Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die kleinen braunen Schuhe.
Von Clara Viebig

An der Ecke der Straße war ein Schuhwarenladen: Herrenstiefel, Damenstiefel, große und kleine, standen im Fenster, überall war der Preis verzeichnet.

Billig! Billig! Nie dagewesen! Gelegenheitskauf!

In der Mitte, so daß abends das Licht der elektrischen Kugellampe sich voll darüber ergoß und tags die Sonnenstrahlen ihren Goldflimmer darumwoben, standen ein Paar Kinderschuhe, winzige Schühchen von braunem Leder mit weichen Söhlchen und weißen Steppverzierungen. Sie waren ausgestopft, kleine himmelblaue Strümpfe ragten aus ihnen hervor; man konnte glauben, trippelnde Kinderbeinchen steckten darin.

»Fünf Mark, schade, das ist so teuer«, sagte die junge, blasse Frau und zupfte ihren Mann am Ärmel. »Du, sieh 'mal! Wie entzückend! Ach, wenn unser Kind die hätte!«

»Eh' es geboren ist?! Nee du, das muß man nicht, so lang vorher 'was kaufen! Darin bin ich abergläubisch!«

Sie lächelte.

»Ich hab' schon oft hier gestanden; ich kann gar nicht vorbeigehen. Alle Tage fürcht' ich, sie sind weg. Das wäre schrecklich!«

Ein Ausdruck von Angst kam in ihr schmales Gesicht. »Wenn er die verkaufte, eh' unser Kind geboren ist!«

Sie wagte nicht zu sagen: Kauf' du sie doch! Sie war sehr still, sehr schüchtern. Ihre Augen ruhten mit einem merkwürdig verträumten Blick auf den kleinen, braunen Schuhen; seufzend und zögernd nur wandte sie sich ab.

Kanzleisekretär Mauke war mit seiner jungen Frau auf dem Spaziergang ins Freie; d. h. sie wanderten ihre entlegene Vorstadtstraße zu Ende. Die Häuser standen hier nur noch vereinzelt, von kleinen Leuten bis unter's Dach bewohnt. Ungehindert vom Wagenverkehr, trieben Rudel von lärmenden Kindern ihr Wesen. Da waren noch leere Bauplätze mit Schutthaufen und Sandgruben und weiterhin primitiv umzäunte Ackerstückchen mit Bretterlauben. Hochgeschossene Sonnenblumen nickten, und verblühte rote Bohnen machten schwache Kletterversuche. Weithin breitete sich die sandige Fläche, das Vorland der großen Stadt, die Herbstsonne stand darüber wie ein roter Ball; langsam rutschte der Ball tiefer und tiefer am Horizont.

Sie schlenderten hinein in die Röte, das Gesicht der jungen Frau war wie verklärt; sie hatte Tränen in den Augen, heimlich flüsterte sie: »Die Schuh', die schönen Schuhchen!«

Nachts träumte sie von ihnen. Oben, vier Treppen hoch, in der kleinen Wohnung tanzten sie über die Dielen; immer vor'm Bett hin und her. Ihr braunes Leder glänzte und knarrte leise, die weißen Steppnähte blinkten freundlich – sie lachten einen ordentlich an –, die weichen Söhlchen glitten dahin wie schmeichelnde Katzenpfötchen. Und statt der himmelblauen Strümpfe steckten rosige Beinchen in den Schuhen – hei! wie flink die waren!

»Mariechen, lieg ruhig!« Der Kanzleisekretär beugte sich über seine Frau. »Ist dir 'was?«

Sie war noch ganz verschlafen; verwirrt hob sie den blonden Kopf vom Kissen. »Ich habe von den – ach, du weißt schon! – so wundervoll geträumt!«

»Na, so 'was!« Er war einigermaßen beunruhigt. Als er am andern Morgen in seinem abgeschabten Überzieher zum Bureau rannte, stand er an der Ecke still.

