Abtheilung liegen; ich habe nicht gelitten, daß Jemand anders Hand daran legte seit der Zeit, daß ich aus der Küche heraus bin, und ich habe immer einen frischen Strauß hineingestellt, weil Sie die Blumen so lieb hatten.«
»Danke, Matilda. Das ist sehr hübsch von Dir.«
»Oftmals habe ich dabei geweint und auch, wenn ich den neuen Schilling ansah, den Sie mir geschenkt haben, als wir Beide noch kleine Mädchen waren. Aber bitte, Miß, nennen Sie mich doch Tilly, wie Sie früher zu thun pflegten.«
»Ich kann hier nicht länger mit Dir plaudern, Tilly. Wie befindet sich Mrs. Fletcher?«
»Ganz munter, Miß, abgerechnet den Rheumatismus. Daran leidet sie schrecklich. Wir sind Beide aufgeblieben, und ich lief ab und zu vor die Thür, bis die Equipage zurückkam. Hernach ist sie zu Bette gegangen, und ich bin bei ihr geblieben. Wir wußten nicht, wann Sie nun kommen würden. Aber sie steht jetzt auf, Miß, um Sie hier zu begrüßen.«
»Gehe sofort zu ihr und verhindere sie daran. Ich will sie morgen sehen. Doch halt, erst führe mich nach Deines Herrn Zimmer; klopfe leise an und hole mir die Wärterin heraus. Der Doktor ist fort, wie ich glaube.«
»Ja, Miß, er ist schon um acht Uhr fortgefahren, da er einen weiten Weg hat und doch Nichts mehr thun konnte. Aber Sie dürfen nicht hineingehen, Miß, oh, bitte, gehen Sie nicht dorthin!«
Wir gingen den Gang hinunter, bis wir an die Thür gelangten. Ich war überrascht, den Vorplatz durch eine neue, sehr dicht schließende Thür von dem Korridor getrennt zu sehen. Es war auch noch eine innere Thür vorhanden, und die Wärterin schien nicht sehr wachsam zu sein. Anstatt noch einmal zu klopfen, zog Matilda sich hastig zurück. Endlich erschien die Krankenwärterin, und ich erkannte eine sehr respektable Frau, die meine Mutter schon bei mehreren Krankheitsfällen gepflegt hatte. Ein dunkeler Verdacht, den ich mir selber noch kaum gestanden hatte, legte sich dadurch zum Theil wieder. Nach einer kurzen, geflüsterten Unterredung führte sie mich in das matt erleuchtete Zimmer und vor das Lager meines Onkels.
Ich fuhr voller Schreck zurück. War ich auch auf eine große Veränderung vorbereitet gewesen, so erstaunte ich dennoch über das, was ich sah. Das verzerrte, schiefgezogene Antlitz, welches zusammengeschrumpft und dennoch aufgedunsen war, hatte eine bläuliche Farbe. Die zusammengezogenen Lippen waren zu schwärzlichen Linien geschwunden, die einem rissigen Stahlring glichen. Von dem Haar, welches dunkel und lockig war, als ich meinen Onkel zuletzt gesehen, waren jetzt nur noch wenige wachsfarbige Büschel vorhanden. Das einzige Lebenszeichen, das ich sah, war hin und wieder ein Zupfen an der Bettdecke. Die von tiefen Runzeln umgebenen Augen waren fest geschlossen. Einer der abgemagerten Arme lag auf der Steppdecke, das Handgelenk war herausgebogen, die Finger gekrümmt, doch welk und kalt wie der Tod. Es war ein Anblick, vor dem der menschliche Stolz sich vernichtet fühlen mußte.
»Ist es immer so mit ihm?«
»Nein,« erwiderte sie, »aber seit den letzten zehn Stunden oder noch länger. Gewöhnlich bekommt er alle sechs Stunden einen Schmerzensanfall, und es thut mir in der Seele weh, ihn stöhnen und schreien zu hören.«
»Sagt er dann irgend etwas Besonderes?«
Gott ist mein Zeuge, daß ich nicht meinen eigenen unbarmherzigen Zweck verfolgte, als ich diese Frage stellte. Dank Ihm, daß ich nicht so unmenschlich war! Ich hatte nur den einen Wunsch, ihm, für den ich so großes Mitleid fühlte, Linderung zu verschaffen.
