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Eine zwiefache Bekanntschaft.
Als Isola am Donnerstag kam, und nachdem ich einen kleinen Schimmer von ihr erhascht hatte, drückte sie ihre Freude in unzähligen natürlichen Zügen aus, die wohl des Fühlens und Sehens verlohnten, aber durchaus nicht des Erzählens. Nie habe ich ein so warmherziges Mädchen kennen gelernt. Manche Frauen können tagelang schmollen, die meisten eine Woche hindurch; ich glaube, wenn Jemand es selbst darauf angelegt hätte, so würde er Isola nicht zwei Minuten lang zum Schmollen gebracht haben. Sie versuchte es mitunter, wie sie wenigstens sagte, aber es wollte ihr nicht gelingen.
Trotzdem fühlte sie so tief, wie nur irgend ein Weib, das dem Schmollen ergeben ist. Um in der Umarmung jener kalten Schlange leben zu können, besaß sie aber ein zu warmes Herz und zu viel Phantasie. Auch fehlte ihr die stark ausgeprägte Selbstliebe, von der jene Schlange sich nährt.
Am Nachmittag, als wir noch bei einander saßen, stürzte Mrs. Shelfer mit ihrem Hut auf dem Kopfe außer Athem und ohne die sonst von ihr beobachtete Ceremonie des Anklopfens in das Zimmer. Ich hatte mich schon gewundert, wo sie den ganzen Tag über gewesen sein könne; sie hatte ihren Ausgang in das größte Geheimniß gehüllt und dennoch unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken gesucht. Jetzt lief sie auf mich zu, indem sie Isola bei Seite schob.
»Endlich habe ich sie bekommen, Miß, endlich habe ich sie richtig bekommen. Nun gebrauchen wir keinen Dr. Franks mehr, keine Binden, keine herabgelassenen Vorhänge, rein gar Nichts. Es erspart uns alle die Umstände und ist im Nu geschehen. Es war aber ein schweres Stück, sie zu bekommen. Wenn der Schiffskoch nicht mit Charley bekannt gewesen wäre, so würden sie sie mir nicht gelassen haben, und ich bin doch den ganzen Weg bis Wapping danach gegangen.«
Und triumphirend hält sie Etwas in die Höhe.
»Was haben Sie da, Mrs. Shelfer? Ich kann es leider nicht deutlich sehen.«
»Das freut mich von ganzem Herzen, meine Beste. Ja, ja, hätte ich doch sonst meine ganze Reise vergebens gemacht. Miß Isola kennt sie aber, darauf möchte ich schwören, oder wozu besuchte sie sonst das College.«
»Lassen Sie mich erst sehen, was es ist,« sagte Isola, »wir lernen fast Alles im College, Mrs. Shelfer; aber selbst wir älteren Eleven müssen Etwas erst sehen, ehe wir es zu erkennen vermögen.«
»Dann richten Sie nur Ihre hübschen Augen darauf, und ich wette, daß die Dinger davon hüpfen und springen werden. Ich habe noch nie so schöne gesehen, und der Schiffskoch auch nicht. Sie sind so groß, wie junge Trompetenschnecken.«
»Mollusken, Schalthiere, oder so Etwas!« rief Isola mit mehr Sicherheit als Genauigkeit. »Was für seltsame kleine Dinger. Die muß ich dem Papa mitnehmen.«
»Nun, meine jungen Damen,« rief Mrs. Shelfer in ihrem würdevollsten Ton, »ich sehe, daß ich Sie dennoch darüber belehren muß. Das sind die herrlichen Muscheln, mit denen die armen Seeleute ihre Augen ausscheuern, damit sie klar bleiben und sie auch im Dunkeln beim Sturm und Wetter sehen können. Wie hübsch sie krabbeln. Jetzt, Miß Valence, werde ich zwei von den größten und lebendigsten aussuchen und Ihnen eine in jeden Augenwinkel stecken. Der Schiffskoch hat mir gezeigt, wie ich Ihnen die Augenlider aufheben soll.«
»Wie gütig von ihm!«
»Und dann werden sie Ihnen unter den Augenlidern herumkriechen, Sie dürfen sich nur Nichts daraus machen, wenn es ein bischen weh thut. Sie werden nicht früher wieder heraus kommen, als morgen, wenn die Uhr zwölf schlägt, aber dann haben sie auch alles Kranke aufgezehrt, und Ihre Augen werden klarer als je sein. Charley hat es wer weiß wie oft mit angesehen, wie sie es machen, und er sagt, daß es wunderschön ist, und daß sie gern fünf Schillinge für das Stück geben, wenn sie gerade selten sind.«
»Hat Mr. Shelfer es jemals selber versucht? Vielleicht hat er davon so scharfe Augen.«
»Nein, niemals, so viel ich weiß, Miß. Aber, Du lieber Gott, er sagt mir nicht die Hälfte von dem, was er thut, nein, nicht ein Viertel von der Hälfte.«
Bei dieser Erinnerung stößt sie einen kurzen Seufzer aus, ihre größte Anwandlung von Schwermuth, denn sie ist nicht sentimental. »Sorge macht vor der Zeit alt,« ist ihr Wahlspruch.
