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Einundzwanzigstes Kapitel.

Sally's zweiter Brief.

 

Die Bewohner von Tossils Barton, welche die »britische Post« nach dem königlichen Briefträger Joe beurtheilten, setzten wenig Vertrauen in dieses Institut. Ueberdies glaubten sie, daß ein »papierenes Geschreibsel,« wie sie einen Brief benannten, schon wegen seines kleinen Umfangs verloren gehen müsse, wenn es nicht in einer greifbaren Hülle stecke, »Etwas, das die Leute sehen und fassen können,« wie der Pächter sich ausdrückte.

Deßhalb war ich nicht im mindesten überrascht, anstatt eines Briefes ein Packet zu erhalten. Dieses Packet war mit Bindfaden umwickelt, wie ein Peitschenstiel, und an beiden Enden reichlich mit Schusterpech verklebt, das die Abdrücke eines mächtigen Daumens zeigte. Als ich die Umhüllung entfernt hatte, erblickte ich zuerst eine ominöse, zerknitterte Rolle. Oh, Ihr Sterne, wo die von Malern so arg verunglimpften Engel wohnen! Abermals sehe ich »Eli« auf dem Zaunthor, »den Great Western Steamer,« »Hiob« mit einer buntbemalten irdenen Scherbe, »den verlorenen Sohn« und oh, Schrecken! das Entsetzlichste von Allem: »den Tod und die Dame.« Verächtlich schütte ich den übrigen Inhalt des Packetes heraus und erblicke – drei breite Gürtel mit silbernen Schlössern, drei antike vergoldete Löffel, deren Stiele mit der Figur eines Apostels verziert sind, zwei alte silberne, mit W. H. und J. H. gezeichnete Salzfässer, einen Taufbecher, einen Pfeifenstopfer mit silberner Spitze, einen am Strande gefundenen Agat, ein Schildpattmesser mit silberner Klinge, eine antike Broncespange nebst einem halben Dutzend auf dem Pachthofe gefundener alter Münzen, eine mit einem Bergkrystall verzierte Tuchnadel, eine Anzahl blauer Glasperlen und Perlmutterknöpfe, sowie eine Menge unechter Schmucksachen, welche der Pächter von den Straßenverkäufern auf den Jahrmärkten für den Ertrag seiner Triumphe als Ringkämpfer erstanden hatte. Abgesondert von dem Uebrigen und höchst sorgsam verpackt fand ich die sämmtlichen Geschenke, welche ich der Familie als Weihnachtsgabe geschickt hatte, bis auf zwei.

Tief gerührt von solcher Liebe und Güte, fühlte ich mich so beschämt wegen eines kleinlichen Verdrusses über Eli, Jonas und die Uebrigen, daß ich mir nicht gestattete, in Sallys Brief hineinzusehen, bis ich einen Tag hindurch darauf gehungert hatte. Dieses literarische Erzeugniß hatte so große Fortschritte in Bezug auf die Handschrift und Ortographie aufzuweisen, daß jeder Kritiker Mr. Huxtables Ausspruch, das Talent müsse in der Familie liegen, bestätigt haben würde. Hie und da fand sich freilich ein Wort von etwas zweifelhafter Bildung, aber wer kann die Launen und Schwankungen unserer Muttersprache hemmen oder begrenzen wollen? Auch waren die Satzzeichen wiederum dem Gutdünken des Lesers überlassen. Wenn aber Lord Byron nicht einmal die Geheimnisse der Interpunktion ergründen konnte, wie sollte Sally Huxtable es können? Dennoch würde das lernbegierige kleine Mädchen in einer halben Stunde die Kunst begriffen haben, welcher die Klagen des Selbstpeinigers galten. Sally besaß eine gesunde, fröhliche und kräftige Natur.

» Tossils Barton Farm, Trentisoe.
den 10. März A. D. 1851.  

 

Liebe gute Miß Clara!

Vater, Mutter, ich und der kleine Jack hoffen in respektvoller Liebe, daß dieser Brief Sie bei so guter Gesundheit antreffen möge, wie er uns Alle hier verläßt, wofür wir Gott von Herzen dankbar sind. Das Baby, welches am zwanzigsten Oktober des vergangenen Jahres geboren wurde, ist jetzt eine hübsche, kräftige kleine Dirne, die zwei Zähne und schon zum zweiten Mal Haare bekommen hat. Sie hört auf den Namen Clara, welchen Sie gütigst erlaubt haben, und Vater, ich und Jack, wir nennen sie jetzt schon Clara, aber Mutter und die kleinen Kinder rufen sie noch immer Baby.