Im vollsten Sonnenglanz präsentierten sich die braunen Schuhe hinter der großen Scheibe; sie waren wie in Gold getaucht – Goldkäferchen – er sah sie hüpfen. So reizend! Sie taten's ihm an. Bah, abergläubisch mußte man nicht sein! Wenn er Mariechen die Dinger da plötzlich auf die Kommode stellte, wie würde sie sich freuen! Er hörte schon ihren entzückten Schrei.

Fünf Mark! – Sinnend stand er.

Ein Windstoß kam plötzlich um die Ecke und traf ihn empfindlich kühl; die Sonne verkroch sich, schwarz gähnte das Schaufenster, und die Goldkäferchen waren tot, ganz ohne Glanz.

Es lief ihm eisig über den Rücken; erschauernd knöpfte er den abgeschabten Paletot fest zu und schlug den Kragen im Genick hoch. Nein, er konnte sie nicht kaufen! Da waren so viel notwendige Ausgaben, und wie viele würden noch kommen! Vor allen Dingen mußte Feuerung ins Haus – brrr, es war kalt!

Er wandte sich ab, und der Wind schnob hinter ihm drein.

Fröstelnd saß er im Bureau und schrieb seine Akten ab. Durch den Fensterspalt verirrten sich nur spärliche Sonnenstrahlen; unten war der Hof verbaut und feucht und hoch oben der Himmel so abgezirkelt, wie ihn der Schornsteinfeger durch den Schlot sieht.

Nach Stunden erst fing Mauke an, wieder warm zu werden. Sein Kollege hatte einen roten Nelkenstengel zwischen den Zähnen und sprach viel von Radeln und fabelhafter Hitze; das wirkte.

Sonnenschein lag auf dem Pflaster, als der Sekretär nach Hause ging; die Bäumchen an der Straßenseite hatten noch Grün. Er ging mit offenem Paletot, und da er eilig lief, schwitzte er.

Nun kam die Ecke. Eine verdammt zugige Ecke! Er mußte doch Mariechen warnen, denn wenn man da lange stehen blieb, konnte man sich wirklich 'was holen. Ein eiskalter Luftzug strömte vom Fenster her; wenn die Ladentür aufging, roch es nach Moder. Der Mann lüftete schlecht, pfui!

Mauke guckte durch die Türscheiben; er hatte noch nie hier gekauft. Der Laden war dunkel wie ein Grab, und der Besitzer sah so verhungert aus, nur Haut und Knochen; er stand hinterm Ladentisch und spähte mit tiefliegenden Augen nach Kunden aus. Als er Mauke draußen bemerkte, dienerte er. Was hatte der Kerl für ein fatales Lächeln!

Verstimmt kam der Sekretär heim. Er sah's Mariechen an, sie war enttäuscht, sie hatte gehofft, er würde die Schuhchen mitbringen. Ihr Kuß schien ihm kühler als sonst; wie ein Hauch, in wehmütiger Entsagung berührten ihre Lippen seine Stirn.

Die Schuhchen, die Schuhchen! Es war ihre fixe Idee. Sie ging heimlich und sah sie wieder und wieder an.

Es wurde herbstlicher, kalte Regengüsse kamen und peitschten die letzten Blätter von den Bäumchen. Durchfröstelt, zerzaust vom Wind, stand die junge Frau am Ladenfenster und träumte:

O, wenn es erst in den Schuhchen lief, das liebe, kleine Kind! Sie würde es an die Hand nehmen und führen, es sollte dem Vater entgegentrippeln. Wie die Füßchen sich beeilten! Dann würde der nicht mehr unwirsch sein, dann würde er sich auch freuen über die braunen Schuhchen.

»Lauf, lauf! Fall nicht – o, mein Kind, mein liebes Kind in deinen kleinen Schuhchen!« – – – –

Sie schreckte zusammen, der Alte hatte die Ladentür geöffnet und sah sie scharf an.