»Dann, Mrs. Shelfer, nehmen Sie, wenn er nach Hause kommt, zwei recht große von diesen Muscheln,« sagt Isola, »und stecken Sie ihm dieselben in beide Augen. Theilen Sie uns darauf den Erfolg morgen mit, und ich gebe Ihnen einen Kuß, wenn Sie Ihre Sache gut machen.«
Dies ist das probateste Bestechungsmittel, das Isola kennt.
»Herr des Himmels, Miß Isola, mein liebes, unschuldiges Herzchen, glauben Sie, daß er das leiden würde? Er hält es schon für eine große Vergünstigung, wenn er mich seine Schuhe binden läßt, und das darf ich nur, wenn er ein gutes Mittagbrod bekommen hat.«
»Aber,« rief Isola, »ich bin erstaunt! Mir sollte es einfallen, meinem Manne die Schuhe zu binden! Ich werde verlangen, daß er die meinigen zubindet, und das soll er nur dürfen, wenn er sehr artig ist.«
Und mit einer königlichen Miene streckt sie den hübschesten Fuß von der Welt unter ihrem Kleide hervor. Mrs. Shelfer lacht.
»Lieber Gott, Miß, das sind Mädchenideen, und so sprechen sie Alle, bis sie es besser verstehen. Für Sie freilich würde ein Jeder thun, was Sie verlangen. Wenn ich fragen darf, Miß Isola, wie viele Heirathsanträge haben Sie schon gehabt?«
»Lassen Sie mich nachdenken! Oh, ich weiß, es ist einer mehr, als ich Jahre zähle. Achtzehn im Ganzen, Miß Shelfer, wenn Sie den Apothekerlehrling und den Neffen aus der Bibliothek mitrechnen. Es waren aber sämmtlich nur noch Knaben, Schüler von Papa und viel zu jung für mich. Sie wollten Alle sterben, als ich sie abwies. Trotzdem sind sie noch Alle lebendig; ist das nicht abscheulich von ihnen?«
»Nun, Miß Isola, wenn sie einen so guten Mann bekommen, wie Sie ihn verdienen, und das will viel sagen, so wird er Ihnen vielleicht einen Monat lang die Schuhe zubinden, und dann wird er darauf sehen, daß Sie die seinen zubinden.«
»Danach mag er sich lange umsehen, selbst, wenn er Muscheln in den Augen hätte. Sehen Sie nur, Mrs. Shelfer, sie kriechen Alle umher.«
»Wunderhübsch, nicht wahr? Ganz wunderhübsch! Ich möchte, daß Miß Valence sie sehen könnte. Betrachten Sie nur einmal die Hörner, mit denen sie herum wühlen, die müssen Ihnen mal die Augenlider kitzeln. Und was für sonderbare Augen Sie haben. Oft denke ich, Miß Isola, wie schade es ist, daß ich nicht auf dem Lande geboren bin, weil ich solches Zeug so gern habe. Ich würde nicht müde werden, die Schnecken, Ohrwürmer und Kaulquappen zu beobachten. Aber am allerliebsten sehe ich die kurzbeinigen Dinger, die manchmal mit dem Kohl zu Tisch kommen. Jetzt habe ich sie, wer weiß wie lange, nicht gesehen. Was erzählt doch der Charley für Lügen!«
»Was denn, Mrs. Shelfer?«