»Ja; er öffnet die Augen, starrt um sich und versucht, den Kopf zu schütteln, doch fehlt ihm die Kraft dazu. Dann sagt er immer: ›Meine Schuld, ach, es ist meine Schuld. Und Beider Tod verschuldet! Könnte ich sie nur sehen, oh, könnte ich sie nur noch einmal sehen und dann sterben!‹ Das sagt er immer zuerst, und es erschöpft ihn so, daß er kaum noch das Wort ›Wasser‹ sprechen kann, dann stöhnt er wieder jämmerlich und verliert das Bewußtsein.«
Die Thränen standen ihr in den Augen, denn sie hatte ein weiches Herz. Ich brach in einen Thränenstrom aus; wenn ich zu weinen beginne, so pflege ich nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben.
»Geben Sie ihm irgend eine Medizin?«
»Nein, Miß, jetzt nicht mehr; er hat schon eine ganze Apotheke ausgetrunken, obgleich er nur dann Etwas hinunterbringen kann, wenn er aufwacht. Heute Abend sagte der Doktor, er könne Nichts mehr thun. Dieser furchtbare Typhus müsse in Brand übergehen; keine Medizin könne noch Etwas nützen.«
»Sagte der Doktor, daß es der Typhus sei?«
»Ja, der schlimmste Typhus von der echten Irländer Sorte, wie er einige Mal in Manchester vorgekommen ist. Die Krankheit hat sich meistens auf den Magen geworfen und das Blut ist schon gänzlich vergiftet.«
Hierauf besprengte sie sich und das Bett mit einer desinficirenden Flüssigkeit, von der sie auch etwas über mich ausgoß.
»Entschuldigen Sie, Miß, Sie würden mir dies nicht erlaubt haben und so bin ich verpflichtet, es zu thun, ohne Sie zu fragen. Sie wissen, daß Sie gänzlich gegen meinen Willen hereingekommen sind (hierüber hatte die geflüsterte Unterhaltung stattgefunden) und wenn Ihnen Etwas zustieße, Miß Vaughan, wer anders würde dann das Besitzthum erben, als die schlechte Mrs. Daldy?«
Oh, jetzt durchschaute ich Alles, obgleich es zu schwarz war, um es zu glauben und grauenhafter, als irgend ein Fieber, welches das menschliche Herz vergiften kann. Diese Absicht hatte das Weib bewogen, nach mir zu schicken. Sie hatte mich über den Charakter der Krankheit belogen und sich mir dann widersetzt, weil sie wußte, daß dies das sicherste Mittel war, mich anzutreiben. Außerdem hatte sie mich zur Nachtzeit kommen lassen, wo jedes Fieber doppelte Ansteckungskraft besitzt.
»Wie Sie sehen, Miß, sind wir gezwungen, die drei Fenster offen und alle Außenthüren verschlossen zu halten. Es ist ein Wunder, daß ich noch etwas von der Flüssigkeit hier habe, denn heute Nachmittag haben sie mir Nichts mehr heraufgeschickt; ich habe mir aber ohne ihr Wissen Etwas zurückgestellt. Die erste Wärterin hat Mrs. Daldy mitgebracht, aber sie lief sofort davon, als das Fieber diese Wendung nahm. Sie waren gezwungen, nach mir zu schicken, da Niemand sonst dem Herrn zu nahe kommen wollte. Mein armer alter Mann hat aber keine Arbeit, und ich habe schon einmal solchen schlimmen Fall wie diesen mit durchgemacht. Die Leute sagen, mir könne kein Fieber etwas anhaben: was aber Sie betrifft, Miß, so würde ich es mir niemals verzeihen können, wenn Ihnen Etwas zustieße in Ihrer blühenden Jugend und Frische. Sie wissen aber, daß ich mein Möglichstes that, wenn ich Sie auch nicht zurückhalten konnte. Und dabei sagen die Leute, daß so etwas am leichtesten ansteckt, wenn man von einer Reise kommt.«
»Was auch geschehen mag, Sie, Jane, sind nicht dafür zu tadeln. Ich habe nicht die geringste Furcht, und jetzt, wo ich einmal hier bin, will ich bleiben. Es ist sowohl für mich, wie für Andere so besser.«