»Wünschen Sie etwas, meine Dame?«

Dunkelrot zog sie ihre Hand zurück, sie hatte mit den Fingern liebkosend am Glas des Schaufensters auf und ab gestrichen. »Ich – ich – was kosten die kleinen Schuhchen?«

»Ach, die Erstlingsschuhchen! Gefallen Ihnen wohl? Billig, enorm billig! Bitte, treten Sie näher!«

Sie folgte ihm hinein, wie magnetisch gezogen.

Er streckte seinen dünnen Arm aus und langte die Schuhchen aus dem Schaufenster; mit den mageren Zeigefingern spießte er sie auf und hielt sie ihr vor's Gesicht. »Eminenter Gelegenheitskauf! Nur noch das einzige Paar da! Sie sollten sich das nicht entgehen lassen, werte Dame! Darf ich sie Ihnen einwickeln?«

»Ich danke«, sagte sie hastig, »nein, nein, ich kann nicht, – ich danke!«

»Sie werden sie doch noch holen!« Er sah sie böse an. Lange konnte sie seinen tückischen Blick aus den tiefen, dunklen Augenhöhlen nicht vergessen.

Mit nassen Füßen, mit verwehtem Haar, aufgelöst vom Kampf gegen Regen und Wind, durchfroren vom langen Stehen, kam sie heim.

Seit jenem Tage kränkelte sie, sie hatte sich erkältet. Als ihr Kind geboren wurde, war sie sehr schwach. Sie hustete und fieberte und konnte noch nach vier Wochen das Bett nicht verlassen. –

Es ging in die fünfte Woche. Mauke saß neben ihrem Bett und hielt ihre Hand. Es war ganz still im Zimmer; das Kleine schlief, sie hatte es neben sich liegen und preßte es im linken Arm fest an die Brust. Wie Rosen glühten ihre Wangen. Die Augen hatte sie geschlossen, goldig bewimpert waren die Lider; auf der weißen, kindlichen Stirn zogen die Brauen zwei eigensinnige Bogen.

Draußen lag Schnee und dämpfte jeden Schall. Am Fenster duftete der Hyazinthentopf, lange, blasse Blüten, nur mit einem Hauch von Farbe. Es wollte dämmern.

Sie schien zu schlafen. Er beobachtete sie lange, sehr lange, und dann reckte er den Hals – so konnte er gerade zum Fenster hinaussehen. Draußen alles tot und weiß, in einem fahlen Licht; und jetzt hob sich die Dämmerung wie ein Riesenschatten und reckte sich am Haus in die Höhe und wuchs und wuchs, höher und höher, bis hinauf zu dem Fenster im vierten Stock.

Die Kranke rührte sich und seufzte.

»Mariechen«, fragte er sanft, »hast du geschlafen?«

»Ja, – und geträumt!« Ihre Stimme klang erfreut. »So schön wie damals! Nun ist unser Kind da, nun kannst du mir doch auch« – sie stockte – »sei nicht böse! Ich möchte wohl wissen, ob die kleinen, braunen Schuhchen schon verkauft sind?«

* * *

Als die alte Nachbarin, welche die Kranke pflegte, mit der Lampe kam, ging der Sekretär und kaufte die Schuhe. Sie waren noch zu haben; grinsend und dienernd wickelte der Alte sie in ein grünweiß gestreiftes Seidenpapier.

Mauke kam heim und legte sie Mariechen aufs Bett. Sie hatte wieder mit geschlossenen Lidern geruht, nun schlug sie die Augen groß auf; ein seltsames Glühen war in ihnen.

»Sieh mal!« Er schob ihr das grünweiße Seidenpapierpäckchen unter die Hände. »Da, wickel mal aus!« Schmunzelnd sah er seiner Frau zu.

Ihre Blicke wurden erstaunt froh, leuchtender und leuchtender, mit fiebrig zitternden Händen wickelte sie an dem Papier, es riß mitten durch. »O die Schuhchen, die –«

Sie kam nicht weiter. Das Kind an ihrer Seite stieß einen Schrei aus, lauter denn je einen zuvor, streckte die geballten Fäustchen in die Luft und bäumte sich wie im Krampf.

