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Moritz Graf Strachwitz

Richard Löwenherz' Tod

»Hinweg die Lanze, hinab vom Roß!
        Bei Gott und unsrer Frau!
Ich nehme das stolze Rebellenschloß
        Noch vor dem Abendgrau.

Hinan, ihr Lords von Nord und Süd,
        Hinan, auf Wall und Turm!
Durchs Löwenbanner der Sturmwind zieht,
        Er heult zum Sturm, zum Sturm!

Zieht, Schützen, den langen Bogen ans Ohr,
        Der oft den Hirsch bedroht;
Auf, sendet in jedes Herz empor
        Den graubefiederten Tod!

Hoch lebe das fröhliche Engelland
        Und jedes Stück davon!«
Der König schwang in der Panzerhand
        Die Streitaxt von Askalon.

Und wem die Axt um die Ohren pfiff,
        Der ward auf ewig taub,
Und wem die Axt an den Nacken griff,
        Der lag ohne Kopf im Staub.

Wen legst du dort ins grüne Gras,
        Sag an, mein kühner Gesell? –
Seine Stirn ist hoch, seine Wange blaß,
        Sein Aug blickt grimmig hell.

Die Streitaxt hält die Faust umklemmt,
        Als galt es das ewige Heil;
Doch tief in dem blutigen Panzerhemd,
        Da zittert der dünne Pfeil.

Die Faust ward matt, die Lippe weiß,
        Der Schlaf ihn überkam;
Der Mund aber betete röchelnd leis:
        »Für Gott und meine Dam!«

Und wie er es sprach in zuckendem Schmerz,
        Der todeswunde Mann,
Da hatte das brechende Löwenherz
        Den letzten Schlag getan.

Die Faust war starr und starr das Blut,
        Die Lippe war stolz gebäumt,
Als riefe sie noch mit grimmem Mut:
        Still, wenn der Löwe träumt!


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