»Denken Sie, meine Beste, er sagt, daß die gestreiften grünen Dinger mit den vielen Beinen zu lebendigen Schmetterlingen werden, wenn sie todt sind. Da war ich ihm aber doch zu klug. Ja, ja. Die letzte, welche ich im Essen fand, nahm ich, ohne ihm ein Wort davon zu sagen, und legte sie in einen Porzellantheetopf, den ich mit einer Unterschaale zudeckte, damit sie nicht davon fliegen konnte. Und da liegt sie liebster Welt noch drin, meine jungen Damen, so ruhig wie möglich und ohne eine Spur von einem Schmetterling zu zeigen. Wenn er mir seitdem Etwas vorlügen will, zum Beispiel, wo er am Abend gewesen oder dergleichen, so gehe ich nur an den Wandschrank und zeige ihm das; dann weiß er kein Wort zu erwidern. Also wollen Sie den Versuch mit diesen kleinen Schnecken nicht machen, Miß Valence, trotzdem ich deßhalb eine so weite Reise unternommen habe?«
»Natürlich nicht, Mrs. Shelfer; aber ich bin Ihnen aufrichtig dankbar für Ihre Bemühung sowohl, wie für Ihre gütige Pflege, die ich Ihnen niemals vergessen kann. Verkaufen Sie mir diese Muscheln, die Miß Isola dann ihrem Papa zum Geschenk mitnehmen wird.«
»Nein, nein; er müßte sie denn für seine Augen gebrauchen wollen. Charley kann sie im Umsehen wieder verkaufen. Er kennt eine Menge Seeleute. Wahrscheinlich wird er sie ausspielen und dann alle selber wiedergewinnen.«
Damit rennt sie hinaus, um den Hut abzunehmen, auf den sie schon seit zwanzig Jahren stolz war.
Obgleich ich ihre heilkräftigen Muscheln verschmäht hatte, kehrte meine Sehkraft schnell zurück. Wie herrlich war es, von Tag zu Tag mehr sehen zu können. Viel kaltes Wasser war jetzt die Losung, und nach jedesmaliger Anwendung lüftete sich der Schleier mehr, der mir die Außenwelt verhüllte. Eine Woche später war ich wieder vollständig im Besitz meines Augenlichtes, obgleich ich noch einen Schirm tragen mußte und mich selber im Spiegel nicht erkannte.
Eines Morgens kommt meine liebe Isola wie gewöhnlich außer Athem die Treppe heraufgerannt, aber dieses Mal mit wirklichem Stirnrunzeln, was durchaus ungewöhnlich ist. Hat Cora sie tyrannisirt, oder was ist sonst geschehen? Da bricht ihr sonniges Lächeln durch den Schatten ihres Stirnrunzelns, während sie mich küßt.
»Oh, ich bin so ärgerlich. Ich habe ihn bis vor die Thür mitgebracht, und nun will er nicht hereinkommen.«
»Wer, mein Engel?«
»Nun, wer anders als Conny? Mein Bruder Conrad. Ich habe es mir doch so fest vorgenommen, ihn Dir, sobald Du wieder sehen könntest, zu zeigen.«
»Warum will er denn nicht hereinkommen?«
»Weil er glaubt, daß Du keine Fremden empfangen darfst, ehe Du nicht wieder ganz wohl bist. Er ist noch nicht bis zur Ecke gegangen. Ich kann laufen wie ein Reh. Lasse ihn durch mich wissen, daß Du ihn sehnlichst zu sehen wünschest.«
»Wenn auch nicht gerade das, aber sage ihm, daß es mich freuen würde, ihn zu sehen.«
»Ich werde ihm sagen, daß Du nicht eher wieder besser würdest, als bis Du ihn gesehen hättest.«
»Sage, was Du willst. Er wird schon wissen, was er von Deinem Unsinn zu halten hat.«
Sie stürzt davon. Sie ist schnell wie ein Lichtstrahl in allen ihren Bewegungen und bald kehrt sie mit ihrem Bruder zurück.