»Nanu?« Der Vater beugte sich erschrocken über's Bett. »Was hat er? – Aha, er freut sich über seine Schuhchen!«

Und er nahm das Kind von der Seite der Mutter, tänzelte in der Stube mit ihm auf und ab und erzählte ihm kosend von seinen schönen, braunen Schuhchen.

Die junge Mutter hörte ganz still zu, die Freude hatte sie erschöpft; sie stieß nur in Absätzen einen langen, zitternden Seufzer der Befriedigung aus. –

In der kommenden Nacht starb Marie Mauke. Die alte Nachbarin wand ihr unter Stöhnen und Schluchzen den einen kleinen Schuh aus der kalten, krampfhaft geschlossenen Hand. Die Arme hatte ihn am Abend nicht hergeben wollen, nun mußte sie doch. Die Hyazinthen am Fenster dufteten berauschend. Die Alte holte weinend eine Schere, schnitt die fetten Stengel ab und schob sie der Toten zwischen die blassen Finger.

* * *

Wochen vergingen, Monate. Oben auf dem Schrank standen die kleinen braunen Schuhe vergessen. Mauke mochte sie nicht ansehen, sie erinnerten ihn zu schmerzlich an seine Frau. Sie verstaubten. Mitunter stieg die Nachbarin auf einen Stuhl, langte sie herunter und pustete sie ab; es tat ihr jedesmal leid um die hübschen Dinger. Zuletzt – der Junge brauchte Schuhe – zog sie sie ihm an und gab einen Klaps unter jedes Söhlchen: »Da, jroßartig, sitzen jroßartig! So 'n Staatsbengel!«

Als der Sekretär nach Hause kam, strampelte ihm sein Junge auf dem Arm der Alten entgegen.

Der Kleine konnte noch nicht laufen und sprechen, aber eitel war er schon auf seine keinen Schuhe. Er weinte, wenn man sie ihm nicht anzog; er krähte vor Vergnügen, wenn er sie anhatte, er betrachtete sie mit großen Augen und kratzte mit dem nadelscharfen Nagel des Zeigefingerchens an den weißen Steppverzierungen.

»Mein Junge«, nickte Mauke. Das Wasser quoll ihm in die Augen. »Wenn Mariechen sie sehen könnte!«

Weiter sagte er nichts, er war kein Mann von vielen Worten; er nahm alles resigniert, Gutes wie Böses; die Sonne hatte ihm nie voll auf den Kopf geschienen, immer nur hatte er sie durch einen Fensterspalt an einem winzigen Stück Himmel gesehen.

Nach und nach litten die Schühchen, der Junge rutschte soviel auf den Dielen. Die weißen Steppnähte waren längst schmutzig, das Braun schabte sich ab, und eines Tages klafften die Spitzen.

Mauke trug sie zum Ausbessern, aber der Alte im Eckladen brummte: »Kinderschuhe lohnen das Reparieren nicht!« Dann grinste er: »Weg damit!« Und dann zeigte er Mauke andere Schuhe: »Gibt ja so viel neue – enorm billig – hehe!« Das grinsende Lachen erstickte ihn fast, er hüstelte. »Kaufen Sie neue – schrumm, ein anderes Bild – hehe – alles vergänglich!« – – – – – – – – –

»Ich weiß 'was«, sagte Mauke beim Nachhausekommen zu seiner Freundin, der alten Nachbarin.

