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Moritz Graf Strachwitz

Nun grüße dich Gott, Frau Minne

Herr Walter war ein Ritter jung,
Er hatte lang gestritten,
Bis ihm ein scharfer Schwertesschwung
Ins freudige Herz geschnitten.

Herr Walter glitt in den blutigen Sand,
Sein Hengst stob in die Winde,
Sie trugen ihn aus dem Sonnenbrand
Unter die breite Linde.

Sie rissen entzwei den Fahnensaum,
Zu stillen das Blut dem Degen;
Auf den Sterbenden vom Lindenbaum
Fiel reicher Blütenregen.

Das war des Königs Töchterlein,
Ihr Aug in Tränen glühte,
Sie hielt ihm einen Becher Wein
An des Mundes welkende Blüte.

Das war des Königs Töchterlein,
Sie kniete zu ihm nieder,
Da drang ein schneller Rosenschein
Durch die sinkenden Augenlider.

Es ging ein Schauer durch sein Mark,
Ein Schauer jäher Wonne,
Er sah sie an so voll und stark,
Wie der sterbende Aar die Sonne.

Die Binden riß er, die er trug:
»Nun rinne mein Blut, o rinne!«
Er trank den Becher auf einen Zug:
»Nun grüße dich Gott, Frau Minne!«


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