Ich erhebe meine schwachen Augen zu seinen glänzenden und erkenne sofort meinen und meiner Mutter Lebensretter.
Aber ich bemerkte auch zugleich, daß er nicht die entfernteste Erinnerung mehr von mir besitzt. Mein ganzes Antlitz ist durch meinen Unfall verändert, und selbst meine Stimme hat die lange Stubenhaft beeinflußt. Bei der Begegnung im Walde schien er es ängstlich zu vermeiden, mich anzusehen. Als er mich aus dem Bergsturz errettete, hatte er wenig Gelegenheit dazu. Wahrscheinlich hätte er mich in Folge des veränderten Namens und Wohnortes auch ohne meine Krankheit nicht wieder erkannt. Lassen wir es dabei. Ich will mich nicht zu erkennen geben. Einst dankte ich ihm, und er stieß mich zurück. Unzweifelhaft hatten Gründe ihn dazu veranlaßt, denn ich sehe, daß er ein Gentleman ist. Ich will dieselben gelten lassen und nicht daran rühren.
Er nahm meine Hand mit einem Lächeln, welches dem Isolas glich. Er habe so viel von mir reden gehört, daß ich ihm diese Freiheit verzeihen müsse. Eine so liebe Freundin seiner Schwester könne ihm keine Fremde bleiben. Ein Zittern überflog mich, als er mir die Hand reichte, und meine Augen trübten sich. Er sah es und rückte einen Stuhl für mich in den Schatten. Auf sein Gesicht schien nicht die Sonne, denn die Fenster meines Wohnzimmers lagen nach Norden, wohl aber der starke Reflex des hellen Tageslichtes.
Wie sah er Isola ähnlich, und dennoch wie ganz anders. Wie viel stärker, kühner und sicherer war seine Erscheinung, wie stolz und fest seine Haltung! Sein Antlitz offen wie der Tag, unfähig, etwas zu verheimlichen. Wenn er es war – und konnte ich daran zweifeln – so mußte er dennoch ein Geheimniß in sich verschließen. Isola sah mit dem Scharfblick eines jungen Mädchens, wie aufmerksam ich ihn beobachtete und konnte ihr Entzücken nicht verbergen.
»Ja, ja, liebste Klara, ich wußte, daß er Dir gefallen würde, aber Du mußt ihn nicht so viel ansehen, es möchte Deinen armen Augen schaden.«
Die liebe kleine Einfalt! Als ich fühlte, wie meine Wangen sich rötheten, hätte ich fast über meine Isola ärgerlich werden können. Doch dachte sie sich nichts Böses dabei. Trotz aller akademischen Vorträge war sie die Natürlichkeit selbst geblieben, und kein Professor der Welt hätte sie zu etwas anderem umwandeln können. Dergleichen liegt stets im Blute. Wenn ich Etwas verabscheue, so ist es die Ziererei. Aber zwischen uns Beiden besteht doch ein Unterschied.
Wahrscheinlich ist es dieser: Ich bin von rein englischem Geblüt, und sie nicht, das fühle ich instinktmäßig. Von welchem Blute sie ist, weiß ich nicht zu sagen, doch jedenfalls von edlem, sonst hätte ich sie nicht so innig lieben können. Wie schrecklich engherzig, trotz meiner Objektivität! Dies erklärt sich vielleicht folgendermaßen. Obgleich ich viele Leute von unedlem oder vielmehr von unveredeltem Blute gern habe, ja lieben kann, so bin ich doch der Meinung, daß die Bildung und Gesittung den Kampf mit der Natur besser bestehen können, nachdem sie schon Generationen hindurch in den Menschen ausgebildet sind. Mein Vater pflegte das von seinen Jagdhunden zu behaupten. Es ist nur wunderbar, daß ich, die ich zu demselben alten Stamm gehöre, einen abweichenden Zug besitze. Meiner Großmutter würden schon die Namen mancher Leute eine Ohnmacht verursacht haben, für die ich mehr Liebe empfinde, als ich für sie empfunden haben könnte. Meine Mutter kannte diesen Stolz hingegen gar nicht. Sie war freilich eine christliche Seele und ich nicht. Darin liegt vielleicht das Geheimniß meines innerlichen Widerspruches.