»Na, was denn, Herr Sekretär? Schießen Sie 'mal los!« Sie wurde sehr neugierig, denn er lächelte so geheimnisvoll. »Man los!«

Aber es war nichts aus ihm herauszubringen, er wiederholte nur noch einmal, wichtig wie ein Kind: »Ich weiß 'was!«

Am nächsten Sonntag früh küßte er seinen Jungen; der war nun ein Jahr alt. Dann zog er seinen besten schwarzen Rock an, bürstete den Zylinder spiegelblank und ging aus. –

Das Vorland der großen Stadt schimmerte wie ein riesiges weißes Feld; die Trottoire vor den letzten Häusern waren wohl freigefegt, aber auf dem Damm türmten sich große Schneehaufen. Ein rechtes Weihnachtswetter. Und Tannenduft in der Luft; an den Straßenecken, auf den Plätzen grüne Tannenpyramiden, in den Läden bunte Lichter und goldige Ketten, Leckereien und glänzend-geriebene Äpfel.

Hinter der großen Scheibe des Eckladens standen die Stiefel aufgereiht zum Weihnachtsausverkauf, mit Tannenzweigen und Watteflocken war das Fenster garniert.

Mauke warf einen trüben Blick auf die Schuhausstellung, einen langen, sehnenden Blick auf das Trottoirfleckchen vor'm Schaufenster – da hatte sie so oft gestanden!

Und dann ging er weiter durch all die Menschen, an fröhlichen Kindern vorüber, vorbei an hastenden Käufern, an Tannenbäumen, an rollenden Pferdebahnen und schwer knarrenden Lastwagen, an prangenden Läden und beschneiten Vorgärten – immer weiter, bis der Weg stiller wurde, zuletzt ganz still.

Da war der Kirchhof.

Vor ihm stapften zwei Kinder, ihre kleinen Gestalten waren das einzig Bunte in der ganzen Umgebung und das einzig Lebende. Sonst alles tot und schweigsam. Jetzt hörte er ihre Stimmen; sie lachten, sie waren ganz vergnügt und trugen ein geputztes Bäumchen. Durch die lange Mittelreihe der Gräber folgte er ihnen; da hielten sie an einem schmalen Hügel, sie pflanzten wohl dem toten Brüderchen oder Schwesterchen den Tannenbaum aufs Grab.

Auch die Toten bekommen zu Weihnachten Geschenke.

Mauke ging weiter, nicht gemessenen Schrittes, wie man hier zu gehen pflegt, nein, er lief eilig, wie beschwingt, er rannte. An weißen Hügeln vorbei, an weißen Bäumen vorbei, ganz zum Ende des Gartens und dann rechtsum – da lag sie.

Atemlos hielt er an, rot und heiß.

Scheu sah er sich um: niemand in Sicht! Einsam waren die vielen Ruheplätze mit den Gittern, die Schneehauben trugen.

Kahle Rosenstämme, verschneite Zypressen und der Himmel darüber weißlich-grau und schwer zum Niedersinken.

Mauke zog etwas aus der Tasche und legte es nieder aufs Grab mitten drauf:

»Da Mariechen, da hast du sie!«.

* * *

Der Kollege mit dem roten Nelkenstengel arbeitete nicht mehr im gleichen Bureau mit Sekretär Mauke, seit Dezember hatte er die Stellung gewechselt. Ein paar Wochen nach Weihnachten begegnete er aber dem früheren Amtsgenossen auf der Straße.

»He, Mauke!« Der Kollege hatte heute keinen Nelkenstengel zwischen den Zähnen, wohl aber ein Tannenreis; er nahm's heraus, um besser sagen können, wie er sich freue. »Nee, alter Knabe, famos, daß wir uns mal treffen, was? Na, wie jeht's denn?«

»Ich habe mein Kind verloren!« sagte Mauke eintönig.

»Wie – was?! Nee, so was! Wann denn?« Der Kollege kaute wieder an dem Tannenreis, er mußte sich Fassung daran saugen. »Wie alt war's doch gleich?«

»Es hatte die ersten Schühchen vertragen. Ich brachte sie Mariechen 'raus aufs Grab. Nun hat sie –«

Mauke schluckte, und dann wandte er sich ab.

Der andere hörte ihn noch murmeln: »Nun hat sie – die kleinen, braunen Schuhe!«

»Rosenkranzjungfer«, Egon Fleischel u. Co. Verlag, Berlin.


 << zurück weiter >>