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Carl Friedrich Wiegand

Joost van Hee

Die Not war groß in Zierikzee.
»Sei unser Retter, Joost van Hee!«

Vom Land her drang kein Mensch zur Stadt,
Seit Alba sie belagert hat.

Es schwamm kein Schiff vom Hafenstrand,
Das nicht im Nu in Flammen stand.

Wer öffnet uns zum Meer die Bahn?
Wer führt Entschüttung uns heran?

Ein Funke steigt auf offenem Meer!
Der Geuse kreuzt! Wer bringt ihn her?

Da warf sich in die kalte See,
Gewarnt, umjauchzt, Herr Joost van Hee!

Vier Stunden stürzt der Wellenkamm
An seine Brust. Er rang und schwamm –

Der Tag verblaßte. Es kommt die Nacht.
Er schwimmt durch Albas Flottenwacht.

Die See geht hoch. Sein Arm wird matt.
Er trägt hinaus den Plan der Stadt.

Er bringt dem Geusen seinen Plan
Zum Durchbruch für den Rettungskahn!

»Halt aus, mein Arm! Mein Herz, halt aus!
Ich hab ein junges Weib zu Haus.«

Es schwimmt sein Leib. Es schwimmt sein Geist.
Sein Blut im Herzen steht vereist.

Kein Halmbreit Rettung! Nacht und Meer.
Rauscht da im Sturm ein Boot daher?

Er greift, eh ihn die Kraft verläßt,
Mit starrer Faust das Fahrzeug fest.

Er blickt ins Schiff, fahl wie der Tod,
Er wirft den Plan der Stadt ins Boot.

Er schreit hinauf zum Steuerplatz
Mit letzter Kraft das Wort: »Entsatz!«

Dann sank er unters Geusenschiff,
Eh eine Hand die seine griff.

Aus dunkler Tiefe kam ein Schrei –
»Auf, Geusen, macht den Hafen frei...!«

Die Nacht wird klar, die See schäumt rot –
Herrn Albas Flotte raucht und loht.


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