Alle diese Gedanken ziehen durch mein Gemüth, und nun kann ich Isola nicht mehr böse sein. Das liebe kleine Geschöpf zählt noch nicht achtzehn Jahre und versteht es nicht besser. Ich habe dies reife Alter schon vor einem Monat erlangt, und Isola thut mir aufrichtig leid.
Um die verlegene Stimmung zu verscheuchen, leitet ihr Bruder das Gespräch auf das Gebiet der Kunst. Er habe schon so viel von meinen Aquarellzeichnungen gehört und hoffe, sie einmal ansehen zu dürfen. Ich frage ihn nach dem herrlichen Edelhirsch. Ja, der sei sein Werk, und ich könne mir keine Vorstellung davon machen, wie lange Zeit er dazu gebraucht habe. Er spricht ganz ohne Selbstüberschätzung, aber auch ohne jene geflissentliche Herabsetzung, die Lobsprüche herausfordern will. Während er spricht, bemerke ich eine Eigenthümlichkeit in seinem Accent. Isolas Aussprache ist so rein oder noch reiner, als die meinige. Ihr Bruder spricht zwar sehr gut englisch und ist nie um ein Wort in Verlegenheit, aber seine Satzbildung ist oft nicht ganz englisch, besonders, wenn er bei seinem Thema warm wird.
Plötzlich erschallt ein lautes Klopfen an der Hausthür. Ich stehe gerade im Begriff, mit Isola's Hülfe meine geringen Vorbereitungen für die bescheidene Bewirthung meiner Gäste zu treffen. Wenn Londoner Besuche viel Sprechen und wenig Essen bedeuten, so halte ich es mit Gloucester- und Devonshire. Ich habe einen von den berühmten Norddevonshirer Schinken und bin stolz auf seinen Ruf. Das Klopfen kann sicherlich keinen neuen Gast für mich anzeigen.
Nein, der Besuch gilt Mrs. Shelfer. Der Professor hat von den Augenmuscheln gehört, und was Höflichkeit, Menschenfreundlichkeit und Liebe zu seiner Tochter nicht bewirken konnten, ist der Wissenschaft gelungen. Er ist gekommen, um die Muscheln zu sehen und sich dieselben zu sichern. Seine Kinder erkennen seine Stimme. Natürlich müssen wir ihn bitten, herauf zu kommen. Herr Conrad steht auf. Isola rennt hinunter, um ihren Vater zu holen. Isola liebt jeden Menschen, ich glaube, sogar die alte Cora. Conrad ist von härterem Stoff, aber er wird doch sicherlich seinen Vater lieben. Was mich betrifft – wir fühlten uns gerade so behaglich – ich brauchte keinen Professor. Isola's Bruder will keine Lüge aussprechen. Er erinnert sich nicht etwa plötzlich einer dringenden Verabredung, sondern er reicht mir seine Hand mit den einfachen Worten:
»Miß Valence, ich bitte Sie wegen meines plötzlichen Aufbruches herzlich um Verzeihung. Es würde unschicklich von mir sein, Ihnen den Grund zu sagen. Es ist eine Familienangelegenheit. Ich hoffe, Sie trauen mir nicht zu, daß eine geringfügige Ursache mich zur Unhöflichkeit veranlassen würde. Darf ich bald mit Isola wiederkommen, um Ihre Zeichnungen anzusehen?«
Er begegnet dem Professor auf der Treppe. Letzterer betritt mein Zimmer unter sehr ungünstigen Auspizien in Bezug auf meine gute Meinung.