Vater sagt oft: ›Babys giebt es hundert oder wohl gar tausend in der Welt, aber ich wette, es giebt kein halbes Dutzend Claras.‹ Mutter aber sagt, sie könne nicht anders, denn sie hätte sie immer Baby genannt, so lange, bis sie kurze Kleider bekommen, und noch länger, wenn noch kein Anderes da war, und sie hofft, daß Sie, Miß Clara, es nicht für ungut nehmen möchten. Wissen Sie, Miß, als der Pastor nach dem Namen fragte, und Tante Muxworthy von Rowley Mires ganz dreist ›Clara‹ sagte, da machte er ein Gesicht (Mutter sagt, wie ein abgelederter Hammel) und Tim Badcock kriegt das Lachen so laut, daß Vater sich hinter den Pathen herumschleichen und ihm eine kleine Kopfnuß geben muß. Endlich sagte der Pastor: ›Clara, Madame! So heißt kein Kind in der ganzen Gegend, und es scheint mir gegen die Kirchenordnung zu gehen. Ueberlegen Sie es sich noch einmal, Mrs. Muxworthy.‹ Sie guckte Vater an, denn sehen Sie, Miß, sie war nicht ganz sicher, ob es auch ein richtiger Name sei, weil sie ihn nicht in der Bibel finden konnte. ›Ueberlege es Dir noch einmal, Pächter,‹ sagt sie also, ›wenn es durchaus ein feiner Name sein soll, so nimm Tryphena oder Tryphosa, die haben wir schon in der Familie gehabt.‹ ›Mutter,‹ sagt Vater, und er macht dabei solche Augen, wie er immer thut, wenn er über eine Sache nicht länger sprechen will, ›Mutter, geh wieder mit dem Kind nach Hause, ich werde es nächsten Sonntag nach der Kirche von Parracombe bringen; und sage der Suke, sie solle die Gans nicht braten.‹

Sehen Sie, Miß, es sollte nämlich nach der Kirche ein Abendessen bei uns sein, und der Pastor war auch dazu eingeladen.

›Immer gemach,‹ sagt der Pastor da, ›wenn Ihr, Pächter John, Euern Kopf darauf gesetzt habt, dieses Kind hier Clara zu nennen, so will ich es auf den Namen taufen, das heißt unter Protest und mit Vorbehalt des Bescheides vom Kapitel.‹ Und Vater sagt ›Amen, es sei.‹ Darauf ging die Taufe vor sich, und der Pastor hat seine Sache besonders gut gemacht, wie Vater sagt, und das Kleine hat nur gelacht, wie es das Wasser auf den Kopf gekriegt hat. Vater sagte nachher, er glaube, der Pastor hätte nur Furcht gehabt, daß er Clara nicht richtig schreiben könne. Mutter aber sagt, daß er sich darin irre, denn der Pastor sei ein studirter Mann und könne Alles schreiben, was er wolle, so oder so.

Liebe Miß Clara, all' die schönen Sachen, welche Sie uns zu Weihnachten geschickt haben, mit unseren sämmtlichen Vornamen darauf, ausgenommen Sally – die hatte der Postjunge Joe in den Bach fallen lassen, und zwar in das Loch unter dem Gefälle, dicht bei der hohlen Esche, wo die große Forelle haust; und wir Alle wußten Nichts davon, bis Ihr Brief kam. Da aber lief unser kleiner Jack, der jetzt schon ein großer Junge ist, nach dem Bach hinunter und Tabby Badcock ihm nach, und die Beiden sind in dem Wasser herumgewatet und haben zwischen den Steinen gesucht, obgleich der ganze Rand gefroren war. Das Wasser aber war ganz klar, und Tabby und Jack holten neun wunderschöne Sachen heraus, die für Vater, Mutter und ihn selber, für Billy, die kleine Honora, Bobby, Peggy und die beiden Babys bestimmt waren. Nur für mich war Nichts da, wenn Tabby es nicht etwa gestohlen hat, was ihr, wie ich fürchte, zuzutrauen ist. Wir Alle sagen Ihnen herzlichen Dank, die, welche Etwas bekommen haben und ich auch. Unser Jack sagt, pfui, nein, sie hätte es nicht gethan, nein, dafür wolle er sich verbürgen. Ich schüttele den Kopf dazu. Es mag ja sein, daß sie keine Gelegenheit dazu hatte, daß Nichts mit ›Sally‹ bezeichnet dabei war, aber ich danke Ihnen trotzdem dafür, wenn für Tabby nur auch Nichts dabei gewesen ist.«

