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Volkslied

Der Mordknecht

Es ritt ein Herr und auch sein Knecht
Wohl über ein' breite Auen,
            Ja Auen.
Und alles, was sie redten da,
War von einer schönen Frauen,
            Ja Frauen!

»Ach, Schildknecht, lieber Schildknecht mein,
Was redst du von meiner Frauen,
            Ja Frauen?
Und förchtest nicht mein braunes Schwert?
Zu Stücken will ich dich hauen,
            Ja hauen!«

»Euer braunes Schwert, das förcht ich klein,
Der liebe Gott wird mich wohl behüten,
            Behüten!«
Da schlug der Knecht sein'n Herrn zu Tod,
Das geschah um Fräuleins Güte,
            Ja Güte!

»Nun will ich heimgehn landwärts ein
Zu einer schönen Frauen,
            Ja Frauen:
Eur edler Herr und der ist tot,
So fern auf breiter Auen,
            Ja Auen.«

»Und ist mein edler Herre tot,
Um ihn so muß ich weinen,
            Ja weinen.
Mein liebster Buhle, den ich han,
Der lat mich nu al eine,
            Ja eine.

Nun sattel mir mein graues Roß!
Ich will von hinnen reiten,
            Ja reiten.«
Und da sie auf die Heide kam,
Die Lilien täten sich neigen,
            Ja neigen!

Auf band sie ihm sein'n blanken Helm
Und sach ihm unter sein Augen,
            Ja Augen:
»Nun muß es Christ geklaget sein,
Wie bist du so zerhauen,
            Ja hauen!

Nu will ich in ein Kloster ziehn,
Will den lieben Gott für dich bitten,
            Ja bitten,
Daß er dich ins Himmelreich wöll lan,
Das gescheh durch meinet willen!
            Ja willen!«


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