»Das habe ich freilich auch sagen hören, Miß. Wenn man einmal darin ist, soll man in der Luft bleiben. Wenn Sie aber mit mir sprechen wollen, so kommen Sie in diese kleine Stube. Wir können dort jede Bewegung und selbst das Seufzen des armen Herrn hören, und die Luft ist ein wenig frischer. Wir müssen das Fenster aber offen lassen.«
Sie führte mich in das Ankleidezimmer, doch selbst dort herrschte derselbe dumpfige Geruch, wie der Dunst, welcher einem mit Gas angefüllten, frisch geöffneten Grabe entströmt. Anstatt mit der Wärterin zu sprechen, begann ich nachzudenken. Ich erinnerte mich dunkel, von einem höchst einfachen Mittel gegen ein derartiges Fieber gehört zu haben, das meine Mutter, welche in ihren glücklichen Jahren die ärztliche Pflege der Kranken im Dorfe übernommen, anzuwenden pflegte. In dem Wirbel, der mein Gehirn erfaßt hatte, konnte ich mich jedoch nicht darauf besinnen. Oh, was hätte ich darum gegeben, es jetzt in mein Gedächtniß zurückrufen zu können! Obgleich ich leider gestehen muß, durchaus nicht zur Frömmigkeit zu neigen (wenigstens nicht, wenn Mrs. Daldy fromm ist), so sank ich dennoch in dem mächtigen Gefühl des Moments auf die Kniee und bat Gott um Hülfe. So hatte meine Mutter es mich gelehrt, und jetzt lehrte es mich die Mutter Natur. Ich will nicht so vermessen sein, zu behaupten, daß mein Gebet Erhörung fand. Vielleicht hat es nur zur Sammlung meines Gemüthes gedient.
»Jane, wurde in der letzten Zeit gebraut?« Oh, welcher Uebergang in's Triviale! Ich kann es aber nicht ändern.
»Ja, Miß, am letzten Donnerstag und Freitag. Sie wollten mich zwar nicht in die Nähe des Küchenreviers kommen lassen, ich weiß es aber trotzdem.«
»So gehen Sie und holen Sie mir einen Topf frische Hefen. Ich will Ihren Herrn inzwischen bewachen.«
Sie starrte mich an und zögerte. Sie sah jedoch, daß ich im Ernst sprach.
»Ich weiß nicht, wo ich es finde, Miß, und Niemand will auch nur in meine Nähe kommen; auch werden sie mich zurückzuhalten suchen, wenn sie es irgend können. Bringen sie mir mein Essen ja doch nicht einmal vor die Thür, sondern nur bis zur Hälfte des Ganges. Sie drohten sogar, mich einzuschließen, doch das wollte ich mir nicht gefallen lassen. Alle hier benutzten Schüsseln und Teller werfen sie entzwei, und heute ließen sie mir sagen, daß sie mir mein Mittagbrot nur noch durch das Fenster reichen würden.«
»Die niedrigen Feiglinge und Thoren! Aber die Hefen müssen Sie mir bringen, Jane, und wenn Sie eine Stunde danach zu suchen haben. Um diese Zeit sind sicher alle zu Bette gegangen, außer Matilda Jenkins, und diese wird Sie nicht zu hindern wagen, wenn Sie sagen, daß ich es Ihnen befohlen habe.«
»Ja, die! Die wird vor mir laufen, Miß, als wenn ich ein Gespenst wäre!«
»Dann rufen Sie ihr zu, daß ich ihr sagen ließe, sie solle sofort zu Bette gehen.«
Nachdem noch ein paar Worte gewechselt worden, schlich Jane sich so verstohlen wie eine ausgebildete Diebin hinaus, und ich blieb allein bei meinem sterbenden Onkel. So wunderbar es mir erschien, fühlte ich jetzt ein zärtliches Mitgefühl für ihn, ich, die entschlossene, beharrliche, unversöhnliche Clara Vaughan. Hätte er mir sogar in dem Augenblick gesagt, daß er meines Vaters Tod angestiftet, so würde ich trotzdem mein Leben für das seinige gewagt haben, weil ich jetzt wußte, daß er es bereute. Dennoch ergriff mich bange Furcht, daß er zum Bewußtsein erwachen und jetzt, wo ich in der Stille der Nacht mit ihm allein war, jenen furchtbaren Ruf ausstoßen würde.