Die arme kleine Sally! Wie bitterlich sie wohl bei dem Gedanken geweint hat, daß ich sie vergessen haben könne. Das Beste nach dem Geschenk für den Pächter hatte ich aber für sie bestimmt, und auch für Tabby war Etwas dabei gewesen.

»Liebe Miß Clara, die Sachen waren gar nicht davon beschädigt, daß sie so lange im Wasser gelegen haben, und Vater sagt, sie müßten von demselben Gold gemacht sein wie die Krone und das Scepter der Königin Viktoria, die in der salzigen Fluth nicht rosten können. Und Beany Dawe, der glaubt ganz sicher, daß die Nymphe des Baches sie dem Joe aus der Tasche gestohlen und meines noch zurückbehalten hat, weil es das Hübscheste sei. Er ist aber ebenso dumm, wie Tabby.

Mit Verlaub, Miß, als Tante Muxworthy zu der Taufe hier war, da sagte sie, solche schöne Schreiberei wie meine hätte sie in ihrem Leben noch nicht gesehen (dabei war es noch nicht einmal mein bestes Heft), und es sei sündlich, einem ehrlichen Mädchen wie mir solche Gelehrsamkeit beizubringen, nächstens würde ich ja wohl Pastor werden wollen und Klavier spielen. Ich wußte nicht, Miß, ob ich dazu lachen oder weinen sollte, und darum biß ich in einen Apfel. Aber Vater sagte ganz gelassen: ›Schwester Muxworthy, weder Du noch ich haben jemals Erziehung kennen gelernt, woher also können wir wissen, was gut oder schlecht daran ist? Ich hatte einmal ein Pferd, das hat sich immer vom Futter abgewandt und keinen Halm anrühren wollen, ehe es in den Acker ging. Es fraß so lange Nichts, bis es rotzkrank wurde und starb. Aber ich habe nicht gesehen, daß dies Pferd die anderen zum Hungern verleitet hätte.‹ Tante Muxworthy warf den Kopf zurück, und wir glaubten, daß sie Nichts von dem Gänsebraten essen würde; der Geruch des Füllsels war ihr aber zu verlockend, und die frische Luft hatte ihren Appetit geschärft. Sie aß erst einen Flügel, dann eine Keule und zuletzt noch die halbe Brust, und es ist ihr gut bekommen. Als sie erst ein wenig Cognac getrunken hatte, sprach sie: ›John, Du warst im Recht und ich im Unrecht. Laß Dein kleines Mädel nur fortfahren, und wir werden eines Tages jenseits von Exmoor von ihr hören.‹ Da lachte Vater und küßte sie, die Kinder wurden zu Bett gebracht, und dann tranken wir auf Ihr Wohl, Miß, und brachten auf Clara ein neunmaliges Hoch aus, und Vater sagte, er wolle selber noch schreiben lernen, wenn er mal das Ringkämpfen aufgäbe, er fürchte nur, daß ihm die Hände dabei zittern würden. Dann fingen Einige an zu lachen, und Einige begannen zu weinen, und wir tranken mehr Punsch, vor Allem Beany Dawe, und er machte so viele Gedichte, daß sich die Treppe zuletzt immer mit ihm herumdrehte, und Suke und Tim ihn auf die Dachkammer hinaufheben mußten, und damit er nicht hinunterfallen konnte, haben sie ihn mit einer Schnur Zwiebeln festgeschnürt und zwei Bündel Heu auf ihn geworfen. Am folgenden Tage hat er keine Gedichte gemacht, ehe er nicht eine große Kanne Cider getrunken hatte.

