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Volkslied

Der Wirtin Töchterlein

Es ritten drei Reiter wohl über den Rhein,
Bei einer Frau Wirtin, da kehrten sie ein.

»Frau Wirtin, ist ihr Mann zu Haus?«
»Ach nein, ist gestern geritten hinaus.«

»Frau Wirtin, hat sie kein Dienstmägdelein?«
»Ich habe ein einziges Töchterlein.«

»Frau Wirtin, wird sie bald schlafen gehn,
So laß sie die Lichter uns brennend stehn.«

»Ich kann ja schlafen gehn, wann ich will,
Ich schicke mein Töchterlein vor mir hin.«

Sie gaben der Wirtin einen süßen Trank,
Daß sie vor Schlaf darniedersank.

Das Kind griff der Mutter wohl an die Füß:
»Ach Mutter, was ist dein Schlaf so süß!«

Es griff seiner Mutter wohl an die Brust:
»Ach, wenn das doch der Vater wußt!«

Es griff seiner Mutter wohl an den Mund:
»Ach Mutter, jetzt ist meine letzte Stund!«

Der erste sprach: »Das Mägdlein ist mein,
Ich hab ihm gegeben ein Ringelein!«

Der andere sprach: »Das Mädchen ist mein,
Ich hab ihm gegeben ein kühl Glas Wein.«

Der dritte sprach: »Das Mädchen ist wert,
Daß wir es teilen mit unserem Schwert!«

Sie legten es auf einen viereckigen Tisch
Und teilten es wie einen Wasserfisch.

Und wo ein Tröpflein Blut hinsprang,
Da saß ein heiliger Engel und sang.

Und wo der Mörder das Schwert hinlegt,
Da saß ein schwarzer Rabe und kräht.

Das Mädchen kam ins kühle Grab,
Die Mörder die kamen auf das Galgenrad.


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