Schneller als ich gedacht, kam die Wärterin mit einem Krug voll der schönsten, kräftig duftenden Hefen zurück. Wir stellten den Krug auf das Fensterbrett, um die Hefen kühl und frisch zu erhalten. Jane hatte Niemand als die auf mich wartende Matilda gesehen. Unter fürchterlichem Schluchzen hatte diese meinen sicheren Tod prophezeiht und auch den ihrigen, wenn sie mich zu bedienen haben würde. Von Jane hatte sie sich in respektvollster Entfernung gehalten, und trotz aller ihrer Liebe zu mir, war sie dennoch froh, für heute Nacht von meiner Nähe befreit zu sein.
Beinahe zwei Stunden hindurch wachten die Wärterin und ich, fast ohne ein Wort zu sprechen.
Nur eine Frage that ich noch.
»Wie oft hat Mrs. Daldy sich nach meinem Onkel umgesehen?«
»Sie ist kaum von seiner Seite gewichen, bis sich das Fieber als gefährlich herausstellte. Seitdem ist sie kein einziges Mal mehr hier gewesen.«
In jener seltsamen Stunde, und unter so eigenthümlichen Verhältnissen ließ ich die mancherlei wunderbaren Begebenheiten meines Lebens durch das Stereoskop meines Gehirns ziehen. Von allen Wechselfällen erschien mir der augenblickliche als der merkwürdigste. Plötzlich hörten wir ein leises, schwaches Stöhnen. Als wir in das Schlafzimmer eilten, sahen wir, wie der arme Kranke mit weitgeöffneten Augen den Versuch machte, sich zu erheben. Ich legte meinen Arm um ihn und richtete ihn auf dem Kopfkissen empor. Er versuchte »danke« zu sagen, denn er war stets ein Gentleman in seinem Benehmen. Dann blickte er mich mit träumerisch verwunderten Augen an. Darauf öffnete er den Mund in krampfhafter Weise und erhob jenen fürchterlichen Ausruf.
Ehe er den Mund noch wieder schloß, flößte ich ihm einen, mir von Jane gereichten Eßlöffel voll Hefen ein. Zu meiner großen Freude glitt das Getränk über seine schwarze Zunge, und ich gab ihm noch zwei Eßlöffel voll davon, während er mich mit schwachem Erstaunen anstarrte.
»Kein Wasser, Jane, keinen Tropfen Wasser; es wird viel besser allein wirken. Er weiß nicht, was es ist, und er glaubt, Wasser bekommen zu haben. Erhalten wir ihn durstig, damit er mehr davon nimmt.«
Als ich ihn so in meinen Armen hielt, fühlte ich, daß eine Seite eiskalt war, während die andere wie Feuer brannte. Sein Antlitz war geisterhaft fahl, aber es lag nicht jener geheimnißvolle, graue Schein darauf, der anzeigt, wenn der Tod sich auf des Menschen Antlitz abspiegelt und er ihm das Knie schon auf die Brust setzt. Eine Minute später fiel der Kranke wieder schwer in die Kissen zurück, und nach einem tiefen Seufzer lag er abermals starr und bewußtlos da. Meine Hoffnung war allerdings schwach, aber es war doch eine Hoffnung. Besaß er dieselbe Lebenskraft wie die Hoffnung selber, so mochte er doch noch zu retten sein.
Den Rest der Nacht brachten die Wärterin und ich in schwerem, oft unterbrochenem Schlummer zu. Jane versicherte mir, daß vor Ablauf von sechs Stunden keine Aussicht auf ein abermaliges Erwachen meines armen Onkels vorhanden sei.
Nur ungern wollte ich auf das Wachen verzichten, und ich führte an, daß die ihm gereichte Dosis die Zwischenzeit abkürzen könne; doch siehe da, während ich mir in meiner Müdigkeit fortwährend wiederholte, daß ihm mein Mittel keinesfalls schaden könne, da der Arzt ihn aufgegeben, es ihm aber vielleicht doch nützen könne, bemächtigte sich meiner der Schlaf, welcher den Wiederholungen hold ist. In meinen Träumen hörte ich das Geheul meines Lieblings Guidice und Mrs. Shelfers unaufhörliches Plappern.