Oh, liebe Miß Clara, was ist denn das eigentlich mit Ihnen? Vater grämt sich so, wie ich es noch nie bei ihm gesehen habe. Heute ist Ihr Brief von wegen des Knorrens, den Beany Ihnen gegeben hat, angekommen, und wir wissen recht gut, daß Sie ihn nur verkaufen müssen, weil Sie uns die Kronjuwelen geschenkt haben, die wir für alle Zeit in der Familie zu behalten gedachten. Mutter weint in das Butterfaß hinein und hat die ganze Butter verdorben. Vater war so verstört, daß er aus dem Hause hinaus stampfte, und erst versuchte er zu pfeifen; dann wie er Nichts weiter finden konnte, um es daran auszulassen, als Timothy Badcock, und der ein bischen unverschämt war, da nahm er Tim und warf ihn auf den Schuppen, daß seine Beine durch das Strohdach kamen, und Vater ihn erst mit der Heugabel herausholen mußte. Tim war am Abend ein bischen steif, und Mutter sagte, es sei ihm ganz Recht, weil er so über den Cornwaller gelacht hat. Vater gab ihm etwas Klauenfett und Cider, und wir wußten, daß es ihm nicht schaden konnte, weil er so starke Knochen hat.

Aber, liebe Miß Clara, so klein wollten wir uns nicht machen und bei Beany Dawe anfragen, der Nichts weiter ist als ein sägender Dichter. Vater ging also an die alte weißgestrichene, eichene Truhe und riß den Deckel ohne aufzuschließen herunter, holte lauter alten Plunder heraus, (wie er sagte) und befahl Mutter, es ohne Widerrede einzupacken. Mutter wollte noch ein paar leinene Laken und das beste Tischtuch dazu legen, aber Vater sagte ganz brummig: ›Hältst Du unsere Miß Clara für einen gewöhnlichen Hausirer?‹ Und als ich fragte: ›Bitte, Vater, was soll ich über all die Sachen schreiben?‹ antwortete er mir ganz leise: ›Kind, wie kann ich es Dir sagen, frage nur die Mutter. Von mir bestelle die unterthänigsten Empfehlungen, und ich möchte einen Menschen finden, der mich der Länge nach auf die Nase wirft, weil ich ein so lumpiger Kerl bin, der ihr nicht mehr zu schicken hat. Aber Geld, weiß ich, würde sie von Unsereinem nicht annehmen.‹ ›Halt,‹ sagte Vater dann, ›bitte sie, uns die höchste Ehre anzuthun, die uns widerfahren kann. Ich weiß, wo viel Geld zu haben ist, und ich nur die Hand danach ausstrecken brauche. Ich will in der nächsten Woche nach Bodmin gehen und den Cornwallern einen Kunstgriff von Abraham Cann zeigen. Als der brave Abraham sich die Verrenkung zugezogen hatte, da weihte er mich in seine Kunst ein, obgleich Gott weiß, und Er sei dafür gepriesen, daß ich sie noch nie gebraucht habe. Den Cornwaller möchte ich sehen, der meinen Fäusten Widerstand leisten könnte.‹ Und da zog Vater beide Hände aus den Taschen und reckte die beiden Daumen so aus, daß Mutter sagte, er solle sie doch nicht so strapeziren.

Es ist sonderbar, liebe Miß Clara, aber wenn Vater sich über Etwas ärgert, so denkt er gleich an das Ringen und sonst thut er das nur an Jahrmärkten oder solchen Festtagen.

Als ich bei Mutter nachfragte, wie Vater mir befohlen, was ich von dem Allen schreiben sollte, da kamen ihr Thränen in die Augen, sie that erst, als wolle sie mich schelten, aber dann fing sie an, so laut zu weinen, wie Suke, wenn die Kuh Molly sie stößt.

So habe ich also von allen Beiden Nichts erfahren, und bitte ich Sie, liebe Miß, es sich selber zu erklären, ich kann Ihnen nur versichern, daß wir Alle Sie von Herzen lieb haben und Ihnen gern eine Speckseite schicken möchten, so wie auch die Butter von meiner eigenen kleinen Kuh, die von frischem Heu ganz süß und ohne Rüben gelb ist. Ich soll am Sonnabend in Coom auf dem Markt ganz allein sitzen, und Mutter will sich gar nicht um mich kümmern, und ich weiß, daß Sie mir erlauben werden, Ihnen das Geld zu schicken (ich hoffe, elf Pence für das Pfund zu bekommen), denn sie waren ja niemals stolz gegen Ihre Sie liebende, stets gehorsame

Sie grüßende Schülerin
Sally Huxtable.  

Alles dies hier unten und über dem Blatt schreibe ich, nachdem der übrige Brief schon fertig ist.

Liebe gute Miß Clara, da ist eben ein sehr vornehm sprechender Herr angekommen, mit einem langen ockerfarbigen Rock und blauen Taschen und blau an den Aermeln und mit einer Menge silbernen geprägten Knöpfen, so groß wie ein Stückchen Tafelbutter, und einem goldenen Bande um den Hut. Wir hielten ihn für einen Dragoneroffizier, bis wir merkten, daß sein Haar mit Mehl bestreut war. Daran sahen wir, daß er der königliche Hofmüller sein müsse. Vater hatte zuerst große Lust, ihn zum Ringkampf aufzufordern und Ihnen dann seine Knöpfe zu schicken, die mehr werth sein mußten, als all diese kleinen Sachen zusammengenommen, aber Mutter wollte es nicht leiden.

Dieser Herr sagte, daß er Mr. Henwood sehr gut kenne und ihn hochachte, und er sei expreß dazu geschickt, um auszukundschaften, wo Sie wären, Miß Clara, und es sei sehr nothwendig, wenn wir Ihnen wohl gesonnen seien, daß wir es ihm gleich sagten. Vater, Mutter und ich, wir hießen ihn in das Wohnzimmer kommen und setzten ihm einen Krug vom besten Cider vor. Dann beriethen wir uns heimlich in der Käsekammer, und Mutter und ich, wir waren dafür, es ihm zu sagen, aber Vater sagte nein; Sie hätten uns keine Erlaubniß dazu gegeben, und wir hätten kein Recht, es zu sagen, so lange wir Sie nicht gefragt und Antwort von Ihnen hätten, noch dazu bei Ihren vielen Feinden.

So nahm Vater denn gegen sonst einen sehr hohen Ton an und sagte: ›Geehrter Herr, wir hoffen auf die Ehre eines Schreibens von Miß Clara in zehn, vielleicht in vierzehn Tagen, so Gott will, je nachdem das Wetter sein mag. Meine älteste Tochter hier schreibt seit einer Woche an Miß Clara, und wenn sie noch Platz auf dem Papier übrig hat, so kann sie Miß Clara um Erlaubniß bitten, und wir werden dann in vierzehn Tagen oder vielleicht drei Wochen Nachricht haben, was sie dazu sagt.‹

›Oh, dann ist sie vielleicht schon in Italien,‹ sagte der Herr darauf. Vater hat von Italien noch nie Etwas gehört und weiß nicht, ob es in London oder wo anders ist, aber er guckte Mutter und mich an, damit wir den Mund halten sollten. Der Herr sagte Etwas, das sich fast anhörte wie ›zum Henker,‹ und Vater hoffte, daß er grob werden möge, damit er doch noch seine Knöpfe für Sie bekäme. Als er Vater aber ansah, da besann er sich eines Bessern und reiste ganz höflich in der Kutsche ab, mit der er gekommen, und sagte nur, daß er es auch ohne uns herausbekommen würde.

Und nun, liebe Miß Clara, läßt Mutter Ihnen sagen, daß sie sich schämt, Ihnen ein Packet mit lauter altem Plunder zu schicken, ausgenommen die Bilder. Sie hofft, daß Sie sich beim Verkauf derselben nicht betrügen lassen, denn es seien die schönsten, die je in diese Gegend gekommen und für echte Londoner Arbeit garantirt. Alle Pächter hier in der Nachbarschaft wollen sie uns gerne abkaufen. Vater aber sagt: ›Zum Henker mit den Bildern! Schreibe Miß Clara, sie möge zu uns kommen, dann gebrauche sie weder Beany Dawe's hölzernes Herz, noch die Knöpfe des königlichen Hofmüllers.‹ Oh, kommen Sie doch liebe Miß Clara, die Hügel sind ganz gelb von Primeln und blau und weiß von Veilchen, und ich weiß schon drei Amselnester. Bitte, bitte, kommen Sie. Ich habe Ihnen so viele Sachen zu erzählen, von denen ich nicht herausfinden kann, wie sie buchstabirt werden; Sie sollen auch meine kleine Kuh Sally melken und alle Eier von der schwarzen Henne haben und die Enten, wenn sie auskriechen, und alle kleinen Kartoffeln einwerfen, von dem Kornfeld bis zur Haselhecke. Ihre allerbeste und artigste Sie liebende Schülerin

Sally Huxtable.«



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